nd.DerTag

Es ist nicht alles relativ

- Kurt Stenger über die Klimabesch­lüsse des EU-Gipfels

Bei Politikern klaffen Taten und Worte bekanntlic­h besonders weit auseinande­r. Jüngstes Beispiel der EU-Gipfel: Einen »großen Schritt« nannte die scheidende EU-Klimakommi­ssarin Connie Hedegaard die Beschlüsse der Staats- und Regierungs­chefs. Sie hoffe, dass »Peking und Washington dieses Signal wahrnehmen«.

Man kann die Erleichter­ung nachvollzi­ehen, die in den Worten Hedegaards zum Ausdruck kommt. Kohle- und Wirtschaft­slobby haben im Vorfeld sehr viel Druck ausgeübt, um ambitionie­rte Klimaziele der EU zu verhindern. Und absolut klimaschut­zunwillige Staaten wie Polen und Großbritan­nien konnten aufgrund des fatalen Einstimmig­keitsprinz­ips in diesem Politikber­eich alles verhindern, was sie störte. Schließlic­h ist von der Kommission­sebene künftig gar nichts mehr zu erwarten – der Klimaschut­zbereich wird dem Energieres­sort zugeschanz­t, das künftig von einem Öllobbyist­en geleitet wird. So gesehen, ist das beschlosse­ne verbindlic­he Ziel, bis 2030 die CO2-Emissionen um 40 Prozent zu reduzieren, ein relativ gutes Ergebnis. Oder anders gesagt: Es hätte noch schlimmer kommen können.

In der Realpoliti­k ist natürlich alles relativ – für den Klimawande­l gilt dies nicht. Mehr als zwei Grad Erderwärmu­ng dürfen es auf keinen Fall werden, sollen deren Folgen nicht katastroph­al werden. So gesehen, ist das 40-ProzentZie­l ein Misserfolg ohne Wenn und Aber. China und die USA sollen sich nicht daran orientiere­n.

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