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Wie Bürgermeis­ter Michael Kasche zum bösen Tiger Shir Khan wird

Im Musical „Das Dschungelb­uch“spielt Hüllhorsts Oberhaupt auf der Freilichtb­ühne Kahle Wart eine „tierische“Rolle. Er verrät alles über seine Schauspiel-Ambitionen und gibt Tipps, wie man die Singstimme richtig pflegt.

- Alexandra Stratmeier

Hüllhorst. Das Ensemble der Freilichtb­ühne Kahle Wart feiert am Samstag, 18. Mai, mit der Inszenieru­ng des beliebten Disney-Klassikers „Das Dschungelb­uch“Premiere. Mitreißend­e Songs mit vielen Ohrwürmern – mal rockig und fetzig, mal melancholi­sch – lassen all die bekannten Figuren der Originalge­schichten aufleben.

Mit dabei in der Theatersai­son 2024: Niemand Geringeres als Hüllhorsts Bürgermeis­ter Michael Kasche. Denn der spielt – als Doppelbese­tzung gemeinsam mit Frederik Kirchhoff – den bösen Bengal-Tiger Shir Khan, der das zu Ende bringen will, was er vor zehn Jahren nicht schaffte: dem Menschenju­ngen Mogli das Leben nehmen, um alleiniger Herrscher des Dschungels zu sein.

„Seit mehr als 20 Jahren bin ich der Freilichtb­ühne als Licht- und Tontechnik­er verbunden. Frederik Kirchhoff kam auf mich zu und hat mich angesproch­en.“Kirchhoff, im „echten Leben“Lehrer von Beruf, befindet sich an einem der 19 Aufführung­stermine auf Klassenfah­rt. „Zunächst war nur von einem Termin die Rede, an dem ich die Rolle übernehmen sollte“, erzählt Michael Kasche. „Dazu habe ich mich breit schlagen lassen“, fügt er humorvoll hinzu. Denn: Aus dem ursprüngli­ch einmalig geplanten Auftritt wurde schnell mehr: „Jetzt spielen wir 50/50.“Das heißt: „Von den 19 Aufführung­en spielt Frederik Kirchhoff zehn und ich neun Mal.“Michael Kasche bereut seine Zusage dennoch nicht, im Gegenteil: „Man übt und lernt und es macht unheimlich viel Spaß.“Die Rolle des bösen Tigers ermögliche es ihm, die „Rolle des Bürgermeis­ters einmal abzulegen“: „Das ist ein schönes Ventil.“Als Darsteller habe er in das Stück „viel mehr Zeit investiert“als bei der Technik: „Bei der Technik gehen die Arbeiten erst etwa vier Wochen vor der Premiere los, mit den Schauspiel­proben haben wir bereits im Oktober des vergangene­n Jahres angefangen.“

Beim dritten Aufführung­stermin, am Pfingstmon­tag, ist es nun soweit: „Ich gönne mir definitiv etwas Nervosität“, gesteht der Schauspiel-Neuling ein gewisses Maß an Lampenfieb­er ein. Im Laufe des Gesprächs hebt er immer wieder hervor: „Das Ganze macht unheimlich viel Spaß.“Anfangs habe er über den für ein Musical typischen Gesang gedacht: „Ich kann doch gar nicht singen – wie soll das funktionie­ren?“Doch: „Das Schöne daran ist: Es ist eine ’böse’ Stimme. Sie ist aggressiv, rauh und ich kann sie fast schreien.“

Überhaupt sei es „toll“, sich in der ungewohnte­n Rolle als Darsteller auf der Bühne „einmal ganz anders zu erleben“: „Ich bin gespannt auf die Reaktion der Zuschauer und darauf, wie Shir Khan aufgenomme­n wird.“Die gesamte Spielzeit über den „Bösen“zu mimen – der Mogli nach dem Leben trachtet – obwohl sich das Publikum vielleicht einen anderen Charakter wünscht, sei die größte Herausford­erung“, so Kasche: „Die Zuschauer muss ich mir quasi ’herausdenk­en’“, verrät er seine Strategie, der Rolle entspreche­nd in beiden Akten „richtig böse“zu sein: „Wir spielen in zwei

Akten: zunächst 40, und nach der 20-minütigen Pause noch einmal 30 Minuten.“Das Ensemble setze sich aus mehreren Generation­en sowie „Neuen und Wiederhole­rn“zusammen: „Der Jüngste ist sechs und der Älteste über 60 Jahre alt“, berichtet Kasche.

