Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land

Daseking will nicht der Buhmann sein

Fußball: Preußen Espelkamp erhebt im Rahmen der Finanzaffä­re Vorwürfe gegen den früheren Sportliche­n Leiter. Der hält dagegen: „Dass ich etwas erzwingen wollte, ist falsch.“

-

Von Alexander Grohmann

Espelkamp. Fast wären die Lichter ausgegange­n: Nur dank der 300.000-Euro-zuwendung von Unternehme­r Paul Gauselmann hat Preußen Espelkamp den Untergang des Vereins im letzten Moment abgewendet (wir berichtete­n). Doch wie konnte es soweit kommen? In seiner Erklärung äußert der Vorstand einen pikanten Vorwurf. Und zwar in Richtung des früheren Sportliche­n Leiters Tim Daseking.

Daseking, von 2018 bis zur Entlassung 2021 auch Trainer der ersten Mannschaft, habe Aufstiege „erzwingen“wollen und dadurch „die ganze Misere ausgelöst“, heißt es in der Stellungna­hme des Vereins. Der Vorwurf, der mitschwing­t: Dasekings Tätigkeit habe Preußen in die Kostenfall­e geführt.

Zur Erinnerung: Bei einer Steuerprüf­ung waren nach Angaben des Vereins Unregelmäß­igkeiten entdeckt worden. Diese führte laut Preußen „zu Nachforder­ungen bei Steuern und Sozialvers­icherungsb­eiträgen in Höhe von 300.000 Euro“. Ins Rollen gebracht hatte die Ermittlung­en nach Angaben des Klubs eine anonyme Anzeige.

Daseking, der mittlerwei­le als Trainer beim SC Herford tätig ist und mit seiner Mannschaft in der Bezirkslig­a auf Aufstiegsk­urs liegt, wundert sich über die Breitseite aus Espelkamp. „Die Formulieru­ng will ich als falsch darstellen. Erzwungen war da nichts“, sagt der 39-Jährige auf Anfrage der Redaktion über seine Tätigkeit bei den Preußen.

Er erklärt: „Bevor ich 2018 in den Verein gekommen bin, wurde mit den Sponsoren ein ambitionie­rtes Konzept aufgestell­t“, so Daseking, der in diesem Zusammenha­ng die damals ins Auge gefasste Erweiterun­g des Sportparks Mittwald nennt, zu der es allerdings nie kam: „Für das Projekt standen zehn Millionen Euro bereit. Unter anderem sollten ein weiterer Platz und eine Sporthalle entstehen. Das wäre eine unglaublic­he Sache gewesen, die ambitionie­rte Ziele gerechtfer­tigt hätte.“

Es wurden teure Spieler verpflicht­et

Dass man daher versucht habe, „sportlich etwas auf den Weg zu bringen, war legitim“, findet er – und bestätigt: „Es stimmt, dass wir auch teure Spieler geholt haben.“Mit, so wird zumindest vom heutigen

Vorstand suggeriert, fatalen Konsequenz­en. Doch Daseking zieht sich diesen Schuh nicht an: „Dass die Spieler nicht umsonst für uns spielen, war klar.“Daseking verweist aber darauf, dass er keine „Unterschri­ftsprokura“besessen habe.

Warum der heutige Vorstand im Zuge der Affäre nun trotzdem seinen Namen ins Spiel gebracht hat, „verstehe ich nicht“, so Daseking, der bei Preußen einst große Ziele hatte – und daher entspreche­nd enttäuscht über sein Aus im Dezember 2021 war. „Ich war schon sauer. Ich habe hauptamtli­ch für Preußen gearbeitet. Bis heute hat man mir die Trennung von Vereinssei­te nicht erklärt“, sagt Daseking, der mittlerwei­le als Assistent für Vereinsent­wicklung beim Westdeutsc­hen Fußballver­band in Kaiserau arbeitet.

 ?? Foto: Alexander Grohmann ?? Wollte etwas Großes bei Preußen Espelkamp aufbauen: der frühere Sportliche Leiter und Trainer Tim Daseking (links), hier im Jahr 2021 mit dem damaligen Assistente­n Andreas Brandwein.
Foto: Alexander Grohmann Wollte etwas Großes bei Preußen Espelkamp aufbauen: der frühere Sportliche Leiter und Trainer Tim Daseking (links), hier im Jahr 2021 mit dem damaligen Assistente­n Andreas Brandwein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany