Neue Westfälische - Tageblatt für Schloß Holte-Stukenbrock
Schock nach dem Angriff auf Arminia-kneipe
Arminia-ultras greifen Essen-fans an: Zurück bleiben ein geschockter Kellner – und seltsame Nachrichten der Bielefelder Angreifer.
Ein eigentlich entspannter Fußballnachmittag rund um das Spiel zwischen Arminia Bielefeld und Rotweiss Essen sollte es werden, doch dieser endete mit einem Bild der Verwüstung und einer Massenschlägerei. Ereignet hat sich das Ganze am Sonntagmittag, 14. April, in der „Kleinen Kneipe“, einer Arminiakneipe unweit des Kesselbrinks. Und das nach einem schiedlich-friedlichen 1:1 Unentschieden.
Kellner Mirko Jeguschke (33) bediente zu dem Zeitpunkt eine Gruppe von rund 15 Gästen. „Die Stimmung war ausgelassen, einige Gäste saßen am Tresen, andere versuchten ihr Glück an einem unserer Spielautomaten. Plötzlich sprangen die Gäste auf. Ich dachte erst, die wollen gehen. Als ich nach links schaute sah, ich eine Gruppe schwarz bekleideter und vermummter Personen auf unseren Laden zulaufen. Das waren bestimmt 60 bis 80 Leute“, sagt der Kellner. Mit allem, was sie auf die Schnelle greifen konnten, bereiteten sich seine Gäste auf Gegenwehr vor.
„Diegästewarennormalgekleidet, ich konnte nicht erkennen, dass das Essener waren“, sagt Jeguschke. Kurz darauf stürmten die vermummten Personen den Laden, es flogen Tische und Stühle, Flaschen und Gläser. Völlig überfordert, wählte der Kellner den Notruf.
Nur wenige Augenblicke später konnte Mirko Jeguschke aufatmen: Dutzende Martinshörner waren zu hören, die Polizei war unterwegs. „Als die Schläger die Martinshörner hörten, rannten sie zum Glück sofort weg“, berichtet Jeguschke, der auch selbst Fan von Arminia Bielefeld ist.
Nur wenig später erreichte Geschäftsführer Ferhad Kali (35) eine überraschende Nachricht eines Beteiligten aus Bielefelder Reihen: „Wir kommen für alle Kosten auf.“Der Betreiber hat inzwischen Anzeige bei der Polizei erstattet, erste Kontaktaufnahmen von der Kriminalpolizei habe es auch schon gegeben. Noch rund eineinhalb Stunden nach dem Vorfall bewachten Kräfte der Polizei den Laden, um bei weiteren Angriffen sofort eingreifen zu können.
„Sowas habe ich noch nie erlebt und das möchte ich auch nie wieder“, erläutert der noch immer aufgelöste Kellner. Zurück blieben zerstörtes Mobiliar wie Tische, Stühle und die Theke. Auch Scheiben und ein Fernseher wurden stark beschädigt. Geschäftsführer Ferhad Kali und sein Angestellter erwarten nun eine Entschuldigung von den Angreifern. „Sollten die Angreifer sich nicht entschuldigen, sind sie in unserer Kneipe nicht mehr willkommen“, sagt Kali.
Nur wenige hundert Meter weiter konnten mehrere Kräfte einer Einsatzhundertschaft rund 20 Angreifer einkesseln. Es folgten Personalienfeststellungen und Anzeigen. Für drei Personen (24, 27, 32) war der Fußballnachmittag beendet. Für sie ging es nach Angaben von Polizeisprecher Michael Kötter in die Zelle des Polizeigewahrsams. Die Ermittler gehen bisher von 30 Angreifern aus.
Betreiber und Kellner sind sich sicher: Der Angriff muss geplant gewesen sein. Offenbar gab es vor dem Angriff einen Anruf in der Kneipe. Jemand fragte, ob Essener Fans vor Ort seien. Das absolute Besitzdenken in manchen Ultrakreisen (meine Kurve, meine Straße, meine Kneipe) ist für viele kaum nachvollziehbar.
Für bestimmte Fans ist ein Besucheinesgästefansimeigenen Bereich – etwa in dem als Arminia-fan-kneipe verstandenen Lokal – eine Provokation, die so einen gewalttätigen Überfall rechtfertige.