Neue Westfälische - Tageblatt für Schloß Holte-Stukenbrock
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
Ein Punkt im Kellerduell gegen den Halleschen FC reicht Arminia Bielefeld zum Klassenerhalt. Dem übergeordneten Ziel muss sich auch die Abschiedsparty von Fabian Klos unterordnen.
Bielefeld. Es ist ein schwieriger Spagat, den Arminia Bielefeld am heutigen Samstag hinlegen muss: Den zwischen der bitteren Ernsthaftigkeit des Abstiegskampfs auf der einen undderabschiedspartyfürden größten Spieler der Vereinsgeschichte auf der anderen Seite. Gegen den Halleschen FC ist das Motto der Verantwortlichen klar: „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“. Alles wird dem Klassenerhalt untergeordnet.
„Wir müssen den kompletten Fokus auf das Spiel am Samstag richten. Wenn wir gewinnen oder unentschieden spielen, sind wir durch“, unterstrich Trainer Mitch Kniat auf der Pressekonferenz vor der Partie. „Da gilt es, nicht auf anderen Hochzeiten zu tanzen.“
Das ist zweifelsohne leichter gesagt als getan. Der Hype um das letzte Liga-heimspiel der Dsc-legende ist schon jetzt riesig. 1.905 Exemplare des Klos-sondertrikots waren binnen eines Tages vergriffen. 1.500 Stück von „Fabis letztes Hemd“wurden kurzfristig bei Hersteller Macron nachgeordert. Der Heimbereich der Schüco-arena mit 23.500 Fans restlos ausverkauft.
Mehr Würdigung wird es seitens des Vereins im Vorfeld der immens wichtigen Begegnung allerdings nicht geben. „All das, was mit seinem Abschiedsspiel zu tun hat, müssen wir hinten anstellen. Das wichtigste ist, dass wir in der Liga bleiben“, betonte Kniat und schob hinterher: „Genau das sagt Fabi auch immer wieder.“Der Fanliebling selbst äußerte sich am Freitag in einer Videobotschaft mit einem klaren Appell: „„Es geht nicht um mich, es geht nur um diesen Verein.“
Seinen Kapitän erlebe er zuletzt „sehr fokussiert, aber hin und wieder mal nachdenklich“, erklärte Kniat. Das sei in Klos’ Situation jedoch völlig normal. Vor dem für den Angreifer sehr emotionalen Spiel seien zusätzliche Gespräche aber nicht notwendig gewesen. „Wir reden ohnehin mehrmals in der Woche miteinander. Wir haben auch nach den Spielen gegen Lübeck und Aue geredet und uns unsere Gefühlslage mal gegenseitig geschildert – was auch immer wieder interessant ist.“
Wie Kniat wollte auch Sportchef Michael Mutzel nur wenig Gedanken an eine mögliche Klos-party bei erfolgreichem Ausgang des Kellerduells verschwenden. „Jetzt schauen wir erst mal, dass wir das Spiel gewinnen und dann würden wir sicherlich auch eine Möglichkeit dazu finden“, sagte der 44-Jährige. Ein Siegtreffer der Klub-ikone wäre dabei natürlich die Kirsche aufdertorte.auchmutzelhätte dagegen nichts einzuwenden. „Das Drehbuch wäre gut.“
Ganz anders dürften das die Gäste aus Halle sehen. Die Sachen-anhaltiner wollen am Samstag die Partycrasher geben, um ihren Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen. Der Tabellen-17. – im Tableau vier Punkte hinter dem DSC – braucht zwingend einen Sieg, um den Gang in die Regionalliga zu verhindern.
Unter Stefan Reisinger, der am 1. April auf Streto Ristic nachfolgte, hatten sich die Hallenser zuletzt stabilisiert und Boden gut gemacht. „Die Hoffnung ist bei ihnen zurück. Vor ein paar Wochen hatten sie vielleicht das Gefühl, es reicht nicht mehr, haben dann aber zwei 1:0-Siege eingefahren. Bis letzte Woche war das Momentum auf ihrer Seite“, sagt Kniat. In der Tat erlitt die Haller Aufholjagd mit dem 0:1 gegen Unterhaching am vergangenen Wochenende einen Dämpfer.
Dennoch gibt man sich in Halle keineswegs geschlagen. Ex-armine Brian Behrendt schob dem DSC vor dem Spiel schon mal den Druck zu. „Arminia hatte vor der Saison andere Ziele. Denen hängen sie ganz weiter hinterher. Deshalb haben sie genug Druck und das sollte unsere Chance sein, dort zu bestehen.“
Auch Arminia-trainer Kniat will sich von der jüngsten Niederlage des HFC nicht blenden lassen. „Ein Trainerwechsel bewirkt immer, dass die Jungs, die vorher ein bisschen eingeschlafen sind, wieder an ihre Leistungsgrenze gehen. Das hat man bei Halle gemerkt.“Das zeigte auch das Spiel gegen Unterhaching. Denn die Hallenser waren gegen die Bayern drückend überlegen, verpassten es jedoch, ein Tor zu erzielen. „Wenn es nach 20 Minuten 3:0 steht, hätte sich Unterhaching nicht beschweren können“, urteilt Kniat. Unter Neucoach Reisinger gehe es der Gegner offensiver an und laufe vorn viel aggressiver an.
Darauf stellt er auch seine Mannschaft ein. „Ich erwarte Halle so wie gegen Unterhaching. Sie werden die ersten Minuten auf jeden Fall Vollgas geben.“