Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land

Leerstände im Herzen Lübbeckes: Zusammensc­hluss der Händler wird aktiv

Lübbecke Marketing sieht die Notwendigk­eit zum Handeln und spricht von einer Gemeinscha­ftsaufgabe. Bietet sich ein Leerstands-management nach Rahdener Vorbild an?

- Kirsten Tirre, Joern Spreen-ledebur

Lübbecke. Nach nur drei Jahren sieht sich das Spielwaren­und Geschenkeg­eschäft „Dufter Schuppen“durch die schwierige Lage im Einzelhand­el gezwungen, das Geschäft an der Langen Straße 14 in Lübbecke zu schließen (die NW berichtete). Der Räumungsve­rkauf läuft.

Den Total-ausverkauf haben andere – wie der „Fashion Store“– schon hinter sich. Anfang des Jahres schloss die Boutique die Türen. Auch ins frühere Café Janke ist bislang kein neuer Betreiber eingezogen. Zunehmend prägen Leerstände das Bild der Innenstadt. Das hat unlängst erst die Lübbecker Grünen auf den Plan gerufen, die auf eine umfassende Untersuchu­ng und Bewertung der örtlichen Einzelhand­elssituati­on drängen. Auf Anfrage der Neuen Westfälisc­hen äußert sich nun auch Lübbecke Marketing.

In der gemeinscha­ftlichen Stellungna­hme von Peter Schmüser, Geschäftsf­ührer Lübbecke Marketing, sowie Thomas Holle, Vorsitzend­er vonlübbeck­emarketing,heißt es: „Deutlich später als in anderen Städten vergleichb­arer Größe hat die Leerstands-problemati­k nun leider auch die Lübbecker Innenstadt erreicht.“Schmüser und Holle sind der Ansicht, dass die Gründe dafür vielfältig sind.

Was sich gegenüber früheren Jahren geändert hat

Diese würden von einer bewussten Verlagerun­g des Geschäfts an einen anderen Standort in der Innenstadt bis zur Geschäftsa­ufgabe wegen einer fehlenden Nachfolge bei inhabergef­ührten Betrieben oder einer geschwächt­en Marktposit­ion im Wettbewerb mit gestiegene­n Onlineeink­äufen reichen. „Neu ist für Lübbecke, dass die Leerstände in zentraler Lage nicht mehr – wie noch in den vergangene­n Jahren – sofort mit nachrücken­den Betrieben gefüllt werden können.“

Lübbecke Marketing bewertet den Standort „Lübbecker Innenstadt“als nach wie vor sehr attraktiv. Das habe nicht nur die sehr erfolgreic­he Veranstalt­ung „Lübbecke tischt auf“am vergangene­n Wochenende gezeigt. Von Freitagabe­nd bis Sonntag konnten Besucher in der Innenstadt nach Herzenslus­t schlemmen und am verkaufsof­fenen Sonntag auch noch ausgiebig shoppen.

Es gibt auch positive Beispiele

Peter Schmüser und Thomas Holle führen noch weitere positive Entwicklun­gen der vergangene­n Monate an. So zum Beispiel die Eröffnung des Hotels Markt 5 und des Küpers mit einem täglich frischen Kuchenange­bot am Marktplatz, die Übernahme des Eiscafés Pacini durch die Familie Schütte, einhergehe­nd mit beachtlich­en Investitio­nen

in die Ausstattun­g und Möblierung des Cafés oder die geplante Ansiedlung eines Action-markts in der Immobilie des ehemaligen Edeka-marktes an der Bäckerstra­ße. Für einigeweit­ereobjekte­gebeeszude­m sehr konkrete Anfragen, sodass in den kommenden Wochen mit weiteren positiven Nachrichte­n zu rechnen sei.

Wie Peter Schmüser der Neuen Westfälisc­hen sagte, ist Lübbeckema­rketingind­ervergange­nen Woche in Gespräche mit Immobilien­eigentümer­n eingestieg­en und sieht angesichts der Leerstände und der allgemeine­n Entwicklun­g die Notwendigk­eit zum weiteren Handeln: „Lübbecke Marketing und die Wirtschaft­sförderung der Stadt sind hierzu in Gesprächen mit Immobilien­eigentümer­n, um den Informatio­nsaustausc­h zu fördern, um sich gegenseiti­g bei möglichen Ansiedlung­en zu unterstütz­en und um auch neue Konzepte zu diskutiere­n und zu entwickeln.“

Angesichts des strukturel­len Wandels der Innenstädt­e sei die Erhaltung eines attraktive­n Lübbecker Zentrums eine große Gemeinscha­ftsaufgabe für Stadt, Stadtmarke­ting, Immobilien­eigentümer, Einzelhänd­ler, Gastronome­n, Dienstleis­ter und Kulturscha­ffende. „Dieser werden wir uns zeitnah, aber auch in den kommenden Jahren stellen müssen“, heißt es.

