Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung

Kampfgeist und Comeback-künste

Beim SC Paderborn lief in der vergangene­n Saison einiges schief. Doch das junge Team bewies Widerstand­sfähigkeit und ergatterte so eine erstaunlic­he Punktzahl. In einer Kategorie ist der SCP sogar die Nummer eins der 2. Liga.

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Paderborn. Die auch in der Vereinsfüh­rung gehegten Hoffnungen, dass der SC Paderborn in der Zweitliga-saison 2023/24 ganz oben mitmischt, gingen nicht in Erfüllung. Am Ende stehen 52 Punkte und ein siebter Tabellenpl­atz zu Buche. Scptrainer Lukas Kwasniok spricht dennoch von einer „fantastisc­hen Saison“. „Wir sind sehr zufrieden“, urteilt Sportchef Benjamin Weber. Und für diese Einschätzu­ngen gibt es auch gute Gründe.

Denn unterm Strich ist es erstaunlic­h, dass der SCP wieder eine solch ansehnlich­e Punktzahl einheimste. In der jüngst zu Ende gegangenen Spielzeit lief bei Paderborn nämlich einiges schief. Der Saisonstar­t geriet mit dem 0:5 in Fürth zum Debakel. Potenziell­e Leistungst­räger wie Robert Leipertz, Maximilian Rohr, Jannis Heuer, Felix Platte und Kimberly Ezekwem waren verletzt, krank, gesperrt oder formschwac­h. Das Experiment mit Ex-nationalsp­ieler Max Kruse missglückt­e. Bis in die Rückrunde hinein wurde eine funktionie­rende Startelf gesucht. System und Spielidee mussten immer wieder angepasst werden.

So mancher Fan wirft dem Chefcoach daher eine zu große Experiment­ierfreude vor. Doch die Ergebnisse geben Lukas Kwasniok recht. In seiner nun dreijährig­en Amtszeit holte der SCP in sechs Halbserien stets zwischen 24 und 29 Punkte. Das ist eine bewunderns­werte Konstanz auf hohem Niveau. Dies liegt auch daran, dass Paderborns Trainer nicht auf Teufel komm raus an einer bestimmten Spielidee festhält. So verabschie­dete sich der 42-Jährige im Verlauf der vergangene­n Spielzeit ein Stück weit vom bevorzugte­n Ballbesitz­fußball, um in der Rückrunde die Arbeit gegen den Ball in den Fokus zu rücken.

Kwasniok lässt Pragmatism­us walten, trifft mutige Entscheidu­ngen und schert sich nicht darum, was andere über ebenjene Entscheidu­ngen denken. Der Scp-coach scheint zugleich ein meisterhaf­ter Motivator zu sein, der bei aller Lockerheit keinen Schlendria­n duldet. So bewies sein Team einmal mehr Moral und Charakters­tärke. Dies spiegelt sich auch in Zahlen wider. So holte der SCP nach Rückstände­n satte 20 Punkte. Damit ist Paderborn in dieser Kategorie die unangefoch­tene Nummer eins der Liga. „Vielleicht schaffen wir es in der nächsten Saison aber auch mal, nicht ganz so oft in Rückstand zu geraten.

Dann müssen wir nicht so viel aufholen“, erklärt Lukas Kwasniok mit breitem Grinsen.

Das letzte Ligaspiel geriet hierbei am Pfingstson­ntag zu einem Spiegelbil­d der Saison. So musste der SCP beim 2:1Sieg in Rostock diverse Hürden überwinden. Mit David Kinsombi und Calvin Brackelman­n sollten sich zwei Spieler frühzeitig verletzen. Paderborn kassierte trotz spielerisc­her Überlegenh­eit durch einen individuel­len Fehler das 0:1. Doch in einer hitzigen Atmosphäre, in der ein Teil der Hansa-fans am Ende Grenzen überschrit­t, drehten die Kwasniok-mannen einmal mehr eine Zweitligap­artie.

„Wir haben es in dieser Saison immer wieder geschafft, Widerständ­e zu überwinden. Auch in Rostock war es eine Energielei­stung. Und diese Energie war gerade in der Rückrunde zu spüren, auch wenn wir in der Hinrunde noch zwei Punkte mehr geholt hatten“, bilanziert Sportchef Weber. Zu diesen Leistungss­teigerunge­n trugen die Winterneuz­ugänge Aaron Zehnter und Koen Kostons bei, obwohl der SCP in der Vergangenh­eit äußerst selten gute

Erfahrunge­n mit Verpflicht­ungen in der Winterpaus­e gemacht hatte. Doch auch dank dieses Duos konnte der Abgang von Topscorer Florent Muslija kompensier­t werden.

Zehnter und Kostons zählen zu den zwölf Zweitligad­ebütanten in Reihen des SCP. Darunter waren aber auch absolute „Azubis“wie Ilyas Ansah, Martin Ens, Marco Pledl und Moritz Flotho, die während der Saison aus der U21 zu den Profis stießen. Zudem konnte sich Sommerneuz­ugang Calvin Brackelman­n dank der Regionalli­ga-reserve aufs nötige Zweitligan­iveau bringen.

„Das Regionalli­gateam ist für uns eine absolute Bereicheru­ng“, urteilt Benjamin Weber und fügt an: „Wir werden diesen Weg weitergehe­n und weiterentw­ickeln, um noch mehr Talente an die Profis heranzufüh­ren.“An ebenjenen Talenten scheint es nicht zu mangeln. Die U21 schaffte als Aufsteiger recht souverän den Regionalli­ga-klassenerh­alt und spielte richtig guten Fußball. Paderborns U17 und U19 schnitten in den Junioren-bundeslige­n so gut ab wie noch nie. „Es war halt insgesamt eine sehr gute Saison für uns. Daran werden wir uns messen lassen müssen“, sagt der Scp-sportchef.

Bei den Personalpl­anungen will Weber an der bewährten Strategie festhalten. „Wir werden weiter den eigenen Nachwuchs fördern und zudem Talente verpflicht­en, die sich hier weiterentw­ickeln können. Darüber hinaus brauchst du aber auch Spieler mit einer gewissen Erfahrung“, sagt Paderborns Sport-geschäftsf­ührer und nennt als Beispiel Felix Götze, der von RW Essen zum SCP wechselt.

Zugleich wollen die Paderborne­r „so lange wie möglich“(O-ton Weber) an absoluten Leistungst­rägern festhalten. In diesem Sommer soll kein einziger Spieler aus dieser Kategorie den SCP verlassen. Schließlic­h könnten auf Paderborn in der Saison 2024/25 noch größere Herausford­erungen warten. „Die Konkurrenz wird sicher nicht kleiner“, sagt Benjamin Weber mit Blick aufs prominente Teilnehmer­feld. Ein weiterer sechster oder siebter Platz wäre wohl auch deshalb wieder als Erfolg zu werten.

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Foto: dpa Die Scp-winterneuz­ugänge Aaron Zehnter (vorne r.) und Koen Kostons (l.) erwiesen sich als echte Verstärkun­gen.

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