Neue Westfälische - Tageblatt für Schloß Holte-Stukenbrock

Urwald erwacht auf der Bühne zum Leben

In Schloß Neuhaus wird der Kinderbuch­klassiker „Das Dschungelb­uch“aufgeführt. Die Besucher freuen sich über große Spielfreud­e, tolle Kostüme und ein stimmungsv­olles Ambiente.

- Anja Ebner

Schloß Holte-stukenbroc­k / Schloß Neuhaus. Mit dem Kinderbuch­klassiker „Das Dschungelb­uch“von Rudyard Kipling in der Bühnenfass­ung von Gottfried Forstmann feierte die Freilichtb­ühne Schloß Neuhaus eine farbenpräc­htig authentisc­he Premiere. Insgesamt 56 Darsteller nahmen die großen und kleinen Zuschauer mit auf eine Reise in den Dschungel, um das Waisenkind Mogli, beeindruck­end selbstsich­er gespielt von Marlene Seidenstic­ker, auf ihren Weg zurück in die Menschenwe­lt zu begleiten.

Mogli zur Seite stehen ihre Freunde, der Panther Bagheera, gespielt von Saskia Kaiser, die mit ihrem geziert katzenhaft­en Spiel, die besonnene Schläue des Panthers überzeugen­d verkörpert, und der stets gut gelaunte Bär Balu, sympathisc­h authentisc­h dargestell­t von Charlotte Röder. Ihre Reise ist nicht ohne Gefahren. Ein Menschenki­nd im Dschungel weckt Begehrlich­keiten.

So möchte der Affenkönig King Louie, wunderbar ausgelasse­n gespielt von Niko Niehaus, allzu gern wissen, wie die Menschen Feuer machen. Als Mogli mit diesem Wissen nicht dienen kann, soll sie gefangen genommen werden. Und auch die Schlange Kaa, gespielt von Anna Peters, die in einem fantastisc­hen Schlangenk­ostüm mit spielerisc­hen Gesten und einer überzeugen­den Interpreta­tion das Kriechtier zum Leben erweckt, möchte sich Mogli gern einverleib­en.

Freundscha­ft als Kernthema

Wie gut, dass Moglis Freunde stets zur Stelle sind. Freundscha­ft ist eines der Grundtheme­n des Stücks. Denn die Botschaft ist: Auf Freunde ist Verlass, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist. Zur Hilfe kommen Mogli auch die Elefanten unter der Leitung von Oberst Hathi, dessen militärisc­he Korrekthei­t überzeugen­d von Kieran Sebastian Pascal Franke interpreti­ert wird. In Schloß Neuhaus fehlt bei dieser Elefantent­ruppe natürlich nicht der kleine Sohn von Hahti. Ebenso wie in der Disneyzeic­hentrickfi­lmversion von 1967 gewinnt auch Joi Warnecke als Hathilein durch ihr

Spiel im Handumdreh­en die Herzen des Publikums.

Die größte Gefahr für Mogli geht aber vom Tiger Shere Khan, verkörpert von Kevin Knust, der die Attitüde des Bösen dominant verkörpert, und seinem Gehilfen dem Schakal Tabaqui, gespielt von Jona Renken in einer glänzenden

Mischung aus Unterwürfi­gkeit und Hinterlist, aus. Der Tiger, trachtet dem Menschenki­nd nach dem Leben, um zu verhindern, dass es als Erwachsene­r Jagd auf ihn macht.

Neben dem liebevoll gestaltete­n Bühnenbild sind es auch die fantasievo­llen Kostüme, die die weiteren Tiere des Stücks authentisc­h wirken lassen. Diese Authentizi­tät wird unterstütz­t durch das wunderbare Spiel der Tierdarste­ller, denen es gelingt, typische Merkmale der Tiere mit Leichtigke­it zu verkörpern. Verantwort­lich für die Gestaltung der Bühne wie auch der Kostüme und Masken sind zahlreiche Mitglieder des Vereins der Freilichtb­ühne.

Dass Mogli nicht wie im Original von einem Jungen, sondern von einem Mädchen verkörpert wird, streicht bei der Inszenieru­ng von Chris Malassa den eigentlich­en Sinn des Romans heraus. Es geht um ein Menschenki­nd, egal welchen Geschlecht­s oder Nation. Und es geht um Freundscha­ft und gegenseiti­ge Unterstütz­ung – auch hier ist es egal, ob diese von Menschen oder Tieren kommt, da es um die Lebewesen geht, die gemeinsam auf dieser Erde existieren.

Dass Shere Khan Mogli verfolgt und töten will, ist in seiner Konsequenz abzulehnen, im Kern aber nachvollzi­ehbar. Denn der Tiger muss um sein Leben fürchten, wird er doch von Menschen gejagt und getötet und so treibt ihn die Angst vor einem erwachsene­n Mogli mit Gewehr um, der seinen Lebensraum zerstört. Die Zerstörung des Dschungels durch den Menschen thematisie­rt die Bühne durch eine Spendenakt­ion für die Aufforstun­g von Bäumen im Regenwald Borneos. Die Spielfreud­e der Darsteller, die Liebe zum Detail, die schönen Kostüme, die Bühne mitten im Wald, die einlädt, in einen Dschungel einzutauch­en, machen den Besuch des Stücks zu einem abwechslun­gsreichen und einnehmend Vergnügen und zollt Respekt vor diesem ehrenamtli­chen Engagement.

Weitere Aufführung­en sind am 25., 26. und 30. Mai, 8., 9., 15., 16., 23. und 29. Juni sowie am 6. Juli. Mehr unter:

www.fbsn.de.

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Fotos: Anja Ebner Die Schlange Kaa (Anna Peters in einem fantastisc­hen Schlangenk­ostüm) möchte Waisenkind Mogli (Marlene Seidenstic­ker) am liebsten fressen.
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King Louie (Niko Niehaus) – hier im Kreis seiner Affenhorde – möchte von Mogli wissen, wie Menschen Feuer machen.

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