Neue Westfälische - Tageblatt für Schloß Holte-Stukenbrock
Betrüger richten im Handel Milliarden-schaden an
Immer häufiger nutzen Kriminelle gestohlene Kontodaten für unautorisierte Einkäufe. Auch Verbraucher verlieren dabei oft viel Geld.
Berlin/bielefeld. Im vergangenen Jahr sind im deutschen Einzelhandel mehr als 23 Milliarden Euro Schaden durch Zahlungsbetrug entstanden. Das geht aus einer aktuellen Studie im Auftrag des niederländischen Finanzdienstleisters Adyen hervor, für die weltweit mehr als 38.000 Verbraucher zu ihrem Konsumverhalten und mehr als 13.000 Unternehmen zu Strategien und Trends im Einzelhandel befragt wurden. Betroffene Verbraucher in Deutschland verloren im vorigen Jahr im Durchschnitt 811 Euro. 2022 waren es nur 235 Euro gewesen. Das entspricht einer Zunahme um 244 Prozent.
Zahlungsbetrug bedeutet, dass Kriminelle die Nummer einer Kredit- oder Debitkarte oder die Kontodaten einer Person stehlen und die Zahlungsinformationen
nutzen, um nicht autorisierte Käufe zu tätigen. Die dafür notwendigen Daten beschaffen sich die Betrüger über Datenlecks oder mittels gezielter Cyberangriffe auf Einzelhandelsunternehmen.
Doch trotz der massiven Zunahme betrügerischer Aktivitäten gaben nur zwei Drittel der deutschen Unternehmen an, dass sie über wirksame Betrugspräventionssysteme verfügen. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Wert um 9 Prozentpunkte.
Dabei bestehe für jeden Händler die Gefahr, Opfer eines Hackerangriffs zu werden, sagt Jörg Beyer vom Handelsverband OWL. „Viele Händlerinnen und Händler denken, dass sie zu klein und unbedeutsam sind und nicht im Fokus krimineller Gruppierungen stehen“, sagt er und betont, dass es sich dabei um einen Trugschluss handele. „Cyberkriminalität ist auch im Handel allgegenwärtig und deswegen müssen sich die Händlerinnen und Händler viel stärker damit beschäftigen.“Doch leider gebe es keine „Einheitslösung für die Betrugsabwehr“, sagt Adyen-managerin Hella Fuhrmann. Künstliche Intelligenz könne aber helfen, echte Kunden zu erkennen und betrügerische Aktivitäten in Echtzeit zu entdecken, so Fuhrmann.
Die Vorfälle haben auch Auswirkungen auf das Verhalten der Verbraucher. Die Studie hat ergeben, dass sich einer von fünf Kunden heutzutage weniger sicher fühlt als vor 10 Jahren – und zwar sowohl beim stationären Shoppen als auch beim Online-einkauf. Jeder Sechste entscheide sich der Studie zufolge aktiv dafür, in Geschäften mit höheren Sicherheitsstandards einzukaufen.