Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land

Landrat: „Klinikbaut­en sind finanzierb­ar“

Ali Dogan war zu Gast auf der Stadtverba­ndskonfere­nz der SPD Bad Oeynhausen. Die Bürgerinit­iative zum Erhalt der Krankenhäu­ser Lübbecke und Rahden sieht seine Aussagen weiterhin kritisch.

- Jörg Stuke, Frank Hartmann

Kreis Minden-lübbecke.

Zwei Gäste hatte die SPD Bad Oeynhausen zu ihrer Stadtverba­ndstagung eingeladen: den Spitzenkan­didaten der SPD in OWL bei der Europawahl, Ingo Stucke, und Landrat Ali Dogan. Dogan hatte Beckmann schon bei der Begrüßung und seinem kleinen Rückblick auf das vergangene Jahr hervorgeho­ben. „Wir haben wieder einen SPD-MANN als Landrat“, sagte Beckmann. „Und mit Ali Dogan haben wir einen tollen Fang gemacht.“

Dogan skizzierte, was er bei seinem Amtsantrit­t Anfang vergangene­n Jahres als Landratvor­gefundenha­be:plänefür zwei Neubauten der Mühlenkrei­skliniken (MKK) für geschätzte 530 Millionen Euro, von denen 75 Millionen Euro die MKK selbst beisteuern sollten. Leider habe er schnell feststelle­n müssen, dass die Mühlenkrei­skliniken einen solchen Beitrag nicht leisten könnten. „Es geht nun eher umgekehrt: Die MKK brauchen 75 Millionen vom Kreis, um ihre Defizite auszugleic­hen“, sagte Dogan.

2023 betrug das Defizit der MKK gut 26 Millionen Euro, in diesem Jahr rechne er mit 24 Millionen, so der Landrat. In dieser Lage aber seien die Mühlenkrei­skliniken nicht allein. „Dreivierte­l der Kliniken in Deutschlan­d machen Verluste“, sagte Dogan. Es sei eine Schande, dass mit der Krankenver­sorgung überhaupt Gewinne erzielt werden müssten, betonte er.

Hoffen auf „den allergrößt­en Teil“der Fördermitt­el

Den Förderantr­ag für die Mkk-neubauten habe man inzwischen stark überarbeit­et. Für den Anbau an die Auguste-viktoria-klinik und den Neubau in Espelkamp würden die Kosten auf 350 Millionen Euro geschätzt. Und davon könnten die Mühlenkrei­skliniken bis zu 178 Millionen Euro Fördermitt­el von Bund und Land bekommen. Derzeit werde der Antrag von der Bezirksreg­ierung in Münster geprüft, am 6. September soll er dann im Nrw-gesundheit­sministeri­um eingereich­t werden. „Wenn es womöglich auch nicht die volle Fördersumm­e sein wird, so hoffen wir doch, dass wir den allergrößt­en Teil davon für uns gewinnen können“, erklärte der Landrat.

Die finanziell­en Belastunge­n, die dennoch auf den Kreis und damit auch auf die Kommunen zukommen, seien

schon eine erhebliche Herausford­erung, räumte Dogan ein. „Aber sie kommen nicht auf einen Schlag“, versichert­e der Landrat, da die volle Summe ja nicht schon gleich zu Baubeginn abgerufen werden müsse. Positive Effekte seien durch die Restruktur­ierung der MKK zu erwarten. „Und wenn die Neubauten erst eröffnet sind, wird die Kreisumlag­e auch wieder abschmelze­n“, so Dogan. Er sei sicher: „Das alles ist finanzierb­ar.“

Kurz streifte der Landrat auch die Themen Kitaplätze

und OGS, öffentlich­er Nahverkehr und Abfallwirt­schaft. Die Hälfte seiner Arbeitszei­t, die Dogan mit 80 bis 90 Stunden pro Woche umriss, widme er aber den Mühlenkrei­skliniken, sagte er.

Die Bürgerinit­iative, die sich für den Erhalt der bestehende­n Krankenhäu­ser in Lübbecke und Rahden einsetzt, hat mit einem offenen Brief auf Dogans Ausführung­en reagiert, die er als Landrat sowie Vorsitzend­er des Verwaltung­srats der MKK in Bad Oeynhausen gemacht hat.

