Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung
Der bittere Absturz des VFL Bochum
Bochum. Nach zwei Dritteln der Saison hatte sich der VFL Bochum bereits im geruhsamen Mittelfeld der Fußball-bundesliga eingenistet. Von Abstiegssorgen war kaum eine Spur. Dann ging allerdings so ziemlich alles schief, was schiefgehen konnte. Nun droht in der Relegation gegen den Zweitligadritten Fortuna Düsseldorf (Hinspiel an diesem Donnerstag, 20.30 Uhr, Sat.1 und Sky) sogar das Worst-case-szenario. Wie kam es dazu? Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) zeichnet den Absturz des Revierklubs in die Entscheidungsrunde nach.
Bereits der Auftakt in eine mindestens verkorkste Spielzeit verlief wenig verheißungsvoll. Der VFL blamierte sich in der ersten Runde des Dfb-pokals bei Drittligist Arminia Bielefeld (1:4 i. E.). Nur sieben Tage später kam Bochum zum Bundesliga-start beim VFB Stuttgart mit 0:5 unter die Räder.
Eine zufriedenstellende Reaktion ließ lange auf sich warten. Bis zum zehnten Spieltag dauerte es, ehe das Team von Trainer Thomas Letsch den ersten Ligasieg gegen den SV Darmstadt einfuhr. Danach steigerte sich der VFL merklich, schloss die Hinrunde auf Tabellenplatz 14 ab – sechs Zähler vor der Abstiegszone. Am 22. Spieltag bezwang die Letsch-elf sogar den FC Bayern mit 3:2. Das seinerzeit komfortable Polster auf Relegationsplatz 16: neun Punkte. „Wir haben eine Mannschaft mit einer tollen Mentalität. Die Jungs pushen sich gegenseitig, jeder wirft sich rein“, sagte Letsch im Nachgang.
Davon war in den Folgewochen aber nicht mehr viel zu sehen. Nach dem Bayern-coup setzte es vier Pleiten am Stück. Selbst gegen Schlusslicht Darmstadt reichte es nur zu einem Punkt (2:2). Der VFL war zurück im Tabellenkeller. Als er dann gegen den Vorletzten 1. FC Köln in einer dramatischen Schlussphase durch zwei Gegentore in der Nachspielzeit den Kürzeren zog, war die Abstiegsangst plötzlich wieder akut – und die Geduld der Bochumer Verantwortlichen überstrapaziert.
Trainer Letsch musste gehen, der bisherige U19-coach Heiko Butscher wurde zum neuen Chef an der Seitenlinie befördert. Butscher sei „Vfler durch und durch“, betonte Sportdirektor Marc Lettau. Er sei überzeugt davon, „dass wir in dieser Konstellation unser Ziel, den Klassenerhalt, erreichen werden“.
Dieses Vorhaben steht weiterhin auf wackligen Beinen – obwohl Bochum zwischendurch ein weiteres Mal gerettet schien. Nach aufeinanderfolgenden Siegen gegen die TSG Hoffenheim (3:2) und Union Berlin (4:3) war die Ausgangsposition zwei Spieltage vor dem Saisonende einmal mehr aussichtsreich. Vier Zähler trennten den Revierklub von der Abstiegszone. Doch der VFL vergab beide Matchbälle für den Klassenerhalt.
Den Kreis der bisher unglücklichen Saison schloss nun die Unruhe um Stammkeeper Manuel Riemann, der aus dem Kader für die Relegationsspiele gestrichen wurde. „Unüberbrückbare unterschiedliche Auffassungen zu teaminhaltlichen Themen“wurden vom Klub als Grund angeführt. Abbringen will er sich von seinem Ziel, die Spielzeit versöhnlich abzuschließen, aber nicht. „Ich bin nicht erfreut darüber, jetzt diese Situation zu haben. Aber damit müssen wir umgehen, es geht jetzt nur um den VFL“, sagte Sportchef Patrick Fabian.