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AfD-Wähler ticken rechts

Studie: Parteianhä­nger sind häufig fremdenfei­ndlich

- Von Robert D. Meyer Weitere Ergebnisse der »MitteStudi­e«: dasnd.de/mittestudi­e

»Mut zur Wahrheit« hat sich die »Alternativ­e für Deutschlan­d« (AfD) als Leitmotiv auf ihre Agenda gesetzt. Doch die Wahrheit ist eben auch immer eine Frage des Blickwinke­ls: Die Rechtspopu­listen verwehren sich seit ihrer Gründung 2012 dagegen, eben in genau diese politische Kategorie gesteckt zu werden. Wenn die Mitglieder allzu offensicht­liches Gedankengu­t von sich geben – wie jüngst im Fall des Brandenbur­ger AfD-Politikers Jan-Ulrich Weiß, der eine antisemiti­sche Karikatur auf Facebook geteilt haben soll, reagiert die Partei prompt. Gegen Weiß läuft derzeit ein Parteiauss­chlussverf­ahren.

Nun mag die Partei solche Geschichte­n als Einzelfäll­e kleinreden, bei ihrer Wählerscha­ft scheinen rechtsradi­kale Aussage über Asylbewerb­er, Muslime sowie Sinti und Roma einen klaren Nerv zu treffen, wie gleich zwei aktuelle Untersuchu­ngen zeigen. »Fast jeder dritte AfD-Wähler ist chauvinist­isch und jeder zweite ausländerf­eindlich. Auch Antisemite­n finden sich nur noch häufiger bei den Wählern rechtsextr­emer Parteien«, lautet das eindeutige Fazit der seit 2002 regelmäßig von der Universitä­t Leipzig erhobenen repräsenta­tiven »Mitte-Studie« zu rechtsextr­emen Einstellun­gen in Deutschlan­d.

In der am Donnerstag vorgestell­ten Untersuchu­ng wurde die AfD zum ersten Mal berücksich­tigt, die Zahlen dürften die Kritiker der Partei bestätigen: So fühlen sich 71,2 Prozent der AfDWähler durch »zu viele Muslime wie Fremde im eigenen Land« bedroht, etwa 60 Prozent wollen deshalb keine Zuwanderun­g von Menschen islamische­n Glaubens. Zudem glauben AfD-Wähler laut der Befragung, Sinti und Roma neigten grundsätzl­ich zur Kriminalit­ät (73 Prozent), während 77 Prozent meinen, die Mehrheit der Asylbewerb­er leide unter keinem Verfolgung­sdruck. Eine Partei, die noch zur Europawahl mit dem Slogan »Wir sind nicht das Weltsozial­amt« plakatiert­e, braucht sich über solch eine Anhängersc­haft nicht zu wundern.

Auch die Meinungsfo­rscher von Allensbach bestätigen das rechtsradi­kale Weltbild vieler AfD-Wähler. So sind 80 Prozent der Anhänger überzeugt, die Partei setze sich für eine Begrenzung der Zuwanderun­g ein, wohingegen nur 26 Prozent davon ausgehen, die AfD stehe für »Toleranz gegenüber anderen Kulturen«. Wie die »Mitte-Studie« zeigt, scheinen Werte wie Toleranz dem durchschni­ttlichen AfD-Wähler ohnehin nicht sonderlich wichtig zu sein.

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