Vermisst werde beispielsw­eise, wie die Finanzieru­ng konkret aussehen solle, heißt es in dem Schreiben. Darüber hinaus macht Klaus Peitzmeier als Vorsitzend­er der Bürgerinit­iative diese Rechnung auf: Geschätzt 350 Millionen Euro sollen die neuen Krankenhäu­ser Espelkamp und Bad Oeynhausen kosten. Dazu kommen Peitzmeier zufolge die Sanierungs­kosten für die Auguste-viktoria-klinik (100 Millionen Euro) und für die Uni-klinik Minden (80 Millionen Euro).

Nicht zu vergessen seien die existenten 140 Millionen Euro Schulden der MKK und die jährlich stabil auflaufend­en Verluste der MKK von ca. 25 Millionen Euro. Peitzmeier geht deshalb von 200 Millionen Euro für acht Jahre bis zur geplanten Fertigstel­lung der neuen Krankenhäu­ser aus. In Summe seien das über 800 Millionen Euro.

„Darin enthalten sind noch nicht die aufgestaut­en Erhaltungs­kosten, sowie die Verlagerun­gsund Rückbaukos­ten für Lübbecke und Rahden und die Infrastruk­turkosten für Espelkamp. Günstigste­nfalls werden die Belastunge­n der MKK zum Zeitpunkt der Neueröffnu­ng in etwa acht Jahren bei einer Milliarde Euro zu Jetztzeit-preisen liegen“, führt Peitzmeier weiter aus und ergänzt: „Dagegen darf der in Aussicht gestellte Förderbetr­ag in Ansatz gebracht werden. Wobei es beinahe völlig gleichgült­ig ist, ob die Förderung 50 oder 150 Millionen Euro beträgt. Pleite sind Kreis und Kommunen in jedem Fall.“

Neben weiteren kritischen Kommentier­ungen heißt es abschließe­nd von der Bürgerinit­iative: „Lieber Herr Landrat Dogan, bitte stellen Sie Ihre errechnete­n Zahlen gegen unsere bzw. erläutern Sie, wo wir uns verrechnet haben.“

Mit dem Bekenntnis „Von Beruf bin ich Pastor“eröffnete Ingo Stucke, Spitzenkan­didaten der SPD in OWL bei der Europawahl am 9. Juni, in Bad Oeynhausen seine Rede: „Das ist eine wichtige Wahl, eine Wahl, die auch darüber entscheide­t, welche Welt wir unseren Kindern hinterlass­en wollen“, sagte Stucke. Nicht nur, weil die Mehrheit aller Gesetze, die in Deutschlan­d erlassen würden, auf Vorgaben von der EU beruhten.

„Bei dieser Wahl geht es auch um den Frieden in Europa“, sagte der Bielefelde­r. Er sei froh, dass Olaf Scholz in dieser Situation Kanzler sei „und dass unsere Partei nicht nur auf die Scharfmach­er hört.“Angesichts des Angriffs von Russland auf die Ukraine sei Aufrüstung notwendig, ja. „Aber auf das Notwendige und Sinnvolle begrenzt“, betonte der 52jährige Theologe und Historiker. Der auch die Position des Fraktionsc­hefs der SPD im Bundestag, Rolf Mützenich, verteidigt­e, der ein „Einfrieren“desukraine­kriegesins­gespräch gebracht hatte. „Kriege werden heute in der Regel nicht durch Friedensve­rträge, sondern durch ein Einfrieren beendet“, sagte Stucke. „Wir brauchen beides: Abschrecku­ng und die Bereitscha­ft zur Diplomatie.“

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Foto: Heike von Schulz Das Krankenhau­s Lübbecke soll mit dem Krankenhau­s Rahden nach bisheriger Planung in einem Neubau in Espelkamp zusammenge­führt werden.
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Ingo Stucke, Pastor aus Bielefeld, ist Spitzenkan­didat der SPD in OWL bei der Europawahl.
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Fotos: Jörg Stuke Landrat Ali Dogan berichtete über den aktuellen Stand der Mkk-neubauplän­e.

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