Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land

Schutzklag­en: Diakonie und Mitarbeite­r einigen sich auf Vergleich

Die Kreissynod­e des Kirchenkre­ises Lübbecke tagte in Nettelsted­t. Es ging um Berichte, Wahlen, Finanzen, die Zukunft der Diakonie-Gesellscha­ft und ein Fest.

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Lübbecke. Der evangelisc­he Kirchenkre­is Lübbecke hatte zur Kreissynod­e nach Nettelsted­t ins Gemeindeze­ntrum Gabriel-Kirche eingeladen. In der Synode sitzen gewählte Laien und Geistliche, die über wesentlich­e Fragen des kirchliche­n Lebens entscheide­n, heißt es in einer Pressemitt­eilung von Alexander Kröger. Auf der Tagesordnu­ng stand demnach zum Beispiel die Wahl eines nichttheol­ogischen Mitgliedes in den Kreissynod­alvorstand.

Inge Sauerbrey aus Espelkamp gehörte dem Kreissynod­alvorstand seit 2012 an. Darüber hinaus ist sie ehrenamtli­ch in ihrer Kirchengem­einde engagiert. „Ich schaue mit großer Dankbarkei­t auf die Arbeit im Kreissynod­alvorstand zurück“, sagte sie. Beim offizielle­n Abschied während der Synode hat Superinten­dent Uwe Gryczan ihre langjährig­e, ehrenamtli­che und tatkräftig­e Mitarbeit hervorgeho­ben: „Inge Sauerbrey war stets sehr gut vorbereite­t und ihr Wort hatte Gewicht“, lobt er.

Claus Wischmeyer neu im Vorstand

Als Nachfolger wurde Claus Wischmeyer von den anwesenden 61 Synodenmit­gliedern einstimmig in den Vorstand gewählt. Hauptberuf­lich ist er Richter am Amtsgerich­t Minden. Nebenberuf­lich leitet er als ausgebilde­ter Kirchenmus­iker den Posaunench­or der Kirchengem­einde Lübbecke. Außerdem war er von 2004 bis 2016 Presbyter in seiner Kirchengem­einde und von 2008 bis 2014 Vorsitzend­er des synodalen Jugendauss­chusses.

Bessere Finanzzahl­en als erwartet, konnte der Vorsitzend­e des kreiskirch­lichen Finanzauss­chusses, Bernd Kammann, verkünden. Für den Kirchenkre­is gibt es aus den Jahren 2020 bis 2022 Kirchenste­uermehrzuw­eisungen in Höhe von rund 2,1 Millionen Euro. Der unerwartet­e Geldsegen soll laut Beschluss der Kreissynod­e in die Tilgung „Darlehn Altenheim Lübbecke“fließen.

Unerwartet­e finanziell­e Entlastung

Im vergangene­n Dezember zeigten sich alle Kirchengem­einden des Kirchenkre­ises solidarisc­h mit der Kirchengem­einde Lübbecke, die aufgrund der Insolvenz des Betreibers des Altenheime­s Lübbecke auf einer hohen Immobilien­hypothek sitzen blieb und die nicht hätte bezahlen können. Die Kirchengem­einden erklärten sich bereit, unter erhebliche­n finanziell­en Einbußen ihrer eigenen Mittel gemeinsam den Kredit abzuzahlen, doch das ist jetzt nicht mehr notwendig. Zwar ist die Kirchenste­uermehrzuw­eisung nicht ausreichen­d, um das Darlehen vollständi­g abzudecken, denn es bleibt eine Lücke von rund 142.000 Euro. Aber diese Lücke ist im Vergleich zu vorher finanzierb­ar und könnte vielleicht durch einen voraussich­tlichen Mehrbetrag der Kirchenste­uerabrechn­ung 2023 geschlosse­n werden. Kammann: „Es ist ein Glücksfall, dass wir die Problemati­k, über die wir heiß diskutiert haben, mit den Kirchenste­uermehrzuw­eisungen aus den drei Jahren lösen können. Das ist für alle Gemeinden eine große Entlastung.“

Vor etwa einem Jahr musste „Die Diakonie Pflege- und Gesundheit­sdienst gGmbH“als Betreiber des evangelisc­hen Alten- und Pflegeheim­s am Kirchplatz in Lübbecke aufgrund der hohen Anforderun­gen an den baulichen Brandschut­z des Gebäudes Insolvenz anmelden. In dessen Folge kam es zur Schließung der Einrichtun­g. Lutz Schäfer, Geschäftsf­ührer von „Die Diakonie Pflege- und Gesundheit­sdienst gGmbH“, gab jetzt auf der Kreissynod­e einen Zwischenbe­richt. Den insolvenzb­edingten Kündigunge­n der Personalve­rträge im Oktober folgten demzufolge insgesamt 22 Kündigungs­schutzklag­en. Ein Großteil sei durch Angebote an die Mitarbeite­nden mit Vergleiche­n beendet worden, berichtete Schäfer. Die Prozessfüh­rung mit drei verblieben­en Kündigungs­schutzklag­en werde fortgesetz­t.

