Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land
Leerstände im Herzen Lübbeckes: Zusammenschluss der Händler wird aktiv
Lübbecke Marketing sieht die Notwendigkeit zum Handeln und spricht von einer Gemeinschaftsaufgabe. Bietet sich ein Leerstands-management nach Rahdener Vorbild an?
Lübbecke. Nach nur drei Jahren sieht sich das Spielwarenund Geschenkegeschäft „Dufter Schuppen“durch die schwierige Lage im Einzelhandel gezwungen, das Geschäft an der Langen Straße 14 in Lübbecke zu schließen (die NW berichtete). Der Räumungsverkauf läuft.
Den Total-ausverkauf haben andere – wie der „Fashion Store“– schon hinter sich. Anfang des Jahres schloss die Boutique die Türen. Auch ins frühere Café Janke ist bislang kein neuer Betreiber eingezogen. Zunehmend prägen Leerstände das Bild der Innenstadt. Das hat unlängst erst die Lübbecker Grünen auf den Plan gerufen, die auf eine umfassende Untersuchung und Bewertung der örtlichen Einzelhandelssituation drängen. Auf Anfrage der Neuen Westfälischen äußert sich nun auch Lübbecke Marketing.
In der gemeinschaftlichen Stellungnahme von Peter Schmüser, Geschäftsführer Lübbecke Marketing, sowie Thomas Holle, Vorsitzender vonlübbeckemarketing,heißt es: „Deutlich später als in anderen Städten vergleichbarer Größe hat die Leerstands-problematik nun leider auch die Lübbecker Innenstadt erreicht.“Schmüser und Holle sind der Ansicht, dass die Gründe dafür vielfältig sind.
Was sich gegenüber früheren Jahren geändert hat
Diese würden von einer bewussten Verlagerung des Geschäfts an einen anderen Standort in der Innenstadt bis zur Geschäftsaufgabe wegen einer fehlenden Nachfolge bei inhabergeführten Betrieben oder einer geschwächten Marktposition im Wettbewerb mit gestiegenen Onlineeinkäufen reichen. „Neu ist für Lübbecke, dass die Leerstände in zentraler Lage nicht mehr – wie noch in den vergangenen Jahren – sofort mit nachrückenden Betrieben gefüllt werden können.“
Lübbecke Marketing bewertet den Standort „Lübbecker Innenstadt“als nach wie vor sehr attraktiv. Das habe nicht nur die sehr erfolgreiche Veranstaltung „Lübbecke tischt auf“am vergangenen Wochenende gezeigt. Von Freitagabend bis Sonntag konnten Besucher in der Innenstadt nach Herzenslust schlemmen und am verkaufsoffenen Sonntag auch noch ausgiebig shoppen.
Es gibt auch positive Beispiele
Peter Schmüser und Thomas Holle führen noch weitere positive Entwicklungen der vergangenen Monate an. So zum Beispiel die Eröffnung des Hotels Markt 5 und des Küpers mit einem täglich frischen Kuchenangebot am Marktplatz, die Übernahme des Eiscafés Pacini durch die Familie Schütte, einhergehend mit beachtlichen Investitionen
in die Ausstattung und Möblierung des Cafés oder die geplante Ansiedlung eines Action-markts in der Immobilie des ehemaligen Edeka-marktes an der Bäckerstraße. Für einigeweitereobjektegebeeszudem sehr konkrete Anfragen, sodass in den kommenden Wochen mit weiteren positiven Nachrichten zu rechnen sei.
Wie Peter Schmüser der Neuen Westfälischen sagte, ist Lübbeckemarketingindervergangenen Woche in Gespräche mit Immobilieneigentümern eingestiegen und sieht angesichts der Leerstände und der allgemeinen Entwicklung die Notwendigkeit zum weiteren Handeln: „Lübbecke Marketing und die Wirtschaftsförderung der Stadt sind hierzu in Gesprächen mit Immobilieneigentümern, um den Informationsaustausch zu fördern, um sich gegenseitig bei möglichen Ansiedlungen zu unterstützen und um auch neue Konzepte zu diskutieren und zu entwickeln.“
Angesichts des strukturellen Wandels der Innenstädte sei die Erhaltung eines attraktiven Lübbecker Zentrums eine große Gemeinschaftsaufgabe für Stadt, Stadtmarketing, Immobilieneigentümer, Einzelhändler, Gastronomen, Dienstleister und Kulturschaffende. „Dieser werden wir uns zeitnah, aber auch in den kommenden Jahren stellen müssen“, heißt es.
