Neue Westfälische - Tageblatt für Schloß Holte-Stukenbrock
Doppel-feature im Theaterhaus
Die beiden Performances „Letzten Endes – ein Solo für zwei“und „Im Inneren der Seifenblase“zeigt das Tor 6 an einem Abend.
Bielefeld. Ein Blick von oben auf die Welt: Hier herrscht eine besondere Logik. Kein Pilot, keine Flugbegleiter, kein Start, keine Landung, nur der Flug. Hier arbeitet ein Netzwerk: radikale Individualisten, geniale Experten, blinde Passagiere, feinfühlige Kreative und Rennfahrer im Schneckentempo. Alle gehören dazu, auch wenn der Funkkontakt mäßig ist. Aber das ist egal – im Gegenteil.
Eine Performance über die Wahrnehmung der Welt aus neurodiverser Perspektive, über Höhenflüge in der Versenkung und die ständige Angst vor dem Zerplatzen zeigt das Theaterhaus Tor 6 am Freitag und Samstag, 19. und 20. April, jeweils um 19 Uhr in der Hermann-kleinewächter-straße. Schauspielerin Isabel Remer begibt sich in dem Stück in die sperrige und manchmal irritierende Welt von Menschen mit Aspergersyndrom, einer Variante des Autismus. Ein Stück, das sich Remer selbst auf den Leib geschrieben hat.
Da spielen Ordnung, Unordnung und inneres Chaos eine Rolle, ebenso wie Erdbeermarmelade-gläser, ihre unterschiedlichen Formen, Größen und ihre verschiedenfarbigen Deckel. Remer ist im Dialog mit sich selbst, und das Publikum weiß nicht, ob sie es selbst merkt. Die Performance wird begleitet vom Theaterhaus-musiker Rondiva.
Um 20.30 Uhr folgt an gleicher Stelle das Stücke „Letzten Endes – ein Solo für zwei“von und mit Michael Grunert und Thomas Behrend. Das Theaterlabor-stück lotet aus, was passiert, wenn scheinbar nicht mehr der Mensch Herr über die Natur ist. Mit viel Witz und Raum für Inspiration treffen Michael Grunert und Thomas Behrend in dem Zweipersonenstück als die beiden letzten Menschen aufeinander.
Es sind zwei Typen von Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Statt sich aus dem Weg zu gehen, entwickeln sie Interesse und beobachten fasziniert das Verhalten des jeweils anderen. Zufällig sprechen sie dieselbe Sprache und können sich unterhalten. Sie lassen einen eigenen Kosmos entstehen, mit einem neuen Wertekanon, neuen Überlebensstrategien. Alles, was bis jetzt ihr Menschsein, ihre Kultur, ausmachte, kommt auf den Prüfstand und wird neu eingeordnet. Monologe und Dialoge wechseln sich ab, Defätismus trifft auf Optimismus, Gelassenheit auf Wahnsinn. Karten für das Doppel-feature kosten 14 Euro, online erhältlich unter www.theaterlabor.eu/karten sowie an der Abendkasse.