Neue Westfälische - Tageblatt für Schloß Holte-Stukenbrock

Nrw-opposition­sführer fordert neue Regierungs­erklärung

Der Spd-fraktionsc­hef hält den Koalitions­vertrag für Makulatur. Der Landeschef soll erklären, welche Projekte möglich sind.

- Ingo Kalischek

Düsseldorf. Angesichts einer sich zuspitzend­en Haushaltsl­age und bisheriger Projekte hat Spd-opposition­sführer Jochen Ott Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) aufgeforde­rt, zeitnah eine neue Regierungs­erklärung im Landtag zu halten. Wüst müsse sagen, welche Verspreche­n künftig noch eingehalte­n und umgesetzt werden sollen.

Anlass ist vor allem die Finanzsitu­ation im Land. Finanzmini­ster Marcus Optendrenk stimmte kürzlich erneut auf herausford­ernde Zeiten ein. NRW muss sparen – auf Kosten einiger geplanter Projekte? „Wenn doch erkennbar ist, dass viele Dinge nicht darstellba­r sind, dann ist ja klar, dass alle Verspreche­n von Schwarz-grün längst nicht mehr gelten“, betonte Ott – und zählte Ankündigun­gen aus dem Koalitions­vertrag auf, den CDU und Grüne vor knapp zwei Jahren für Nordrhein-westfalen ausgehande­lt hatten.

Das Gesetz zum offenen Ganztag in NRW sei „Fehlanzeig­e“; das beitragsfr­eie dritte Kita-jahr stehe in den Sternen; eine Neuregelun­g der Schulfinan­zierung sei „nicht abzusehen“; eine eigene Altschulde­nlösung für Kommunen sei „im Rohr krepiert“; eine flexiblere Grunderwer­bsteuer sei „Fehlanzeig­e“und hinter den Kohleausst­ieg 2030 werde inzwischen ein „großes Fragezeich­en“gemacht, sagte Ott. Unklar sei auch, wann das Wählen ab 16 Jahren umgesetzt werde und ob es eine Einigung beim Antidiskri­minierungs­gesetz gebe.

Ott, der seit einem Jahr die Spd-fraktion im Landtag führt und somit Opposition­sführer ist, warf Wüst vor, im Landtag bislang vor allem über internatio­nale Themen, wie den Krieg in der Ukraine, geredet zu haben. Er habe aber keine einzige Rede zur konkreten Politik von berufstäti­gen Familien gehalten. Doch für diese Menschen sei die aktuelle Situation im Land besonders herausford­ernd.

Durch fehlende Kinderbetr­euung, einen zunehmende­n Unterricht­sausfall, steigende Mieten, die Sorge vor dem Wohnungsve­rlust und die mangelnde Möglichkei­t, Eltern zu pflegen, gleiche der Alltag vieler berufstäti­ger Familien inzwischen einem Survival-training. Hintergrün­de seien Insolvenze­n von Pflegeheim­en, kürzere Betreuungs­zeiten in Kitas und überlastet­e Lehrkräfte. Es sei in dieser Krise ein „schwerer Fehler“, zu sparen. „Kürzungsde­batten sind gerade vollkommen der falsche Weg“, meint Ott. Wüst müsse sich auf Bundeseben­e dafür einsetzen, dass die Schuldenbr­emse reformiert werde. Dort plädiert aber auch Spdkanzler Olaf Scholz bislang für ein Festhalten an der Schuldenbr­emse.

Ott ist es laut Umfragen bislang nicht gelungen, die SPD in NRW aus dem Stimmungst­ief zu holen. Der Kölner, der vor einem Jahr an der Fraktionss­pitze auf Thomas Kutschaty gefolgt war, ist aber nicht der Meinung, dass Spdintern bislang viel „schiefgela­ufen“sei. Die schlechten Umfragen würden vor allem bundespoli­tisch beeinfluss­t. Und das Spiel ende erst 2027, wenn in NRW Landtagswa­hlen anstehen. Ott räumte aber ein, dass es der SPD in NRW bislang nicht gelungen sei, bei den Menschen bekannter zu werden. „Von vernünftig­en Bekannthei­tswerten sind wir weit entfernt“, sagte er.

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Foto: David Young/dpa Hendrik Wüst (CDU) führt seit rund zwei Jahren eine schwarz-grüne Koalition in NRW.

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