Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land
Tierbestattungen im Kreis Minden-lübbecke: Wenn das geliebte Haustier für immer geht
Immer mehr Menschen wünschen sich eine individuelle Abschiedszeremonie für ihr verstorbenes Haustier. Tierbestatter sind Ansprechpartner in allen Fragen.
Lübbecker Land. Wenn ein geliebtes Haustier stirbt, hinterlässt der Verlust Schmerz und Trauer. Denn die Katze oder der Hund sind über Jahre hinweg treue Gefährten gewesen und für viele gehören sie zur Familie dazu. Wer kann, beerdigt seinen toten Vierbeiner im eigenen Garten. Kaum noch jemand lässt sein Tier – beispielsweise wenn es eingeschläfert wurde – von einem Abdecker-unternehmen beim Tierarzt abholen. Im Gegenteil: Immer mehr Menschen verspüren den Wunsch, ihrem verstorbenen Haustier einen „würdevollen“Abschied zu bereiten und nehmen dafür den Service eines Tierbestatters in Anspruch.
Einen regelrechten Trend zu Einäscherungen beobachtet seit Jahren Martin Lange von der Firma L & L Tierbestattungen in Wallenhorst im Landkreis Osnabrück. Das 2005 gegründete Unternehmen zählt viele Menschen aus dem Lübbecker Land zu seinen Kunden, unterhält es doch seit 2006 auch einen 0,6 Hektar großen Tierfriedhof für Kleintiere in einem Waldstück in Wallenhorst. Zwei Jahre – verbunden mit vielen Auflagen – habe es seinerzeit gedauert, bis die Genehmigung für den Tierfriedhof durch die Behörden vorlag. Vielleicht mit ein Grund, dass Tierfriedhöfe nicht so häufig zu finden sind.
Abschied mit großer Trauergemeinschaft
Angrenzend an den Kreis Minden-lübbecke gibt es noch einen Tierfriedhof in Bückeburg, der von der evangelisch-reformierten Kirche zu Bückeburg unterhalten wird. Der 2019 eingerichtete Tierfriedhof, der neben dem allgemeinen Friedhof liegt, geht auf Pastor i. R. Thomas G. Krage zurück. Der Friedhof für Kleintiere bietet den trauernden Tierbesitzern einen Ort der Ruhe und Erinnerung. Wie in Wallenhorst ist Grabschmuck nicht gestattet, wohl aber eine kleine Sterbetafel. Der Tierfriedhof in Bückeburg steht allen Tierhaltern unabhängig von kirchlicher Beziehung sowie Wohnort offen.
Die Gebühren pro Grabstätte auf den Tierfriedhöfen errechnen sich nach Art und Größe des zu beerdigenden Tieres sowie der Liegedauer. Die Beerdigung einer Katze in Wallenhorst beispielsweise kostet für drei Jahre einmalig 200 Euro, anschließend kommen für jedes weitere Jahr 60 Euro hinzu.
In den rund 20 Jahren als Tierbestatter hat Martin Lange von L & L Tierbestattungen bei den Beerdigungen so einiges erlebt. So kann er sich noch gut an eine Trauergemeinschaft von 18 Personen – darunter fünf Kinder – erinnern, die auf dem Friedhof in Wallenhorst von ihrem geliebten Hund Abschied nahmen.
Auch wenn gerade in ländlichen Gebieten wie im Mühlenkreis die Erdbestattung im eigenen Garten wohl am weitesten verbreitet ist, gibt es zunehmend den Wunsch nach einem individuellen Abschied als „Liebesbeweis“an den gestorbenen Vierbeiner. Rund zehn Prozent der Tierhalter entscheiden sich laut Branchenangaben für eine Einäscherung. Es gibt eine Vielzahl von Urnen – beispielsweise aus Holz oder Keramik, die im eigenen Zuhause an einem besonderen Ort aufgestellt werden – und so eine Erinnerungsstätte schaffen, die im täglichen Leben immer präsent ist. Es gibt zudem biologisch abbaubare Urnen aus Karton mit den unterschiedlichsten Motiven für die Beerdigung des Tieres im Garten. Das bietet sich besonders an, wenn ein recht großer Hund gestorben ist, denn auch für Tiergräber im Garten gibt es Vorschriften (siehe Infokasten).
