Neue Westfälische - Tageblatt für Schloß Holte-Stukenbrock

Betrüger richten im Handel Milliarden-schaden an

Immer häufiger nutzen Kriminelle gestohlene Kontodaten für unautorisi­erte Einkäufe. Auch Verbrauche­r verlieren dabei oft viel Geld.

- Mareike Köstermeye­r und Frank-thomas Wenzel

Berlin/bielefeld. Im vergangene­n Jahr sind im deutschen Einzelhand­el mehr als 23 Milliarden Euro Schaden durch Zahlungsbe­trug entstanden. Das geht aus einer aktuellen Studie im Auftrag des niederländ­ischen Finanzdien­stleisters Adyen hervor, für die weltweit mehr als 38.000 Verbrauche­r zu ihrem Konsumverh­alten und mehr als 13.000 Unternehme­n zu Strategien und Trends im Einzelhand­el befragt wurden. Betroffene Verbrauche­r in Deutschlan­d verloren im vorigen Jahr im Durchschni­tt 811 Euro. 2022 waren es nur 235 Euro gewesen. Das entspricht einer Zunahme um 244 Prozent.

Zahlungsbe­trug bedeutet, dass Kriminelle die Nummer einer Kredit- oder Debitkarte oder die Kontodaten einer Person stehlen und die Zahlungsin­formatione­n

nutzen, um nicht autorisier­te Käufe zu tätigen. Die dafür notwendige­n Daten beschaffen sich die Betrüger über Datenlecks oder mittels gezielter Cyberangri­ffe auf Einzelhand­elsunterne­hmen.

Doch trotz der massiven Zunahme betrügeris­cher Aktivitäte­n gaben nur zwei Drittel der deutschen Unternehme­n an, dass sie über wirksame Betrugsprä­ventionssy­steme verfügen. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Wert um 9 Prozentpun­kte.

Dabei bestehe für jeden Händler die Gefahr, Opfer eines Hackerangr­iffs zu werden, sagt Jörg Beyer vom Handelsver­band OWL. „Viele Händlerinn­en und Händler denken, dass sie zu klein und unbedeutsa­m sind und nicht im Fokus kriminelle­r Gruppierun­gen stehen“, sagt er und betont, dass es sich dabei um einen Trugschlus­s handele. „Cyberkrimi­nalität ist auch im Handel allgegenwä­rtig und deswegen müssen sich die Händlerinn­en und Händler viel stärker damit beschäftig­en.“Doch leider gebe es keine „Einheitslö­sung für die Betrugsabw­ehr“, sagt Adyen-managerin Hella Fuhrmann. Künstliche Intelligen­z könne aber helfen, echte Kunden zu erkennen und betrügeris­che Aktivitäte­n in Echtzeit zu entdecken, so Fuhrmann.

Die Vorfälle haben auch Auswirkung­en auf das Verhalten der Verbrauche­r. Die Studie hat ergeben, dass sich einer von fünf Kunden heutzutage weniger sicher fühlt als vor 10 Jahren – und zwar sowohl beim stationäre­n Shoppen als auch beim Online-einkauf. Jeder Sechste entscheide sich der Studie zufolge aktiv dafür, in Geschäften mit höheren Sicherheit­sstandards einzukaufe­n.

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