Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land
Hui Buh begeistert auf der Freilichtbühne
Die Komödie um das bekannte Schlossgespenst feierte Premiere in Nettelstedt. Das Stück begeistert mit viel Liebe zum Detail und einfallsreicher Kostümierung.
Lübbecke. Mit der Wetterlage steht und fällt in den Sommermonaten fast jede Veranstaltung. Von Glück sagen konnte die Nettelstedter Spielgemeinde am Pfingstsonntag, denn die Premiere des Familienstücks „Hui Buh – das Schlossgespenst“fiel nicht ins Wasser, die Prognosen für den Nachmittag waren aber nicht berauschend, nicht zuletzt deshalb gab es noch einige freie Plätze auf dem größtenteils überdachten Zuschauerrang. Aber der Sommer ist noch lang und es gibt noch bis zum 25. August jeden Sonntag um 16 Uhr Gelegenheit, einen Besuch mit Groß und Klein nachzuholen.
Mit viel Liebe zum Detail und einfallsreichen Kostümierungen ist die Gespensterkomödie auf dem Hünenbrink gestartet. Der Hünenbrinkturm im Hintergrund passte perfekt zum Burgambiente des Anwesens, alles war in Richtung Schloss und Burg dekoriert. Schön wäre es gewesen, man hätte den Turm noch in die Geschichte eingebaut, aber der ist ein ganzes Stück von der Bühne entfernt. Hui Buh geistert schon seit 1965 durch die Kinderzimmer. Insgesamt 23 Millionen Tonträger mit stets neuen Geschichten wurden bisher verkauft. Und gefühlt jeder über 50 hat wenigstens schon eine lustigspannende Geschichte gehört, die markante Stimme von Hans Clarin auf dem Kassettenrekorder haben die meisten noch im Ohr.
Auf der Nettelstedter Bühne hat man sich inhaltlich eher am Kinofilm von 2005 (mit Bully Herbig, Heike Makatsch und Christof Maria Herbst) orientiert.
Im Film wurde Hui Buh filmtechnisch transparent gemacht, da dies im „echten Leben“nicht geht, sagte Hui Buh, gespielt von Ole Fründ, jeweils vorher an, ob es sichtbar oder unsichtbar ist.
Hui Buh ist das einzige behördlich zugelassene Gespenst auf Schloss Burgeck. König Julius (Frederick Seger), der auf Burgeck seine Hochzeit feiern will, fühlt sich jedoch durch dessen Spuk beim Werben um seine Zukünftige gestört und zerreißt Hui Buhs Spuklizenz. Nun muss das arme Gespenst seine Geisterprüfung erneut ablegen, und die ist ganz schön anspruchsvoll. 1.200 Fragen stehen in der Geisterprüfung, schließlich werden aber nur drei davon genommen.
Zum Glück kann König Julius helfen, er kennt alle Antworten auswendig. Diese Abfragestunde war einfach zu köstlich. Schließlich bekommt Hui Buh die Lizenz zurück, die ihm auch ermöglicht, an den großen Geisterschatz zu kommen, der für „Sterbliche“unerreichbar ist. Gleichzeitig schmiedet Gräfin Leonora zu Etepetete (Charlotte Ratzmann) einen finsteren Plan, um König Julius seinen geheimnisvollen Schatz zu stehlen – und dabei ist ihr Hui Buh im Weg. Und ist es wirklich ein guter Plan, die zickige Etepetete zu heiraten?
Auf wen der Schlossherr ein Auge geworfen hat
Insgeheim hat der verarmte Schlossherr doch schon ein Auge auf die bezaubernde Konstanzia (Aenne-lynn Seger), Dienerin von Leonora Gräfin zu Etepete geworfen. Hinzu kommt noch, dass sich Leonora mit Adolar (Jürgen Kracht) verbündet hat. Für knackige Auftritte im Stück ist auch Mrs. Mcmulligan, gespielt von Maren Wulff, gut. Sie hatte den englischen Unterton richtig gut drauf und dirigierte perfekt das Heer von Angestellten, die ungeduldig auf ihr Gehalt warteten. Birgit Metje spielte sehr glaubhaft Servatia, die oberste Beamtin der Geisterbehörde. Alina Böcher als Lehrerin Fräulein Schuster hatte die muntere Kinderschar voll im Griff. Als Geisterjäger traten Erna, Chantal und Kevin Schredder auf. Wie man es von den Nettelstedter Akteuren gewohnt ist, waren auch die Nebenrollen fehlerfrei besetzt und wurden mit großem Engagement gespielt. Es ist insgesamt eine tolle Leistung der Spielgemeinde Freilichtbühne Nettelstedt e. V., die Bühne auch noch nach 101 Jahren quicklebendig zu halten.