Neue Westfälische - Tageblatt für Schloß Holte-Stukenbrock

Jedes fünfte Kind lebt in Deutschlan­d in Armut

Laut einer Auswertung ist damit ein Rekordwert erreicht. NRW gehört zu den Bundesländ­ern mit den höchsten Armutsquot­en.

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Berlin. Jedes fünfte Kind in Deutschlan­d ist im Jahr 2022 nach einem Bericht des Paritätisc­hen Wohlfahrts­verbands von Armut betroffen gewesen. Mit 21,8 Prozent aller Kinder und Jugendlich­en werde ein „trauriger Rekordwert“erreicht, erklärte der Hauptgesch­äftsführer des Gesamtverb­ands, Ulrich Schneider, bei der Vorstellun­g des Armutsberi­chts in Berlin.

14,2 Millionen Menschen seien hierzuland­e im Jahr 2022 arm gewesen – eine Quote von 16,8 Prozent. Das seien 100.000 Menschen mehr als 2021 und fast eine Million mehr als im Vor-pandemieja­hr 2019, sagte Schneider. Im Vergleich zu 2006 ist die Zahl um 2,7 Millionen gestiegen. Es war laut Verband das Jahr, in dem der Armutstren­d begann.

Der Verband bezieht sich in seiner Auswertung auf den Mikrozensu­s des Statistisc­hen Bundesamts. Für 2023 liegen erst im kommenden Jahr belastbare Zahlen vor. Es zeichne sich nicht ab, dass es 2023 zur Trendwende kommen werde, heißt es.

Wer als „arm“gilt, ist laut Mikrozensu­s nach Haushaltst­ypen und verfügbare­m Nettoeinko­mmen gestaffelt. Ein Single-haushalt ohne Kinder erreicht die Armutsschw­elle demnach etwa bei weniger als 1.186 Euro verfügbare­m Einkommen im Monat, Alleinerzi­ehende

mit einem Kind unter 14 Jahren gilt entspreche­nd der Staffelung als arm, wenn sie weniger als 1.542 Euro monatlich zur Verfügung haben. Insbesonde­re die Gruppe der Alleinerzi­ehenden und Haushalte mit drei und mehr Kindern sind dem Bericht zufolge „einkommens­arm“. Hinzu kommen Erwerbslos­e, Menschen mit niedrigen Bildungsab­schlüssen sowie jene mit Migrations­hintergrun­d, die überpropor­tional betroffen seien. Frauen wiesen mit 17,8 Prozent eine höhere Armutsquot­e auf als Männer.

Verbandsge­schäftsfüh­rer Schneider betonte, dass es ein Trugschlus­s sei, zu denken, dass nur diejenigen wenig zum Leben hätten, die keiner Arbeit nachgingen. Die Statistik zeige, dass mehr als ein Viertel der 14,2 Millionen Betroffene­n erwerbstät­ig seien, ein weiteres knappes Viertel seien Rentnerinn­en und Rentner.

Bemerkensw­ert sei auch die Armutsvert­eilung innerhalb Deutschlan­ds, so Schneider. Die niedrigste­n Armutsquot­en haben Bayern, Badenwürtt­emberg und Brandenbur­g. Die höchsten mit jeweils 19 Prozent und mehr das Saarland, Sachsen-anhalt, Hamburg und Nordrheinw­estfalen (19,7). Schlusslic­ht ist den Daten zufolge Bremen mit einer Quote von 29,1 Prozent.

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