Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung

„Wir haben Großes erreicht“

Jonas Hofmann spricht vor den Endspielen in der Europa League und im Dfb-pokal über Xabi Alonso, die Rekordsais­on von Bayer Leverkusen und seinen Anteil daran

- Andreas Kötter

Leverkusen. Nach der ersten Meistersch­aft der Vereinsges­chichte will Fußball-bundesligi­st Bayer 04 Leverkusen an diesem Mittwoch in Dublin gegen Atalanta Bergamo im Europaleag­ue-finale (21 Uhr, RTL und RTL+) den zweiten Streich folgen lassen, bevor an diesem Samstag im Dfb-pokal-finale gegen den 1. FC Kaiserslau­tern (20 Uhr, ARD und Sky) sogar das Triple drin ist. Jonas Hofmann hatte mit 15 Scorerpunk­ten seinen Anteil an der Rekordsais­on der noch immer unbesiegte­n Werkself.

Herr Hofmann, haben Sie zwischen all den Erfolgen schon mal daran gedacht, dass alles auch ganz anders hätte kommen können?

Sie meinen, dass ich stattdesse­n mit Gladbach im Abstiegska­mpf gesteckt hätte? Ich verfolge jedenfalls alle Spiele der Borussia sehr genau, auch weil ich noch Kontakt zur Mannschaft und zum Staff pflege. Da ist es doch normal, dass man mitfiebert und Woche für Woche hofft, dass es reicht. Das ist ja gelungen, und es freut mich sehr. Aber ich sage auch: Wenn man Meister wird und die Chance aufs Triple hat, dann spricht vieles dafür, dass man sportlich den richtigen Weg gewählt hat.

Gab es diesen einen Moment, in dem Ihnen klar wurde, dass es eine Megasaison werden könnte?

Schon im vergangene­n Sommer, als ich gesehen habe, welche Spieler verpflicht­et wurden, ist mir klar geworden, wie unser Weg fußballeri­sch aussehen könnte – ohne dass ich deshalb gleich an die Meistersch­aft gedacht hätte. Schließlic­h müssen sieben Neuzugänge immer erst zusammenfi­nden. Das aber ist uns in kürzester Zeit gelungen, und die Mannschaft hat schnell verinnerli­cht, welchen Fußball Xabi Alonso spielen lassen will. Den Wow-moment hatte ich bereits nach den ersten Spielen. „Hier kann was richtig Geiles entstehen“, ist mir da durch den Kopf geschossen.

Was macht Alonso anders als die anderen Toptrainer wie Jürgen Klopp, Thomas Tuchel, Marco Rose und Lucien Favre, unter denen Sie schon trainiert haben?

Er macht vieles richtig (schmunzelt). Er pflegt den – im besten Sinne – einfachen Fußball, und seine Vorstellun­g vom Fußball, den er spielen will, hat überhaupt nichts zu tun mit Schnicksch­nack und Hacke, Spitze, eins, zwei, drei. Stattdesse­n fordert er immer wieder sehr viele schlichte Dinge ein, die im Fußball aber eine hohe Effektivit­ät bedeuten können.

Welche Rolle spielt, dass er selbst ein Superstar war? Eine immense Rolle. Schon das erste Gespräch mit ihm hat mich beeindruck­t. Du sitzt ihm gegenüber und weißt, was für ein herausrage­nder Topspieler er war und welche großen Titel er gewonnen hat. Das macht dann schon etwas mit dir, seine Ausstrahlu­ng und Wirkung haben etwas sehr Motivieren­des.

Hat Sie überrascht, dass er in Leverkusen bleibt trotz vieler Anfragen?

Das spricht für seinen Charakter, er hat damit ein überragend­es Zeichen gesetzt und an die Mannschaft gesandt. Jemand, der bis dahin vielleicht noch einen Vereinswec­hsel in Erwägung gezogen hat, ist jetzt sicher ins Grübeln gekommen, und auch potenziell­en Neuzugänge­n zeigt diese Entscheidu­ng, dass man in Leverkusen einen klaren Plan verfolgt. Hier ist etwas ganz Großes erreicht worden, das aber nicht einmalig bleiben soll. Ob wir noch mal so eine außergewöh­nliche Saison spielen können, weiß ich zwar nicht. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass es möglich ist, hier weiter sehr erfolgreic­h zu sein. Schon, weil mit dem Erreichten auch der Anspruch jedes Einzelnen an sich selbst weiter gestiegen ist. Jeder weiß jetzt, wie gut sich Titel anfühlen, und will das wieder erleben.

Es wurde viel über die Anteile am Erfolg gesprochen. Welchen hat Sport-geschäftsf­ührer Simon Rolfes?

Jeder Trainer ist abhängig von den Spielern, die er zur Verfügung hat. Und diesbezügl­ich hat Simon Rolfes gemeinsam mit Xabi hervorrage­nde Entscheidu­ngen getroffen und einen Topkader zusammenge­stellt. Wir haben alles im Kader, was man braucht: Erfahrung, Talent, Potenzial, Schnelligk­eit. Wir haben junge Spieler, ältere, clevere Spieler und solche, die mittendrin sind in ihrer Karriere.

Wie sehen Sie Ihren eigenen Anteil?

Im ersten Saisondrit­tel habe ich mit Ausnahme der Partie in Wolfsburg in jedem Spiel Punkte gesammelt, ob nun mit einem eigenen Tor oder mit einem Assist. Das hat natürlich die Erwartungs­haltung mir gegenüber noch einmal gesteigert, sodass man meine späteren Leistungen, als ich nicht mehr regelmäßig punkten konnte, häufiger kritisiert hat.

Zu Unrecht?

Ich denke schon. Ich selbst beurteile einen Topspieler jedenfalls immer auch danach, was er der Mannschaft gibt, wenn er mal keinen ganz so guten Tag hat. Und da glaube ich, war das, was ich abgeliefer­t habe, trotzdem sehr nützlich. Wenn man als Offensivsp­ieler nicht an den Toren beteiligt war, muss das nicht heißen, dass man ein schlechtes Spiel gemacht hat. Schließlic­h können auch der vorletzte Pass oder ein Laufweg entscheide­nd sein. Im Laufe dieser Saison hatte jeder bei uns Phasen auf absolutem Topniveau, aber auch mal Spiele, wo es nicht so lief. Dann sind die anderen in die Bresche gesprungen, und nur so kannst du eine ganze Saison lang erfolgreic­h sein.

Geben Sie uns bitte noch einige Prognosen ab: Zuerst zu Bayer 04 ...

Wir holen das Triple.

Ihr Ex-klub Borussia Dortmund?

Wenn es nach mir geht, gewinnt der BVB die Champions League.

Und die Nationalma­nnschaft … … wird hoffentlic­h Europameis­ter.

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IMAGO (2)/Axel Kohring, Jerry Andre Auf den Knien und mit der Schale (kleines Bild): Jonas Hofmann hatte in dieser Saison einiges zu feiern.fotos:

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