AfD-Wähler ticken rechts
Studie: Parteianhänger sind häufig fremdenfeindlich
»Mut zur Wahrheit« hat sich die »Alternative für Deutschland« (AfD) als Leitmotiv auf ihre Agenda gesetzt. Doch die Wahrheit ist eben auch immer eine Frage des Blickwinkels: Die Rechtspopulisten verwehren sich seit ihrer Gründung 2012 dagegen, eben in genau diese politische Kategorie gesteckt zu werden. Wenn die Mitglieder allzu offensichtliches Gedankengut von sich geben – wie jüngst im Fall des Brandenburger AfD-Politikers Jan-Ulrich Weiß, der eine antisemitische Karikatur auf Facebook geteilt haben soll, reagiert die Partei prompt. Gegen Weiß läuft derzeit ein Parteiausschlussverfahren.
Nun mag die Partei solche Geschichten als Einzelfälle kleinreden, bei ihrer Wählerschaft scheinen rechtsradikale Aussage über Asylbewerber, Muslime sowie Sinti und Roma einen klaren Nerv zu treffen, wie gleich zwei aktuelle Untersuchungen zeigen. »Fast jeder dritte AfD-Wähler ist chauvinistisch und jeder zweite ausländerfeindlich. Auch Antisemiten finden sich nur noch häufiger bei den Wählern rechtsextremer Parteien«, lautet das eindeutige Fazit der seit 2002 regelmäßig von der Universität Leipzig erhobenen repräsentativen »Mitte-Studie« zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland.
In der am Donnerstag vorgestellten Untersuchung wurde die AfD zum ersten Mal berücksichtigt, die Zahlen dürften die Kritiker der Partei bestätigen: So fühlen sich 71,2 Prozent der AfDWähler durch »zu viele Muslime wie Fremde im eigenen Land« bedroht, etwa 60 Prozent wollen deshalb keine Zuwanderung von Menschen islamischen Glaubens. Zudem glauben AfD-Wähler laut der Befragung, Sinti und Roma neigten grundsätzlich zur Kriminalität (73 Prozent), während 77 Prozent meinen, die Mehrheit der Asylbewerber leide unter keinem Verfolgungsdruck. Eine Partei, die noch zur Europawahl mit dem Slogan »Wir sind nicht das Weltsozialamt« plakatierte, braucht sich über solch eine Anhängerschaft nicht zu wundern.
Auch die Meinungsforscher von Allensbach bestätigen das rechtsradikale Weltbild vieler AfD-Wähler. So sind 80 Prozent der Anhänger überzeugt, die Partei setze sich für eine Begrenzung der Zuwanderung ein, wohingegen nur 26 Prozent davon ausgehen, die AfD stehe für »Toleranz gegenüber anderen Kulturen«. Wie die »Mitte-Studie« zeigt, scheinen Werte wie Toleranz dem durchschnittlichen AfD-Wähler ohnehin nicht sonderlich wichtig zu sein.