Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land
Zukunft des Gemeindehauses bewegt Gemüter
Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Preußisch Oldendorf erwägt den Verkauf des Gemeindehauses an die Stadt. Um das zu verhindern, hat sich eine Initiative gebildet, die nach alternativen Lösungen sucht.
Preußisch Oldendorf. Im Rahmen der angespannten Finanzsituation der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Preußisch Oldendorfs sahen sich Pfarrer Michael Weber und das Presbyterium schon Ende vergangenen Jahres gezwungen, nach Möglichkeiten der Entlastung zu suchen. Schon zum damaligen Zeitpunkt war eine Umnutzung des Gemeindehauses als Gebäude für den Offenen Ganztag der benachbarten Grundschule im Gespräch, für die zunächst eine Verpachtung des Gebäudes an die Stadt angedacht war. Diese müsse bis zum Sommer 2025 entsprechende Plätze für die Schülerinnen und Schüler vorhalten, so erklärte Küster und Presbyter Bernd Kammann.
Im Haushalt der Kirchengemeinde bestehe ein Defizit von etwa 70.000 Euro, das aktuell noch durch die Entnahme von Rücklagen ausgeglichenwerdenkonnte.Imnächsten Jahr würden es voraussichtlich bereits 80.000 Euro sein. Für das Gemeindehaus betrage das Defizit aktuell rund 35.000 Euro.
Ein gewisser Druck, die finanzielle Schieflage der Kirchengemeinde auszugleichen, bestehe auch dadurch, dass ihr anderenfalls ab einem gewissen Punkt durch den Kirchenkreis die Entscheidungsbefugnis entzogen würde, erklärte Pfarrer Michael Weber in der Vergangenheit bereits mehrfach auf Gemeindeversammlungen. Sofern Entscheidungen,diedasGemeindelebenbetreffen, weiterhin aus der Kirchengemeinde heraus getroffen werden sollen, sei man zum Handeln gezwungen. Zum Zeitpunkt der ersten Gesprächsrunde war er verhindert und daher nicht anwesend.
Um das Gemeindehaus zu erhalten, gründete sich um die Gemeindemitglieder Tanja Hensel und Thomas ZöllnerLohmeyer eine Initiative zum Erhalt des Gemeindehauses. Deren Mitglieder sammelten über 360 Unterschriften und luden zu einer ersten Gesprächsrunde im Gemeindehaus ein, in der über die aktuelle Situation aufgeklärt und gemeinsam mit interessierten Gemeindemitgliedern nach alternativen Lösungen und Einnahmequellen für die Kirchengemeinde gesucht wurde. Deutliche Kritik wurde dabei am inzwischen geplanten Verkauf des Gemeindehauses geübt.
Mit der Option einer zukünftigen Nutzung des Gemeindehauses durch die OGS habe sich für die Kirchengemeinde eine einmalige Chance ergeben, betonte Bernd Kammann. Aktuell prüfe die Stadt Preußisch Oldendorf demnach noch das Angebot, das ihr seitens der Kirchengemeinde gemacht worden sei. Dabei handele es sich nicht mehr um eine Verpachtung, sondern um eine VeräußerungdesGebäudesandieStadt. DasPresbyteriumhabesichangesichts des hohen finanziellen Drucks entschieden, das Gebäude bis spätestens Ende 2026 zu verkaufen, erklärte Bernd Kamann. Seitens der Initiative zum Erhalt des Gemeindehauses warf man dem Presbyterium vor, diese Entscheidung, ungeachtet der bis dahin bereits überreichten Unterschriftenliste,aufdersich rund 200 Unterschriften gegen den Verkauf befanden, getroffen zu haben.
Leerstand ist ein großes Problem
Bernd Kammann machte deutlich: „Diese Unterschriftenliste hätte auch ich so unterschrieben“. Die Entscheidung zum Verkauf habe man nicht leichtfertiggefällt,sondernweil sie für das Presbyterium in der aktuellen Situation alternativlos scheine.
Nachdem er allen Anwesenden eine ausführliche Übersicht und Erläuterung zu den einzelnen Gebäuden der Kirchengemeinde Preußisch Oldendorf präsentiert hatte, die auch Pfarrer Michael Weber in dieser Form bereits mehrfach öffentlich bekannt gab, betonte er außerdem: „Ich habe bei der Aufstellung gemerkt, dass unsere Ausgaben ein Problem sind. Dass wir unsere Gebäude nicht nutzen, ist ein viel größeres“. Die Gemeindearbeit habe sich spätestens seit der Corona-Pandemie drastisch verändert und in eine Richtung entwickelt, die auch er „sich nicht hätte ausmalen können“. Aktuell würden die Räume der Kirchengemeinde einen Großteil der Zeit leer stehen. Gruppen- und Gemeindearbeit könnten in anderen Gebäuden zusammengelegt werden. Für diesen Vorschlag gab es sowohl Zustimmung als auch Widerspruch. Mindestens die Kirche sei zu kalt und zu dunkel für Seniorengruppen und die Winterkirche, hieß es.
Neben Raum für Emotionen und persönliche Einschätzungen der Situation, sollte es während des ersten Gesprächskreises aber auch darum gehen, Lösungsansätze und Alternativen zu einem Verkauf des Gemeindehauses zu erarbeiten.
Noch bevor die der Entwicklung zugrunde liegenden Zahlen angesprochen wurden, forderten die Initiatoren und Claus Klipker, der als Moderator durch den Abend führte, zu einem kreativen Brainstorming auf. „Wir sind gesegnet mit Ideen, Kreativität und Liebe“, sagte Tanja Hensel und ermutigte dazu, diese für Problemlösungen einzusetzen.
Auf bunte Pappkärtchen sollte geschrieben werden, was sich die Anwesenden für die Kirchengemeinde wünschen, damit sie lebendiger wird, wo Kosten gesenkt oder Einnahmen generiert werden könnten.DieErgebnisse,dieaneiner Wand gesammelt und anschließend vorgestellt wurden, bezeichnete Claus Klipker als „inspirierend und beeindruckend“.
Von Kirchenkonzerten, über das Übertragen von Fernsehgottesdiensten, einem zusätzlichen Kirchgeld, der Gründung eines Fördervereins zusätzlich zur bereits vorhandenen Stiftung, einer Teilvermietung an die OGS, der Vermietung des Gemeindehauses für Veranstaltungen, der Eröffnung eines Tierfriedhofes, einer Nutzung der RäumedurchdieMusikschuleoder andere Vereine, bis hin zur Nutzung eines im Besitz der Kirche befindlichen Waldstückes als Friedwald und der Bereitschaft, regelmäßig zu spenden, reichten die Ideen.
Während eines zweiten Termins am Montag, 13. Mai, um 18.30 Uhr sollen im Gemeindehaus die Ideen vorgestellt und besprochen werden. Auch Interessierte, die beim ersten Termin nicht dabei waren, sind dazu von den Initiatoren herzlich eingeladen und ebenso willkommen, wie weitere Vorschläge, die zu einer finanziellen Entlastung der Kirchengemeinde und dem Erhalt des Gemeindehauses beitragen können.