Historiker ausgespäht
Wie
der »Guardian« berichtet, hat der britische Inlandsgeheimdienst MI5 über Jahrzehnte hinweg die marxistischen Historiker Eric Hobsbawm und Christopher Hill überwacht. Das belegen Akten, die die »National Archives« am Freitag freigegeben haben. Sowohl die private schriftliche und telefonische Korrespondenz als auch die persönlichen Kontakte der beiden renommierten Forscher haben die Agenten ausgespäht.
Die Akten offenbaren, dass Hobsbawm bereits seit 1942 im Fokus des MI5 stand, als er bereits mehrere Jahre Mitglied der Kommunistischen Partei Großbritanniens (CPGB) war. Ziel des MI5 sei gewesen, »seine Kontakte zu identifizieren und Zugang zu uns bislang nicht bekannten kommunistischen Intellektuellen zu erhalten«, wie es in einem Vermerk heißt.
Hill wiederum wurde schon 1935 überwacht, als er erstmals die Sowjetunion besuchte. Auch hierzu zitiert der »Guardian« einen Aktenvermerk: »Hill scheint Kommunist zu sein, aber in seinem vom Kontrollpersonal durchsuchten Gepäck fand sich keine subversive Literatur.«
Obwohl beide bereits in den 1950er Jahren ihr MarxismusVerständnis von der Sowjet-Ideologie abgrenzten, setzte der MI5 die intensive Beobachtung fort. Nachdem insbesondere Hobsbawm jahrelang um die Freigabe der Akten gekämpft hatte, kommt die Freigabe für ihn und seinen Kollegen zu spät: Hobsbawm starb im Oktober 2012, Hill ist bereits seit 2003 tot.