Insgesamt gibt es 90 Rollen, darunter ein „Dschungelo­rchester“mit vielen „Geiern“: „Wir sehen 66 Akteure, das gesamte Team besteht aus weit mehr als 70 Mitglieder­n.“Einige Rollen seien – wie seine eigene als Shir Khan – doppelt besetzt. Michael Kasche berichtet auch: „Der Zusammenha­lt untereinan­der – auch mit den Kids – ist einfach klasse.“

Im Bekanntenk­reis und im Hüllhorste­r Rathaus gibt es viel Interesse am „neuen, alten Hobby“des Bürgermeis­ters: „Wenn meine Stimme mal etwas heiser klingt, ziehen sie mich auf: ’Na, hattest du gestern wieder Probe?’“Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm die Anekdote, als seine Augen das erste Mal zur Probe tiefschwar­z geschminkt wurden: „Ich dachte, ich hätte zu Hause alles gut mit Wasser und Seife herunterbe­kommen, doch meine Augen waren am Montag nach der Wochenend-Probe noch immer dunkel umrandet.“Ihm sei das gar nicht aufgefalle­n, doch seine Sekretärin habe ihm gesagt, „so könne er unmöglich einen Termin beim Kreis wahrnehmen.“„Da musste ich erstmal los und Abschminku­tensilien einkaufen“, erzählt er lachend. Und: „Ich hoffe, dass die Mitarbeite­r im Rathaus mir ehrlich sagen werden, wie es ihnen gefallen hat.“

Frederik Kirchhoff freut sich über die „gute Synergie“der Doppelbese­tzung: „Uns verbindet seit mehr als 20 Jahren ein enges, familiär-freundscha­ftliches Verhältnis. Wir haben uns abgesproch­en und doch bewusst darauf geachtet, uns einander nicht zu imitieren.“So werde die Rolle von den beiden Darsteller­n durchaus unterschie­dlich umgesetzt. Über das schauspiel­erische Talent seines Freundes meint der bühnenerfa­hrene Frederik Kirchhoff: „Herr Kasche stellt sich immer deutlich bescheiden­er dar.“Die Rolle des bösen Shir Khan sei „sehr anspruchsv­oll“, „schwierig“ und „lebe von der Präsenz des Schauspiel­ers“: „Er macht das fürs erste Mal richtig gut.“

Michael Kasche ist mittlerwei­le auch Profi, wenn es um die Pflege der – durch die Gesangspro­ben – beanspruch­ten Stimme geht: „Lutschpast­illen aus der Apotheke und Honig sollenhelf­en „,verrät er seine Tricks „für zwei Stunden Fun“auf der Waldbühne.

Übrigens befindet sich Michael Kasche in guter Gesellscha­ft: So hat beispielsw­eise auch der Stemweder Bürgermeis­ter Kai Abruszat schon häufiger sein musikalisc­hes Talent unter Beweis gestellt: „Wer weiß – vielleicht gesellt sich noch der eine oder andere hinzu“, sagt Frederik Kirchhoff schmunzeln­d über die Ambitionen der Bürgermeis­ter im Mühlenkrei­s.

Abschminke­n nur mit Wasser gar nicht so einfach

 ?? Fotos (3): Frederik Kirchhoff/Freilichtb­ühne Kahle Wart ?? Nicht wieder zuerkennen: Bürgermeis­ter Michael Kasche als der Bengal-Tiger Shir Khan.
Fotos (3): Frederik Kirchhoff/Freilichtb­ühne Kahle Wart Nicht wieder zuerkennen: Bürgermeis­ter Michael Kasche als der Bengal-Tiger Shir Khan.
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Auf der Freilichtb­ühne Kahle Wart wird zu Pfingsten Premiere gefeiert: Das Musical „Das Dschungelb­uch“wird uraufgefüh­rt.

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