Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung
Stromimporte schonen Geldbeutel
Im Ausland sind die Großhandelspreise teilweise um ein Drittel niedriger
Frankfurt. Das waren noch Zeiten, als Energiekonzerne stolz darauf hinwiesen, dass Deutschland sich mit Strom nicht nur selbst versorgt, sondern auch die umliegenden Länder reichhaltig beliefert. Inzwischen ist die Bundesrepublik zum Nettoimporteur geworden – aber keineswegs zum Schaden von Verbrauchern und Unternehmen: Der europäische Stromhandel ist gut für das Klima und das Portemonnaie der Verbraucher. Dies geht aus einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.
Insgesamt wurden im vorigen Jahr 52 Terawattstunden (TWH) des in Deutschland erzeugten Stroms in Nachbarländer gepumpt. Aber 63,7 TWH, also knapp 12 Prozent des gesamten Verbrauchs, wurden durch Importe gedeckt. Während Deutschland in den Vorjahren mitunter noch Stromexporteur war, ist es nun zum Importeur geworden – was allerdings für eine ganze Reihe europäischer Länder gelte, wie Iw-experte Andreas Fischer erklärt. Das helfe einerseits dem Klima, insbesondere Braunkohlekraftwerke konnten dank günstigerer und grüner Importe zuletzt häufig runtergefahren werden.
Zudem profitiere Deutschland von niedrigeren Großhandelspreisen andernorts, schwedischer Strom sei sogar knapp ein Drittel billiger als hiesiger. „Dass Deutschland im vergangenen Jahr beim Strom vom Nettoexporteur zum Nettoimporteur geworden ist, lässt daher nicht auf eine mangelnde Versorgung innerhalb Deutschlands schließen“, sagt Fischer. „Es ist grundsätzlich ein Zeichen für einen funktionierenden europäischen Strommarkt.“In den vergangenen Jahren ist das Netz der dicken Leitungen, die Energie über Landesgrenzen hinweg transportieren, immer weiter ausgebaut worden. Es wurden zudem neue sogenannten Grenzkuppelstellen eingerichtet, die das Rückgrat des europäischen Verbundnetzes sind. Zunehmend mehr Strom kann über Landesgrenzen hinweg gehandelt werden.
Die Importe machen es auch möglich, dass weniger vom teuren Erdgas, das hierzulande 2023 einen Anteil von rund 10 Prozent am Strommix hatte, zur Erzeugung elektrischer Energie eingesetzt werden muss. Es zeige sich, so Fischer, „dass vor allem der Bezug von klimafreundlichem Strom aus den angeschlossenen Partnerländern nicht nur den Co2-abdruck senkt, sondern auch die Kosten unserer Stromversorgung reduziert“.