Neue Westfälische - Tageblatt für Schloß Holte-Stukenbrock
Arminias sportlicher Rock ’n’ Roll
Während die Anhänger von 1860 München mit Schlager und Blasmusik eingestimmt werden, schlägt die Arminia sportlich flottere Töne an und gewinnt ein kurzweiliges Spiel verdient mit 2:0. Die Fans heben aber den Zeigefinger.
München. Tradition, das kennen sie in Bielefeld. Wenn von der Arminia die Rede ist, dann fällt häufig der Begriff „Traditionsklub“. Stolz singen sie auf der Tribüne ihre Lieder und halten die Vereinsfarben hoch. Davon hat der DSC drei: Schwarz, weiß und blau. In München machen sie es eine Nummer kleiner – aber nur was die Kolorierung angeht.
Die Fußballer sind die Blauweißen aus dem Stadtteil Giesing, wobei die offiziellen Farben des Hauptvereins TSV 1860 München Grün und Gold sind. Beide Kombinationen wurden anlässlich des Spiels der Arminia an der Grünwalder Straße ausgiebig präsentiert. Wenn es um Musik geht, dann stellen die Münchner Fans ihre ostwestfälischen Gäste aber kurzzeitig komplett in den Schatten. Mindestens drei Vereinshymnen, Schlager und Blasmusik – stilecht vorgetragen von einer in Trachten gekleideten Kapelle – werden lauthals mitgeschmettert.
Dem Bielefelder Anhang verschlug es da kurz mal die Sprache. Vielleicht waren sie aber auch noch angesäuert, weil sich die Atmosphäre beim Einlass aufgeheizt hatte. Offenbar wollten die Ordner einige Fanutensilien nicht ins Stadion lassen. Es kam zum Disput, am Ende durften aber alle zuschauen und die dreifarbigen Fahnen schwenken.
1.500 Bielefelder Anhänger sehen eine überlegene Arminia, die auf dem Platz früh zeigt, wo sportlich die Musik spielt. Die siebte Minute: Schneider schickt Lannert auf der rechten Seite weit nach vorne, der gibt scharf in den Strafraum, Klos verpasst, aber der heranstürmende Thaddäus Momuluh vollendet mit seinem ersten Profi-tor zum 1:0 (7.).
Erst nach einer halben Stunde meldeten sich die Gäste nach einer riskanten Abgabe des Bielefelders Ersatztorwarts Leo Oppermann mit einem Fernschuss an. Geschenke wollten die „Sechziger“dabei eigentlich nur vor der Partie verteilen. Fabian Klos erhielt anlässlich seines letzten Liga-spiels ein 1860Trikot und viel Beifall, wurde gewissermaßen zum „Ehrenlöwen“befördert, obwohl er keine Minute für die Münchner gekickt hatte. Er ist eben eine Legende.
Im Spiel revanchierte sich der Stürmer unabsichtlich damit, dass er keine seiner Chancen verwertete. Das übernahmen andere, wie Merveille Binakadi. Der Ex-löwe, der schon im Hinspiel getroffen hatte, nutzte einen abgefälschten Klos-pass, um den Ball vom 16-Meter-raum zum 2:0 ins Tor zu schlenzen (60.).
Nach einem letzten Geschoss war dann für Klos Schluss. Er verließ unter stehenden Ovationen den Rasen. Auch die Münchner klatschen mit. Ein würdiger wie bewegender Abschied vor 15.000 nach 13 Jahren Arminia. Die Verbliebenen hätten sicher gerne noch ein drittes Tor erzielt, doch ein 2:0 reichte, um an den Münchnern vorbei auf Platz 14 der Tabelle zu klettern.
Hätte es nicht öfter so sein können? Es war ein versöhnlicher Abschied aus einer Saison mit Magerkost. Das sehen die Fans natürlich auch so. Und so ganz in Friede und Freude wollten sie ihr Team dann wohl nicht aus der Spielzeit entlassen. Zum Abschied hielten sie ein Plakat hoch, das eindeutig formuliert war: „38 Spiele standen wir bedingungslos hinter euch! Nächste Saison zählt nur der Erfolg.“
Die Spieler haben verstanden: „Ich erwarte, dass wir so in die nächste Saison starten, wie wir jetzt aufgetreten sind.
Wenn wir so dominant Fußball spielen, dann kommt der Rest von selbst“, sagte Momuluh, dessen Verbleib bei Arminia noch gar nicht festgezurrt ist.
Und auch Coach Kniat versprach: „Wir haben alle die Denkweise, dass wir im kommenden Jahr erfolgreich werden wollen. Dass so eine Saison wie die zurückliegende nicht mehr kommen soll. Wir sind hart am Arbeiten, dass wir ein paar Leute dazu bekommen. Wenn wir alle unsere Aufgaben machen, dann bin ich sehr positiv gestimmt, dass eine erfolgreiche neue Saison wird“, kommentierte er das Banner.