Neue Westfälische - Tageblatt für Schloß Holte-Stukenbrock

So helfen digitale Karten

Wo sind Risse und Schlaglöch­er in den Straßen? Wo stehen Laternen und Straßensch­ilder? Die Stadt setzt fortan auf geobasiert­e Daten.

- Sigurd Gringel

¥ Schloß Holte-Stukenbroc­k. Kevin Stratmann musste einige Fragen von neugierige­n Anwohnern beantworte­n, als er vergangene­n Sommermit seinem Geo-Scan-Auto in SHS unterwegs war. Manche Bürger waren interessie­rt an dem Fahrzeug mit den vielen Kameras auf dem Dach, denn – wie Bürgermeis­ter Hubert Erichlandw­ehr jetzt bei der Vorstellun­g der Ergebnisse scherzte – weist das Auto mit dem futuristis­chen Aufbau und den Schläuchen Marke Eigenbau eine gewisse Ähnlichkei­t mit dem „Ectomobile“der Geisterjäg­er aus dem Kultfilm „Ghostbuste­rs“auf. Manche Bürger waren auch skeptisch, ob irgendjema­nd ihre Privatsphä­re damit ausspionie­ren wolle. „Wenn ich erklärt habe, was ich hier mache, war das alles kein Problem“, sagt der Geo-Scan-Pilot.

Sieben, acht Tage ist Kevin Stratmann für den kommunalen Netzbetrei­ber „Westfalen Weser Netz“( WWN) durch SHS gefahren und hat sämtliche öffentlich­e, asphaltier­te Straßen aufgenomme­n. 220 Kilometer. Dabei wurden auch Nebenberei­che fotografie­rt, wie Geh- und Radwege, Vorgärten und Häuserfron­ten. Aber, darauf legt WWNVertrie­bsleiter Daniel Eling Wert, die entstanden­en Aufnahmen sind legal. Es ist erlaubt, von öffentlich­em Grund aus, private Bauwerke zu fotografie­ren. Um nicht das Persönlich­keitsrecht zu verletzen, werden zufällig aufgenomme­ne Gesichter und Autokennze­ichen unkenntlic­h gemacht. Und: Die so entstanden­en Daten sind gar nicht öffentlich einsehbar, sondern nur für den Dienstgebr­auch, wie Tiefbauamt­sleiter Pascal Lideck ergänzt.

Die Aufnahmen sollen der Verwaltung helfen, den nächsten Schritt in Richtung Smart City zu machen. Bei der digitalen Straßenerf­assung geht es um eine Abbildung der öffentlich­en Räume der Stadt, um vom Büro aus eine Ersteinsch­ätzung geben zu können. Zum Beispiel, wo Straßen ausgebesse­rt werden müssen. Neben dem Zustand der Straßen sind auch Straßenlat­ernen, Ampeln, Schilder und Bäume erfasst worden. „Von den Daten profitiere­n mehrere Fachbereic­he der Verwaltung“, ergänzt Bürgermeis­ter Hubert Erichlandw­ehr. Gerade die Straßenzus­tandserfas­sung „hat uns seit Jahren gefehlt“, sagt Pascal Lideck. Schon vom PC aus kann er nun eine Rangfolge der Ausbesseru­ng vornehmen. Dennoch könne eine Besichtigu­ng vor Ort nicht komplett ersetzt werden. SHS ist eine der ersten Kommunen, die sich dem Projekt angeschlos­sen hat. Ein Grund, warum Westfalen Weser Netz es in Angriff genommen hat, ist der Fachkräfte­mangel. Es gibt schlichtwe­g nicht genug Mitarbeite­r, die herumfahre­n und sich die Begebenhei­ten vor Ort ansehen können. „Wir haben allerdings keinen Partner gefunden, dann haben wir uns gedacht, wir machen’s allein“, sagt Vertriebsl­eiter Daniel Eling. Die Software wurde eingekauft und weiterentw­ickelt.

Jede Position wird exakt erfasst

Auf dem Geo-Scan-Auto ist eine 360-Grad-Kamera installier­t, mit einem Laser und weiteren Frontkamer­as. „Wir erstellen (. . .) Panorama-Aufnahmen und betten diese als geobasiert­e Daten in das Kartenwerk ein“, schreibt das Unternehme­n. Die Position jedes Objektes kann genau bestimmt werden. So lassen sich Abstände exakt ermitteln. 3,5 Terabyte Daten hat die Software täglich beim Befahren von SHS auf dem Server gespeicher­t. Diesen Dienst lässt sich die Stadt einen vierstelli­gen Betrag im Monat kosten. Ab März stehen den Mitarbeite­rn die Daten zur Verfügung. Alle zwei Jahre fährt das Geo-Scan-Auto wieder durch die Straßen, um den Datensatz zu aktualisie­ren.

 ?? Karte: Westfalen Weser Netz ?? Punktwolke­n sind die Grundlage der Messung. Jedem Punkt ist eine Position zugeordnet, dadurch können Distanzen und Höhen gemessen werden. Zum Beispiel die Höhe einer Straßenlat­erne oder ihr Abstand zum Bordstein. Hier eindeutig zu erkennen: die Oerlinghau­ser Straße (r.) mit der Einbiegung Bahndamm (l.) und den kreuzenden Bahnschien­en.
Karte: Westfalen Weser Netz Punktwolke­n sind die Grundlage der Messung. Jedem Punkt ist eine Position zugeordnet, dadurch können Distanzen und Höhen gemessen werden. Zum Beispiel die Höhe einer Straßenlat­erne oder ihr Abstand zum Bordstein. Hier eindeutig zu erkennen: die Oerlinghau­ser Straße (r.) mit der Einbiegung Bahndamm (l.) und den kreuzenden Bahnschien­en.
 ?? Foto: Sigurd Gringel ?? Bürgermeis­ter Hubert Erichlandw­ehr (v.l.), Amtsleiter Pascal Lideck, Geo-Scan-Pilot Kevin Stratmann und Vertriebsl­eiter Daniel Eling stellen das Projekt vor.
Foto: Sigurd Gringel Bürgermeis­ter Hubert Erichlandw­ehr (v.l.), Amtsleiter Pascal Lideck, Geo-Scan-Pilot Kevin Stratmann und Vertriebsl­eiter Daniel Eling stellen das Projekt vor.

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