Dringenden Handlungsbedarf sehen angesichts der Entwicklung in der City, wie berichtet, auch die Lübbecker Grünen. Denn: Mehr als ein halbes Dutzend Ladenlokale sind allein in der Langen Straße derzeit verwaist. Um andere, wie die Lübbecker Depotfiliale, herrscht derzeit noch Rätselraten. Die auf Dekorationsund Einrichtungsgegenstände spezialisierte Fachhandelskette stellt 90 ihrer bundesweit 300 Filialen auf den Prüfstand. Allerorten, so auch in Lübbecke, hängen Räumungsverkaufs-plakate. Allerdings wird auf Plakaten im Schaufenster auch auf eine Wiedereröffnung mit neuem Konzept verwiesen. Auf Nwnachfrage an die Depot-fachhandelskette, ob auch die Lübbecker Filiale auf dem Prüfstand stehe, antwortete Aleksandar Blitva, lediglich, „dass Medienanfragen dieser Art, aktuell nicht beantwortet werden können“.
Wie aktives Leerstandsmanagement aussehen kann
Die Grünen-fraktion spricht in ihrem Antrag von einem „alarmierenden Leerstand, mit dem sich Lübbecke aktuell konfrontiert sieht“. Die Grünen wollen die Ursachen wissen und haben an Bürgermeister Frank Haberbosch den Antrag auf eine umfassende Untersuchung gestellt. In die Evaluierung sollen unter anderem der Branchenmix, die Öffnungszeiten der Geschäfte und die veränderten Parkmöglichkeiten für Kunden einbezogen werden.
Unlängst erst hatte ein Geschäftsinhaber moniert, dass die Parkdauer von einer Stunde auf dem Parkplatz vor dem neuen Marktkauf viel zu knapp bemessen sei, um den Einkauf noch mit einem Bummel durch die Innenstadt zu verbinden.
Für die Grünen ist es von Bedeutung, dass in die Bewertung weitere Mitwirkende – wie die Industrie- und Handelskammer (IHK), Wirtschaftsförderer oder Lübbecke Marketing – einbezogen werden. Eine Behandlung des Antrags ist für die Sitzung des Ausschusses für Infrastruktur, Wirtschaft, Digitalisierung und Mobilität am 28. Mai vorgesehen. Die anderen Fraktionen im Lübbecker Rat haben sich bislang noch nicht öffentlich zur Entwicklung der Lübbecker Innenstadt geäußert.
Wie aktives Leerstands-management aussehen kann, haben bereits andere Kommunen, wie die Stadt Rahden, unter Beweis gestellt. Denn mit Konsumzurückhaltung der Verbraucher, Online-konkurrenz, Fachkräftemangel und Nachfolgeproblemen sieht sich auch die Geschäftswelt in anderen Gemeinden und Städten konfrontiert.
Früher war Kommunen in NRW die wirtschaftliche Betätigung in diesem Bereich verboten. Mittlerweile aber können sie Leerstände anmieten und dann an interessierte Geschäftsgründer weitervermieten. Die Stadt Rahden hat sich entschieden, diese Möglichkeit zu nutzen und dafür mit Erfolg eine Förderung des Landes NRW beantragt. Die Stadt kann demnach Leerstände anmieten und für einen geringeren Mietzins an Existenzgründer weitervermieten. Der Gewerbebund Rahden hatte dieses Vorgehen zuletzt begrüßt, aber auch darauf verwiesen, dass das keine zeitlich unbegrenzte Lösung sei. Das Programm helfe nur Existenzgründern, den ersten Schritt in die Selbstständigkeit ein wenig einfacher zu machen, hatte der Gewerbebund Rahden betont. Es ändere aber nichts an dem Konkurrenzdruck durch die großen Online-händler.