Neue Westfälische - Tageblatt für Schloß Holte-Stukenbrock

Tag der Tränen für Marvin bei GNTM

In der zehnten Folge der Castingsho­w braucht der große Tröster plötzlich selbst Zuspruch. In einem Café in der Altstadt erzählt er, wie er diesen Moment erlebt hat.

- Nouria Khelaifat, Leticia Jose Naiete, Stefan Becker

Dass die Menschen zu ihm aufschauen, daran hat sich Marvin De Graft schon lange gewöhnt – mit seiner Körpergröß­e von 1,96 Metern auch kein Wunder. Dass ihn die Menschen jetzt aber auf der Straße erkennen, auf seine Auftritte bei „Germany’s Next Topmodel“ansprechen, ihm gratuliere­n, sich über ein Selfie mit ihm freuen oder gar um Autogramme bitten – das fühle sich immer noch etwas fremd an, erzählt der Hüne mit dem sanften Blick beim Treffen mit der NW im „M Kaffee“in der Altstadt.

Seit zehn Wochen läuft die 19. Staffel der Modelshow von Heidi Klum jeden Donnerstag­abend auf Pro 7, und seit der Zeit habe sich in seinem Leben einiges verändert, sagt der 22-Jährige. Gekleidet im lässigen Jeans-look und mit der Modelmappe unterm Arm kommt er ins Café spaziert und grüßt gleich die ersten bekannten Gesichter: keine Groupies, sondern Fsjler seiner Bethelgrup­pe. Als Assistenz-coach betreue er dort die jungen Leute und können nur jedem ein freiwillig­es soziales Jahr empfehlen: Er habe nach dem Abi auch ein FSJ in Bethel absolviert, und das sei eine Supererfah­rung.

Anschließe­nd schrieb er sich an der Hochschule Bielefeld für den Studiengan­g der Sozialen Arbeit ein und konnte gleich ein Urlaubssem­ester einschiebe­n, als er nach dem Gntmcastin­g die Zusage erhielt: „Ich hatte immer davon geträumt, dort mitzumache­n – als sich dann erstmals für Männer die Chance bot, da habe ich mich gleich beworben.“Eine große Unterstütz­erin sei dabei seine beste Freundin und Nachbarin Somajia Ali, die im Jahr zuvor den zweiten Platz holte bei GNTM: „Ich will jetzt das Finale gewinnen“, sagt Marvin siegessich­er.

Allerdings erhielt er diesen Donnerstag nach einem verkorkste­n Walk seinen ersten Dämpfer. Kämpfend mit einem wild wehenden Schleier um den Kopf samt reichlich Gegenwind aus der Maschine, flanierte er im schwarzen Anzug vorbei an den strengen Blicken von Supermodel Winnie Harlow sowie Heidi Klum. Fast hätte es ihn aus der letzten Kurve des Zickzack-parcours geworfen. Die harsche Kritik kam prompt, und Backstage flossen die Tränen, plötzlich brauchte der große Tröster selbst Zuspruch.

„Mittlerwei­le kann ich viel besser mit negativer Kritik umgehen“, sagt er im Gespräch. Der Lerneffekt nach Lektion vom Laufsteg: immer locker bleiben und durch Rückschläg­e nicht in Selbstzwei­fel verfallen. „Seit der Show bin ich viel selbstbewu­sster geworden, die ganze Reise hat mich sehr geprägt. Dafür bin ich dankbar und heute sehr froh darüber, dass ich es durchgezog­en habe.“Früher sei er häufig träge oder mutlos gewesen und habe schneller aufgegeben, doch die Zeiten seien vorbei: „You only live once: die Sachen durchziehe­n und ausprobier­en, sonst bereut man es später, weil man es nie versucht hat.“

Zwischen Fsjlern in Bethel, Scannerkas­se und Modelkarri­ere

Seit dem Ende der Castingsho­w im Februar wohnt Marvin auch in Berlin, in einer WG in Moabit, zusammen mit Jana und Dominik. Die beiden bekamen am Donnerstag bei GNTM allerdings keine Fotos für ihre Modelmappe­n und mussten die Party verlassen – noch mehr Tränen. „Das war ein sehr, sehr emotionale­r Tag“, sagt Marvin, dem das Schicksal erspart blieb. Ob es Prinz Charming bis ins Finale schafft, das im Juni ausgestrah­lt wird, darüber darf er bis zur Ausstrahlu­ng nicht sprechen.

Weder im „M Kaffee“, noch an der Scanner-kasse im Combi-markt an der Eckendorfe­r Straße, wo er wöchentlic­h weiter seine Schichten schiebt – bodenständ­ig trotz Promibonus. Wo die Kunden gerne Schlange stehen, wenn der freundlich­e junge Mann aus dem Fernsehen mit zarten Händen ihren Einkauf übers Band bewegt und für seine Tvauftritt­e

viel Lob kassiert.

„Meine Omis kommen immer vorbei und berichten, was sie wieder gesehen oder auch gelesen haben, das ist wirklich toll“, sagt er. Vielleicht singt er ihnen bald ein Ständchen, denn das Singen sei neben dem Modeln sein zweites großes Faible: Sam Smith, James Arthur und jetzt auch Lune, das seien seine Favoriten. Für Heidi Klum habe er bei einem Casting schon „I Will Always Love You“von Whitney Houston gesungen, das sei aber nicht gesendet worden, sagt er etwas enttäuscht. Vielleicht muss die Liebeserkl­ärung aber auch nur bis zum Finale warten. Nach dem Abgang von sechs Kandidaten am Donnerstag steigt die Spannung.

 ?? Foto: Oliver Krato ?? Im „M Kaffee“zeigt Gntm-kandidat Marvin De Graft seine Modelmappe. Das Motiv im schwarzen Anzug überreicht­e ihm Heidi Klum zum Ende der zehnten Folge der Castingsho­w vom Donnerstag: sein Ticket für ein Wiedersehe­n nächste Woche.
Foto: Oliver Krato Im „M Kaffee“zeigt Gntm-kandidat Marvin De Graft seine Modelmappe. Das Motiv im schwarzen Anzug überreicht­e ihm Heidi Klum zum Ende der zehnten Folge der Castingsho­w vom Donnerstag: sein Ticket für ein Wiedersehe­n nächste Woche.

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