Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung
Immer Ärger mit der Postbank
Kritik am Krisenmanagement prägt die Hauptversammlung der Deutschen Bank
Frankfurt/main. Ginge es allein nach dem Geschäftserfolg, hätte Christian Sewing wohl eine harmonische Hauptversammlung erlebt. Schließlich geht es der Deutschen Bank so gut wie lange nicht. Doch der Vorstandschef musste erneut heftige Kritik für das Chaos bei der Konzerntochter Postbank einstecken.
„Die Probleme bei der Itmigration der Postbank sind eine Blamage“, sagte Fondsmanagerin Alexandra Annecke von Union Investment in der Versammlung, die erneut als Videokonferenz und nicht als Präsenzveranstaltung stattfand. „Eine Bank darf ihre Kunden nicht so im Regen stehen lassen, wie das bei der Postbank geschehen ist.“Deka-vertreter Andreas Thomae befand, es habe in der Privatkundenbank
Christian Sewing, hier beim Bankentag, verspricht besseren Service.
„lichterloh gebrannt“: „Die vielen Kundenbeschwerden im Zuge der Postbank-integration haben
Sie nicht nur Geld, sondern auch Reputation gekostet.“
Die Übertragung des Kundengeschäfts der Postbank auf die Computersysteme der Deutschen Bank im vergangenen Jahr hatte zu massiven Ausfällen geführt. Zeitweise konnten Kunden nicht auf Konten zugreifen, Baufinanzierungen verzögerten sich, Menschen mit Pfändungsschutzkonten kamen vorübergehend nicht an Geld. Die Finanzaufsicht Bafin schickte sogar einen Sonderbeauftragten.
Sowohl Aufsichtsratschef Alexander Wynaendts als auch Konzernchef Christian Sewing bekräftigten in ihren Reden, dass die Bank ihrem Qualitätsanspruch nicht gerecht geworden sei und Kunden enttäuscht habe. Klar sei, dass die Bank „noch mehr Arbeit“vor sich habe, um ihren „Kundenservice weiter zu verbessern“, sagte Sewing.
Zudem zeichnet sich weiterer Ärger in Sachen Postbank ab: In einem seit Jahren laufenden Rechtsstreit mit ehemaligen Postbank-aktionären deutete das Oberlandesgericht (OLG) Köln jüngst an, dass es zugunsten der Kläger entscheiden könnte. Die Deutsche Bank stellte daher vorsorglich 1,3 Milliarden Euro zurück – einen Tag nach einer sehr guten Quartalsbilanz. „Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: 1,3 Milliarden Euro. Quasi aus dem Nichts“, sagte Deka-vertreter Thomae. Konzernchef Sewing betonte, dass sich die Bank in dem Fall weiter im Recht sehe. Nach der Stellungnahme des OLG Köln seien die Anwälte jedoch zu der Einschätzung gelangt, „dass eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 Prozent besteht, in dem Rechtsstreit zu unterliegen“. Deshalb habe man in der Bilanz Vorsorge treffen müssen.