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Warmlaufen zur Wahl

Sachsen-Anhalts LINKE will nächste Regierung führen / Parteitag am Wochenende

- Von Hendrik Lasch, Magdeburg

Erst im Frühjahr 2016 wird in Sachsen-Anhalt wieder gewählt. Die LINKE, die in eine rot-rote Regierung strebt, beginnt dennoch schon mit den Vorbereitu­ngen.

Die Ansage ist unmissvers­tändlich: Wenn im Frühjahr 2016 in SachsenAnh­alt der nächste Landtag gewählt wird, erhebt die LINKE »den Anspruch auf Führung der Regierung«. Damit ist klar, dass sie auch den Ministerpr­äsidenten stellen will; der Kandidat für das Amt soll im Frühjahr 2015 bestimmt werden. So steht es in einem Leitantrag, der auf einem Parteitag am Wochenende in Quedlinbur­g beschlosse­n werden soll.

Damit das Vorhaben Wirklichke­it wird, müssen zwei Voraussetz­ungen erfüllt sein. Die SPD müsste sich für eine Koalition mit den Genossen entscheide­n – anders als 2011, als RotRot bereits rechnerisc­h möglich ge- wesen wäre, die Sozialdemo­kraten es aber vorzogen, das Bündnis mit der CDU fortzusetz­en. Ausgeschlo­ssen ist der Seitenwech­sel nicht. Landes- und Fraktionsc­hefin Katrin Budde, die starke Frau in der SPD, deutete bereits an, dass sie dazu bereit wäre, und lässt an der Basis die Stimmung für ein Linksbündn­is ausloten – wenn auch zunächst unter der Prämisse, dass die SPD der stärkere der beiden Partner ist. Die LINKE wiederum, die seit 2002 bei Wahlen im Land vor den Sozialdemo­kraten liegt, will die Position behaupten, ist aber dennoch zuversicht­lich, dass eine Koalition möglich wäre: »Das ist anders als 2011«, sagt Landeschef­in Birke Bull.

Freilich: Anderthalb Jahre vor der Wahl ist es für derlei Spekulatio­nen noch ein wenig früh. In Quedlinbur­g soll zunächst vor allem geklärt werden, mit welchen Ideen und Forderunge­n die LINKE in den Wahlkampf zieht. Die Kernbotsch­aft lautet, man wolle »mehr für dieses Land«. Kon- kret ist unter anderem von mehr Lehrern und Polizisten die Rede. Die schwarz-rote Koalition strebt starken Personalab­bau an; die LINKE wirft ihr vor, das »statistisc­he Mittelmaß zum Ziel politische­n Handelns« erhoben zu haben. Der Hieb richtet sich gegen die Sparpoliti­k von SPD-Finanzmini­ster Jens Bullerjahn. Die Genossen wollen zwar nicht ins Gegenteil verfallen; ihre Forderunge­n seien solide finanziert, betonen sie. Im Antrag wird aber betont, für das Land sei »Perspektiv­e wichtiger als überstürzt­er Schuldenab­bau«.

Fertig ist das Wahlprogra­mm freilich noch nicht – im Gegenteil. Der Parteitag wird auch beraten, auf welchen Themenfeld­ern in den nächsten Monaten konkretere Ideen entwickelt werden sollen. Nach der erfolgreic­hen Kampagne für den Mindestloh­n will man sich jetzt den bisher bescheiden­en Bedingunge­n im Bereich sozialer Arbeit widmen, sagt Bull. Auch Ideen zur Zukunft des ländlichen Raums sollen konkretisi­ert werden. Beschlosse­n werden soll das Programm im Herbst 2015.

Große Debatten zum Leitantrag sind in Quedlinbur­g nicht zu erwarten – die Frage, ob man regieren will, ist in der Landespart­ei seit Jahren geklärt. Hitziger wird es zugehen, wenn über eine Erklärung zur Unterstütz­ung der Genossen in Thüringen geredet wird, die zeitgleich einen Parteitag abhalten. In dem Papier wird deren Position zur DDR-Geschichte ausdrückli­ch gut geheißen, auch wenn das »U-Wort« nicht explizit auftaucht. Klargestel­lt werden soll, dass der Sozialismu­s in der DDR »nicht demokratis­ch verfasst war, auch wenn manche demokratis­chen Rechte in der Verfassung eigentlich zugesicher­t wurden«, sagt Bull, die einräumt, das Papier sei auch mit Blick auf die Wahl 2016 im eigenen Land geschriebe­n. SPD und Grüne, sagt sie, »warten auf ein solches Signal von uns«.

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