nd.DerTag

Black ’n’ White

- Jam

Ist Halle Berry eine Schwarze oder eine Weiße? Eine müßige Frage, denn die 48-Jährige wurde 2002 als erste afro-amerikanis­che Schauspiel­erin mit einem Oscar ausgezeich­net. Sie selbst hat häufig von den rassistisc­hen Angriffen berichtet, der sie als Kind eines Schwarzen und einer Weißen in einer von Weißen bewohnten Gegend ausgesetzt gewesen sei. Beantworte­t ist die Frage aber dennoch nicht, denn wir könnten uns Berry auch mit blonden Haaren und mit durch die Kosmetik gebleichte­r Haut vorstellen. Berry selbst könnte sich so verwandeln und ihre Identität ändern (so wie in ihrer Rolle als Ororo Munroe/Storm in dem X-Man-Filmreihe).

Geschlecht sei eine soziale und kulturelle Konstrukti­on, heißt es in der Gendertheo­rie. Gleiches ließe sich von phänotypis­chen Merkmalen sagen. Diesem Denkphänom­en lässt sich nicht mit der Naturwisse­nschaft beikommen, sondern mit der Philosophi­e. Eine dieser Denkrichtu­ngen heißt Solipsismu­s. Nach dieser kann ich lediglich meiner eigenen Existenz gewiss sein, ob die Welt wirklich existiert, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich bin das einzige wissende Ich.

Womit wir bei Rachel Donezal wären. Die 37Jährige wurde als Weiße geboren, gibt sich heute jedoch als Schwarze aus und ist mit dieser Identität als Bürgerrech­tlerin in den USA aktiv. Dass man sich als Angehörige­r einer privilegie­rten Gruppe als Unterprivi­legierter fühlen kann, ist nicht neu. Wer als Weißer lange genug mit ausgegrenz­ten Schwarzen zusammenge­lebt hat, wird bei Polizeikon­trollen von einer Beklemmung erfasst werden, die er vorher nicht kannte. Das nennt man Empathie. Rachel Dolezal aber ist einen Schritt weiter gegangen und hat eine äußerliche und innerliche Mimese vollzogen.

Man sollte den Solipsismu­s zu Ende denken. In einer der unzähligen Zeitlinien des Universums ist Rachel Dolezal als Schwarze geboren und lebt jetzt als Weiße, wer weiß. Danke, liebe Solipsiste­n und Genderiste­n, dass ihr uns so viel Stoff zum Nachdenken gebt.

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