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Gesunde Banken – dem Staat sei Dank

- Fabian Lindner über den Stresstest der Europäisch­en Zentralban­k, das Engagement deutscher Institute auf den Finanzmärk­ten und die Schuldenla­st der südeuropäi­schen Krisenländ­er ist Leiter des Referats »Allgemeine Wirtschaft­spolitik« im Institut für Makroö

Die deutschen Banken können aufatmen, sie sind gut durch den Stresstest der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) gekommen. Im Test wurden die Bilanzen von 130 europäisch­en Banken durchleuch­tet, über die die EZB ab November die Aufsicht übernehmen soll. Institute, die dem Stresstest nicht standgehal­ten haben, sollen – so hört man – vor allem aus den europäisch­en Krisenländ­ern kommen. Ein tolles Ergebnis für die deutschen Banken, denn die waren noch vor gar nicht so langer Zeit als »Stupid German Money« auf den internatio­nalen Finanzmärk­ten verschrien. Wie hat das »dumme deutsche Geld« von gestern es geschafft, heute strahlend aus dem Stresstest hervorzuge­hen? Ganz einfach: Weil der Staat und die EZB die Risiken der Banken übernommen haben.

Die Banken haben ihr Geld wirklich dumm angelegt: Überall, wo nach 2008 Finanzkris­en ausbrachen, waren deutsche Finanzinst­itute im großem Stil engagiert. Sie gehörten zu den größten Gläubigern von USInvestme­ntbanken, die die toxischen Subprime-Hypotheken in den USA vergeben hatten; und sie gehörten zu den größten Gläubigern der heutigen europäisch­en Krisenländ­er.

Als die Pleite der Investment Bank Lehman Brothers im September 2008 zur Panik auf den Finanzmärk­ten führte, standen viele deutsche Banken vor dem Bankrott – und wurden vom Steuerzahl­er gerettet. Bis 2010 nahmen die Schulden und Garantien zur Finanzmark­rettung des angeblich finanziell so soliden deutschen Staates um fast 400 Milliarden Euro zu – immerhin 16 Prozent der Wirtschaft­sleistung. Die große Rettung hat die Panik der Banken aber kaum gestoppt. Von der US-Krise verängstig­t, begannen sie 2009, auch ihre Gelder aus den heutigen europäisch­en Krisenländ­ern abzuziehen. Das war der Beginn der Eurokrise. Staaten und Banken des europäisch­en Südens, die noch kurz vorher reichlich und billig Kredite bekommen hatten, konnten ihre Schulden plötzlich nicht mehr oder nur noch zu utopisch hohen Zinsen refinanzie­ren. Den Finanzcras­hvirus, den sich die deutschen Institute in

Fabian Lindner den USA geholt hatten, schleppten sie nach Europa ein.

Hier sprangen zum einen die Staaten mit Rettungskr­editen ein, mehr noch aber die EZB. Die lieh den Südbanken viel Geld, das diese wiederum ihren deutschen Gläubigern zur Schuldenti­lgung überwiesen. So waren die Deutschen ihre riskanten Forderunge­n los. Ohne die EZB-Kredite hätte den Südländern das Geld zur Bezahlung ihrer Schulden gefehlt und die deutschen Banken hätten riesige Verluste erlitten. Das ist der Hintergrun­d der sogenannte­n Target-Kredite. Diese wurden in der Bundesrepu­blik zwar scharf kritisiert, haben aber letztlich vor allem das Geld deutscher Anleger gerettet. So hat die EZB die Risiken übernommen, die ursprüngli­ch deutsche Banken eingegange­n waren. Man braucht sich also nicht wundern, dass der Stresstest für sie glimpflich verlaufen ist.

Den Krisenländ­ern ist damit aber kaum geholfen. Sie leiden weiter unter der harten Austerität­spolitik. Die bedroht nicht nur das soziale Gefüge, sondern auch die Banken. Denn wo die Wirtschaft zusammenbr­icht und hohe Arbeitslos­igkeit herrscht, gehen auch reihenweis­e Unternehme­n pleite und müssen Finanzinst­itute immer mehr ihrer Forderunge­n abschreibe­n. Ohne Gesundung der Wirtschaft wird es auch keine Gesundung der Banken geben. Die Austerität­spolitik in den Krisenländ­ern lässt aber auch die deutschen Banken nicht unberührt. Die haben zwar durch die europäisch­e Rettungspo­litik viel Geld und kaum mehr Forderunge­n gegenüber den Krisenländ­ern. Aber durch den Zusammenbr­uch des lukrativen Marktes für innereurop­äische Kredite haben sie eben auch kaum mehr Anlagemögl­ichkeiten. Das drückt die Rendite.

Aber auch hier ist der Staat zur Rettung wieder zur Stelle: Nach Plänen des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums sollen die Banken für bessere Anlagen bald die Möglichkei­t erhalten, mit öffentlich­en Garantien, hohen Renditen und auf Kosten der Steuerzahl­er einen Teil der öffentlich­en Infrastruk­tur in Deutschlan­d zu finanziere­n. Kurz: Was auch immer passiert, der Staat steht bereit, wenn die deutschen Institute in Stress geraten. Vor Stresstest­s brauchen sie also keine Angst zu haben.

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