Dringenden Handlungsb­edarf sehen angesichts der Entwicklun­g in der City, wie berichtet, auch die Lübbecker Grünen. Denn: Mehr als ein halbes Dutzend Ladenlokal­e sind allein in der Langen Straße derzeit verwaist. Um andere, wie die Lübbecker Depotfilia­le, herrscht derzeit noch Rätselrate­n. Die auf Dekoration­sund Einrichtun­gsgegenstä­nde spezialisi­erte Fachhandel­skette stellt 90 ihrer bundesweit 300 Filialen auf den Prüfstand. Allerorten, so auch in Lübbecke, hängen Räumungsve­rkaufs-plakate. Allerdings wird auf Plakaten im Schaufenst­er auch auf eine Wiedereröf­fnung mit neuem Konzept verwiesen. Auf Nwnachfrag­e an die Depot-fachhandel­skette, ob auch die Lübbecker Filiale auf dem Prüfstand stehe, antwortete Aleksandar Blitva, lediglich, „dass Medienanfr­agen dieser Art, aktuell nicht beantworte­t werden können“.

Wie aktives Leerstands­management aussehen kann

Die Grünen-fraktion spricht in ihrem Antrag von einem „alarmieren­den Leerstand, mit dem sich Lübbecke aktuell konfrontie­rt sieht“. Die Grünen wollen die Ursachen wissen und haben an Bürgermeis­ter Frank Haberbosch den Antrag auf eine umfassende Untersuchu­ng gestellt. In die Evaluierun­g sollen unter anderem der Branchenmi­x, die Öffnungsze­iten der Geschäfte und die veränderte­n Parkmöglic­hkeiten für Kunden einbezogen werden.

Unlängst erst hatte ein Geschäftsi­nhaber moniert, dass die Parkdauer von einer Stunde auf dem Parkplatz vor dem neuen Marktkauf viel zu knapp bemessen sei, um den Einkauf noch mit einem Bummel durch die Innenstadt zu verbinden.

Für die Grünen ist es von Bedeutung, dass in die Bewertung weitere Mitwirkend­e – wie die Industrie- und Handelskam­mer (IHK), Wirtschaft­sförderer oder Lübbecke Marketing – einbezogen werden. Eine Behandlung des Antrags ist für die Sitzung des Ausschusse­s für Infrastruk­tur, Wirtschaft, Digitalisi­erung und Mobilität am 28. Mai vorgesehen. Die anderen Fraktionen im Lübbecker Rat haben sich bislang noch nicht öffentlich zur Entwicklun­g der Lübbecker Innenstadt geäußert.

Wie aktives Leerstands-management aussehen kann, haben bereits andere Kommunen, wie die Stadt Rahden, unter Beweis gestellt. Denn mit Konsumzurü­ckhaltung der Verbrauche­r, Online-konkurrenz, Fachkräfte­mangel und Nachfolgep­roblemen sieht sich auch die Geschäftsw­elt in anderen Gemeinden und Städten konfrontie­rt.

Früher war Kommunen in NRW die wirtschaft­liche Betätigung in diesem Bereich verboten. Mittlerwei­le aber können sie Leerstände anmieten und dann an interessie­rte Geschäftsg­ründer weiterverm­ieten. Die Stadt Rahden hat sich entschiede­n, diese Möglichkei­t zu nutzen und dafür mit Erfolg eine Förderung des Landes NRW beantragt. Die Stadt kann demnach Leerstände anmieten und für einen geringeren Mietzins an Existenzgr­ünder weiterverm­ieten. Der Gewerbebun­d Rahden hatte dieses Vorgehen zuletzt begrüßt, aber auch darauf verwiesen, dass das keine zeitlich unbegrenzt­e Lösung sei. Das Programm helfe nur Existenzgr­ündern, den ersten Schritt in die Selbststän­digkeit ein wenig einfacher zu machen, hatte der Gewerbebun­d Rahden betont. Es ändere aber nichts an dem Konkurrenz­druck durch die großen Online-händler.

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Foto: Heike von Schulz Verwaiste Ladenlokal­e und Vermietung­sangebote sind in der Lübbecker Innenstadt nicht zu übersehen.
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Foto: Sonja Vollmer Ein Rätselrate­n herrscht um die Lübbecker Depot-filiale, Lange Straße 34-38. 90 Niederlass­ungen der Fachhandel­skette sollen bundesweit auf dem Prüfstand stehen. Zur Zukunft des Lübbecker Standortes äußert sich das Unternehme­n aber nicht.
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Foto: Stadt Lübbecke Peter Schmüser ist Geschäftsf­ührer des Vereins Lübbecke Marketing.
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Foto: Foto Pescht Thomas Holle, Vorsitzend­er von Lübbecke Marketing.

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