Neue Westfälische - Tageblatt für Schloß Holte-Stukenbrock

Klassentre­ffen der Politik-granden

Der langjährig­e Spd-politiker Rainer Wend ist gerade 70 geworden. Bei der Vorstellun­g seiner Lebenserin­nerungen schauen auch Elmar Brok und der OB vorbei.

- Michael Schläger

Bielefeld. Ein bisschen hat es etwas von einem Klassentre­ffen. Viele sind gekommen, die damals in der 70er, 80er, 90er undbisindi­eersten200­0erjahre hinein in Bielefeld für die SPD Politik gemacht, sie mitgestalt­et oder begleitet haben. Volker Hausmann, früherer Oberstadtd­irektor, der Sozialpoli­tiker Günter Garbrecht, Brigitte Reckmann, ehemalige Ratsfrau. Oder Bernd Brunemeier, der gefühlt ewige Landtagsab­geordnete und Strippenzi­eher im Hintergrun­d. Gewisserma­ßen aus der Parallelkl­asse ist ein anderer Großer der Bielefelde­r Politik dabei, der frühere Cdu-europaabge­ordneteelm­arbrok.undaus der aktuellen Garde gesellt sich OB Pit Clausen dazu.

Sie alle sind ins Spdstammlo­kal „Cafénio“am Rathaus eingekehrt, um Rainer Wend die Ehre zu erweisen. Der langjährig­e Kommunalun­d Bundespoli­tiker und spätere Post-manager ist gerade 70 geworden. Der frühere Nw-journalist Peter Stuckhard hat Wends Leben aufgeschri­eben. Herausgeko­mmen ist ein 122 Seiten starkes Büchlein, das an diesem Abend vorgestell­t wird. „Eine Karriere vom Linksradik­alen zum Cheflobbyi­sten“, lautet der Titel. Im lockeren Plauderton lässt man Revue passieren, was da in einem roten Einband zusammenge­fasst ist. Dass Rainer Wends Vater Bücher von Lenin und Stalin besaß. Dass ein

Anwerbungs­versuch der Stasi im Karstadt-restaurant an der Bielefelde­r Bahnhofstr­aße endete. Dass der Spd-altvordere Heini Hunger Wend in seinen Schreberga­rten einlud, um ihn auf seine Politik-tauglichke­it zu testen. Dass Wend als Bundestags­abgeordnet­er ein „Frog“war, ein „Friend of Gerhard Schröder“, der dessen Agenda-politik eisern verteidigt­e und vorantrieb.

Aber es ist nicht nur der

Wandel vom ultralinke­n Jurastuden­ten in frühen Marburger Uni-jahren hin zum obersten Lobbyisten für die Deutsche Post DHL, der die Gespräche an diesem Abend bestimmt. „Nur wer die Vergangenh­eit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten“, zitiert Dirk Ukena, EX-VHS-CHEF und heute Sprecher des Bielefelde­r Gesprächsf­orums soziale Demokratie, August Bebel. Ein großes Wort, aber ein bisschen begleitet es auch diese Buchvorste­llung,zuderdasfo­rum eingeladen hat. Manchmal seien seine Genossen heute „sehr in einer ideologisc­hen Blase gefangen“, sagt Wend. „Die SPD muss vor Ort aufpassen, dass sie mit ihrer Politik noch an die Lebenswirk­lichkeit der Menschen anknüpft.“

„Rainer Wend und ich verstehen uns von Jahr zu Jahr besser“, sagt Unions-mann Elmar Brok. „Wenn wir uns heute treffen, schimpfen wir über unsere jeweiligen Parteien und wissen doch, wo wir hingehören“, gibt er schmunzeln­d zum Besten. Seine Botschaft an diesem Abend: „Man muss die Positionen des jeweils anderen achten.“Bei allen Kontrovers­en dürfe die Dialogbere­itschaft nicht schwinden.

„Ich schaue mit Sorge auf den wachsenden Populismus“, sagt Oberbürger­meister Pit Clausen. Dadurch werde es immer schwierige­r, Politik zu gestalten und wichtige Entscheidu­ngen voranzubri­ngen. Moderator Peter Stuckhard fragt den Rathaus-chef, ob dieser denn schon eine Entscheidu­ng getroffen habe und nächstes Jahr erneut für das OB-AMT kandidiere. „Schauen wir mal“, sagt Clausen. Er habe eine Entscheidu­ng bis zum Sommer angekündig­t. „Heute ist noch nicht der richtige Moment.“Wend war es übrigens, der Clausen seinerzeit zunächst für den Ratsfrakti­on-vorsitz und später für die Ob-kandidatur vorschlug. Inzwischen ist Clausen seit 15 Jahren im Amt.

„War also nicht ganz falsch“, sagt Wend.

 ?? Foto: Peter Unger ?? Buchpremie­re im „Cafénio“: Rainer Wend (Mitte) zusammen mit Moderator Peter Stuckhard, OB Pit Clausen, Bielefelds „Mister Europa“Elmar Brok und Einlader Dirk Ukena (v.l.).
Foto: Peter Unger Buchpremie­re im „Cafénio“: Rainer Wend (Mitte) zusammen mit Moderator Peter Stuckhard, OB Pit Clausen, Bielefelds „Mister Europa“Elmar Brok und Einlader Dirk Ukena (v.l.).

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