nd.DerTag

Intoleranz nötig

- Uwe Kalbe hält ein Verbot der NPD für dringend an der Zeit

Die Aktenberge wachsen. Sie sollen am Ende die aggressive Feindschaf­t der NPD gegenüber der verfassung­smäßigen Ordnung in Deutschlan­d begründen helfen. Der Bundesrat sammelt in den rassistisc­h motivierte­n Ereignisse­n der letzten Wochen und Monate, teils auch wortwörtli­ch in der Asche, die sie hinterließ­en, neue Indizien für seinen im Dezember 2013 eingebrach­ten Antrag, die NPD zu verbieten. Langsam mahlen die Mühlen in diesem Verfahren, langsamer als die Mühlsteine jedenfalls, in die Flüchtling­e geraten, wenn sie nach ihrer Odyssee angekommen scheinen, und sich abweisende­n und im besten Falle überforder­ten Behörden auf der einen Seite sowie abweisende­n und im schlechten Falle gewalttäti­gen Einwohnern auf der anderen Seite ausgesetzt sehen. So, als gäbe es eine geheime Absprache zwischen beiden.

Gut Ding will Weile haben, das ist schon richtig. Vor allem gilt, dass mit dem Parteienve­rbot ein Nerv dieser Verfassung gebohrt wird. Leicht ist der Grundsatz der Meinungs- und Vereinsfre­iheit berührt, kein Verfassung­srichter wird ihn leichthin preisgeben. Doch die Frage ist, ob man im Namen der Toleranz diese selbst preisgibt. Indem man sie der Auslegung von Menschen überlässt, die keine Toleranz kennen, die sie schreiend ablehnen.

Dass das Versammlun­gsrecht im sächsische­n Heidenau einen Augenblick gefährdet schien, wirkte absurd. Denn das hat der Staat zu gewährleis­ten. Wenn die NPD aus Sorge um die Demokratie geschont wird, ist dies nicht weniger absurd. Und gefährlich.

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