Hugo Höllenreiner
15. 9. 1933 – 10. 6. 2015
Nachrufe dieser Art werden nicht mehr viele geschrieben werden. Denn 70 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus leben nur noch wenige Zeitzeugen, die von den Gräueltaten der Nazis aus eigenem Erleben berichten können. Hugo Höllenreiner, Mitbegründer des Verbandes Deutscher Sinti und Roma, war einer von ihnen. Und nutzte bis zu seinem Tode die Gelegenheit, an bayerischen Schulen und auf Veranstaltungen von seinem eigenen Schicksal und dem tausender Mithäftlinge zu berichten, deren Leiden er in den Konzentrationslagern Auschwitz, Ravensbrück, Mauthausen und Bergen-Belsen miterlebt hatte. Das allerdings nach einer fast 50jährigen Pause, in der er zwar nach eigener Aussage »nie Ruhe gekriegt« hatte, aber nicht über das Erlebte sprechen konnte.
Ganze neun Jahre war Höllenreiner alt, als er gemeinsam mit seiner Familie nach Auschwitz-Birkenau verschleppt – und vom berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele für dessen grausame Menschenversuche missbraucht wurde. 36 Mitglieder der Familie kamen aus der Auschwitz-Hölle nicht zurück.
Nach der Befreiung zunächst in seine Heimatstadt München zurückgekehrt – später lebte er in Ingolstadt –, bemühte sich Höllenreiner wie viele seiner Sinti-Leidensgenossen vergeblich um eine Entschädigung für das erlittene Unrecht.