Auch Tierbestatter wie Cremare oder Animal Tree in Porta Westfalica haben immer eine Auswahl an Urnen im Angebot. Tierbestatter bieten in aller Regel aber auch die Möglichkeit an, nur den Service der Kremierung in Anspruch zu nehmen und sich andernorts – beispielsweise online – nach einer Urne umzuschauen. Denn auch die Auswahl der Urne ist oft ein wichtiger und sehr individueller Bestandteil des Trauerprozesses. Die Preise für eine Urne beginnen bei etwa 50 Euro, je nach Material, Ausführung und individuellen Wünschen wie Gravuren können die Preise aber auch einen mittleren dreistelligen Bereich erreichen.
Beliebt sind zudem Accessoires wie Asche-armbänder oder Asche-schmuckketten in Form von Medaillons, die es ermöglichen, das verstorbene Haustier „immer bei sich zu tragen“. Für Martin Lange von L & L Tierbestattungen sind solche Wünsche nicht ungewöhnlich.
Vor Kurzem erst hatte er einen Kundenauftrag, bei dem ein Medaillon mit Asche für jedes der Familienmitglieder gewünscht wurde. Auch Pfotenabdrücke des gestorbenen Lieblings bietet das Unternehmen an, auf Holz oder auf Papier. „Wir haben auch immer wieder Kunden, die den Pfotenabdruck als Vorlage für eine Tätowierung nutzen“, so Lange.
Während Animal Tree für die Feuerbestattungen auf ein Tierkrematorium des Kooperationspartners Cremare in Wesel zurückgreift, überführt L & L die Tiere ins Krematorium von Rosengarten. Wenn von den Kunden gewünscht, auch in einem Holzsarg, die Langes Kollege Michael Lahrmann in der eigenen Tischlerei herstellt. 2002 startete die Rosengarten-tierbestattung mit dem ersten Tierkrematorium im Stammhaus im niedersächsischen Badbergen – mittlerweile verfügt das deutschlandweit tätige Unternehmen über ein großes Filialnetz und mehrere Krematorien, darunter auch ein Krematorium für Pferde am Stammhaus.
Pfotenabdruck als Vorlage für Tätowierung
Auch Rosengarten-tierbestattungen bietet den kompletten Service für einen würdevollen Abschied vom treuen Wegbegleiter an. Es gibt Abschiedsräume und die Möglichkeit, den Beginn der Kremierung durch ein Sichtfenster zu verfolgen, „um das Haustier symbolisch auf dem letzten Gang über die Regenbogenbrücke zu begleiten“.
Wie bei Rosengarten finden sich auch bei den anderen Tierbestattern Preislisten auf den Homepages, denn die Kosten variieren je nach Gewicht des Tieres und auch, ob es sich um eine Einzel- oder Gemeinschaftskremierung handelt, hat Auswirkungen auf den Preis.
Wenn es um das Thema Tod geht, ist Einfühlungsvermögen gefragt und das ist nicht anders, wenn ein Tier stirbt, das einen über viele Jahre hinweg durchs Leben begleitet hat und dessen Tod eine Lücke hinterlässt. Tierbestatter und -bestatterinnen sind auch Trauerbegleiter und die richtigen Worte sind wichtig. „Man muss in unserer Branche auch zuhören können“, sagt Martin Lange. „Wenn wir die Tiere abholen oder sie zu uns gebracht werden, dann erzählen die Menschen auch immer ihre Geschichten und Erlebnisse, die sie mit den Tieren hatten.“
Auch der Berufsfeuerwehrmann muss dann manchmal schlucken. So wie im Fall eines Lkw-fahrers, der 15 Jahre lang seinen Schäferhund als Beifahrer neben sich hatte. Als der Hund unerwartet während der Fahrt starb, blieb dem Mann nur ein Zwischenstopp in Wallenhorst, um seinen Hund für eine Kremierung dort abzugeben, danach ging es für den Lkw-fahrer alleine weiter.
Auch der Fall eines Mannes, der erst seine Ehefrau verlor und dann die Katze, die sein einziger Trost war, hat den Tierbestatter sehr berührt. Und als Martin Lange unlängst den verstorbenen Therapiehund eines Kindes in der Familie abholte, da hatte selbst er auf der Rückfahrt mit den Tränen zu kämpfen.