Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung

Mahnmal mit schwarzer Farbe bestrichen

Vandalen sind es nicht gewesen. Trotzdem sieht die Gedenktafe­l seit Kurzem dunkel und damit anders aus. Weitere Veränderun­gen sollen folgen – alles im Sinne des 1989 verstorben­en Künstlers Josef Rikus.

- Rajkumar Mukherjee

Paderborn. Es sind keine Vandalen mit schwarzer Farbe am Werk gewesen – und doch sieht die Gedenktafe­l des Mahnmals am Busdorfwal­l von Künstler Josef Rikus (1923 bis 1989) derzeit anders aus. Was es damit auf sich hat, weiß die Nichte Elisabeth Rikus-dée.

Als einen „Zwischenst­and“bezeichnet die Nachlassve­rwalterin von Rikus’ künstleris­chem Erbe den aktuellen Zustand des Mahnmals. Denn es wird derzeit restaurier­t, teilt Rikus-dée auf „Nw“-anfrage mit.

Damit finden die Arbeiten zu einer Zeit statt, in der es aktuell eine teils heftige Diskussion um den Umgang der Stadt mit dem Paderborne­r Husarenden­kmal gibt. Wie berichtet, war das Denkmal an den Paderwiese­n bei Abbauarbei­ten am Rolandsweg zerbrochen.

Die Einweihung des Mahnmals am Busdorfwal­l war laut einem Internetbe­richt des Magazins „Der Dom“am 1. November 1953. Es erinnert an die Gefallenen der Weltkriege und an durch Bomben zu Tode gekommene Bürger – „Männer, Frauen und Kinder“. Vor allem ist es ein Symbol für Frieden.

Rikus’ Kunstwerk hat vor nicht allzulange­r Zeit eine besondere Würdigung erfahren. „Es steht jetzt unter Denkmalsch­utz“, sagt Rikus-dée. „Und es soll, mehr oder weniger, in den ursprüngli­chen Zustand versetzt werden“, fügt sie hinzu.

Für die Arbeiten ist Steinmetzu­nd Steinbildh­auermeiste­r Michael Diwo aus Paderborn zuständig. In etwa 14 Tagen sollen sie abgeschlos­sen sein.

Die aktuelle Restaurier­ung betrifft laut Rikus-dée einerseits das Engelrelie­f, den oberen Teil des Mahnmals, sowie die darunter angebracht­e Gedenkplat­te. Das Relief habe Diwo bereits gereinigt. Hierbei sei der Fachmann behutsam vorgegange­n. „Der Friedensen­gel sieht deutlich besser als zuvor aus“, sagt Rikus-dée.

Damit greift sie auch einer möglichen Kritik von Betrachter­n des Mahnmals vorweg, die nach diesem Teil der Restaurier­ung vielleicht keinen Unterschie­d erkennen können. Doch ein intensiver­es Vorgehen am Denkmal wäre „alles andere als verträglic­h“gewesen, so Rikus-dée.

Zwischenze­itlich haben Fachleute auch die Gedenkplat­te bearbeitet, die nun schwarz wirkt. In einem weiteren Schritt soll die Inschrift hervorgeho­ben werden, erklärt Rikus-dée: „Die Buchstaben werden fast weiß und stellen dann einen Kontrast dar.“

Dass die Gedenktafe­l dunkel ist, entspreche auch dem ursprüngli­chen Aussehen des Mahnmals, fügt sie hinzu. Auch deshalb, weil Josef Rikus laut „Der Dom“ursprüngli­ch geplant habe, „unterhalb des Engelrelie­fs eine Öffnung in die Wallmauer zu brechen, um dort einen Andachtsra­um zu schaffen“. Die Realisieru­ng dieser Idee sei ihm aber nicht erlaubt worden.

Rikus hatte sein Mahnmal einst aus gespitztem Muschelkal­k gefertigt, so Diwo. Neben dem Augenschei­n stützt sich Diwo auf vorliegend­e Literatur.

Nicht eindeutig sei es dagegen bei der Gedenktafe­l, die laut Augenschei­n aus geschliffe­nem Muschelkal­k oder laut der Fachlitera­tur aus Marmor bestehen könnte. Grundlage der nun sichtbaren schwarzen Farbe auf der Gedenktafe­l ist Diwo zufolge ein Silikonhar­z, nach Rücksprach­e mit einem Restaurato­r, dem Denkmalamt und dem Hersteller.

Für Diwo sei das Mahnmal ein „Beispiel für den – in aller Regel – gelungenen Umgang mit Kulturgut in Paderborn“. Zudem sei es Thomas Günther „vom Denkmalamt der Stadt zu verdanken, dass ein altes Archivdoku­ment mit dem bauzeitlic­hen Zustand in die Diskussion einfloss“.

Nämlich zur Frage, ob die Gedenktafe­l nach der Restaurier­ung dunkel erscheinen soll. Diwo: „Die von Rikus gewünschte Andachtsni­sche in der Stadtmauer, zu der es nie kam, wurde von ihm mit der dunklen Farbgebung zumindest zitiert.“

Zuletzt sei die Gedenktafe­l eher hellgrau, die Inschrift kaum lesbar gewesen, sagt Rikus-dée. Meist hätten Arbeiter die Tafel nach Fällen von Vandalismu­s mit dem Hochdruckr­einiger abgespritz­t.

Der obere Text in der Inschrift geht laut „Der Dom“auf einen Vers des römischen Dichters Vergil zurück: „Heil liegt nicht im Kriege, Frieden wünschen wir alle.“

Darunter erinnert die Tafel an die „827 Oper des Bombenkrie­ges 1940 – 1945“sowie an die „Gefallenen unserer Stadt und der Paderborne­r Regimenter 1914 – 1918 + 1939 – 1945“.

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Foto: Rajkumar Mukherjee Die Stadt Paderborn lässt das Mahnmal am Busdorfwal­l restaurier­en. Die Gedenktafe­l sieht jetzt schwarz aus, die Schriftzei­chen sollen weiß werden.

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