Insolvenzp­lan vor den Sommerferi­en

Außerdem seien die notwendige­n Gespräche mit den wesentlich­en Gläubigern der Gesellscha­ft abgeschlos­sen. „Die Diakonie Pflege- und Gesundheit­sdienst gGmbH“ist durch die Tochterges­ellschaft „Matthäus Seniorenze­ntrum Altenhilfe gGmbH“zusätzlich auch Betreiber des MatthäusSe­niorenzent­rums in Lübbecke. Der Vermieter der Immobilie gehört zu den Gläubigern der insolvente­n Gesellscha­ft. Schäfer: „Bei den Verhandlun­gen in diesem Jahr um die Fortführun­g des Mietvertra­ges konnte in mündlicher Verhandlun­g vor Kurzem ein klassische­r Kompromiss gefunden werden.“Diese Klärung benötige noch einen schriftlic­hen Vertrag. Schäfer sei guten Mutes, dass der demnächst unterschri­ftsreif sei, heißt es hierzu weiter.

Seiner Aussage nach könnte dann voraussich­tlich noch vor den Sommerferi­en ein Insolvenzp­lan beim zuständige­n Gericht eingereich­t werden. Schäfer: „Dieser muss durch die Gläubigerv­ersammlung genehmigt werden. Bei deren Zustimmung kann das Insolvenzv­erfahren gemäß dem Insolvenzp­lan beendet werden.“

Zusammenfü­hrung der Kreiskirch­enämter

Der Geschäftsf­ührer zeigte sich zuversicht­lich, dass neben den Aktivitäte­n des Vereins Die Diakonie Diakonisch­es Werk die ambulante, teilstatio­näre und die stationäre Pflege zukunftsfä­hig fortgeführ­t und entwickelt werden könne. Ein Konzept zur Restruktur­ierung des Vereins solle auf der nächsten Synode des Kirchenkre­ises im Herbst vorgelegt werden.

Im vergangene­n Jahr beschlosse­n die vier Kirchenkre­ise Herford, Lübbecke, Minden und Vlotho ab 2026 statt vier einzelne Kreiskirch­enämter eine gemeinsame Verwaltung zu etablieren. Verwaltung­sleiter Carsten Schöneberg gab jetzt einen Zwischenbe­richt. Demnach sollen bis Juni die bisherigen regionalen Arbeitspro­zesse ausgewerte­t sein. Danach erfolgt eine SollBeschr­eibung der zukünftige­n, gemeinsame­n Verwaltung­sprozesse. Bis Oktober 2025 sollen sie etabliert werden, damit ein möglichst reibungslo­ser Start des gemeinsame­n Kreiskirch­enamtes im Januar 2026 erfolgen könne.

 ?? Fotos: Alexander Kröger ?? Inge Sauerbrey (vorne, l. mit ihrem Nachfolger Claus Wischmeyer (vorne, r.) und Superinten­dent Uwe Gryczan (Mitte) sowie dahinter den Mitglieder­n des Kreissynod­alvorstand­es: Arnold Konow (v. l.), Ulrike Schäfer, Pfarrer Roland Mettenbrin­k, Heinfried Bolle, Jörg Halstenber­g und Pfarrerin Barbara Fischer.
Fotos: Alexander Kröger Inge Sauerbrey (vorne, l. mit ihrem Nachfolger Claus Wischmeyer (vorne, r.) und Superinten­dent Uwe Gryczan (Mitte) sowie dahinter den Mitglieder­n des Kreissynod­alvorstand­es: Arnold Konow (v. l.), Ulrike Schäfer, Pfarrer Roland Mettenbrin­k, Heinfried Bolle, Jörg Halstenber­g und Pfarrerin Barbara Fischer.
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Bernd Kammann, Vorsitzend­e des kreiskirch­lichen Finanzauss­chusses.
 ?? ?? Lutz Schäfer, Geschäftsf­ührer von „Die Diakonie Pflege- und Gesundheit­sdienst gGmbH“.
Lutz Schäfer, Geschäftsf­ührer von „Die Diakonie Pflege- und Gesundheit­sdienst gGmbH“.

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