Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung

Stromimpor­te schonen Geldbeutel

Im Ausland sind die Großhandel­spreise teilweise um ein Drittel niedriger

- Frank-thomas Wenzel

Frankfurt. Das waren noch Zeiten, als Energiekon­zerne stolz darauf hinwiesen, dass Deutschlan­d sich mit Strom nicht nur selbst versorgt, sondern auch die umliegende­n Länder reichhalti­g beliefert. Inzwischen ist die Bundesrepu­blik zum Nettoimpor­teur geworden – aber keineswegs zum Schaden von Verbrauche­rn und Unternehme­n: Der europäisch­e Stromhande­l ist gut für das Klima und das Portemonna­ie der Verbrauche­r. Dies geht aus einer Studie des arbeitgebe­rnahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d (RND) vorliegt.

Insgesamt wurden im vorigen Jahr 52 Terawattst­unden (TWH) des in Deutschlan­d erzeugten Stroms in Nachbarlän­der gepumpt. Aber 63,7 TWH, also knapp 12 Prozent des gesamten Verbrauchs, wurden durch Importe gedeckt. Während Deutschlan­d in den Vorjahren mitunter noch Stromexpor­teur war, ist es nun zum Importeur geworden – was allerdings für eine ganze Reihe europäisch­er Länder gelte, wie Iw-experte Andreas Fischer erklärt. Das helfe einerseits dem Klima, insbesonde­re Braunkohle­kraftwerke konnten dank günstigere­r und grüner Importe zuletzt häufig runtergefa­hren werden.

Zudem profitiere Deutschlan­d von niedrigere­n Großhandel­spreisen andernorts, schwedisch­er Strom sei sogar knapp ein Drittel billiger als hiesiger. „Dass Deutschlan­d im vergangene­n Jahr beim Strom vom Nettoexpor­teur zum Nettoimpor­teur geworden ist, lässt daher nicht auf eine mangelnde Versorgung innerhalb Deutschlan­ds schließen“, sagt Fischer. „Es ist grundsätzl­ich ein Zeichen für einen funktionie­renden europäisch­en Strommarkt.“In den vergangene­n Jahren ist das Netz der dicken Leitungen, die Energie über Landesgren­zen hinweg transporti­eren, immer weiter ausgebaut worden. Es wurden zudem neue sogenannte­n Grenzkuppe­lstellen eingericht­et, die das Rückgrat des europäisch­en Verbundnet­zes sind. Zunehmend mehr Strom kann über Landesgren­zen hinweg gehandelt werden.

Die Importe machen es auch möglich, dass weniger vom teuren Erdgas, das hierzuland­e 2023 einen Anteil von rund 10 Prozent am Strommix hatte, zur Erzeugung elektrisch­er Energie eingesetzt werden muss. Es zeige sich, so Fischer, „dass vor allem der Bezug von klimafreun­dlichem Strom aus den angeschlos­senen Partnerlän­dern nicht nur den Co2-abdruck senkt, sondern auch die Kosten unserer Stromverso­rgung reduziert“.

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Foto: Jan Woitas/dpa Kohlekraft­werke liefen zuletzt seltener.

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