nd.DerTag

Alle zusammen gegen Rechts

- Martin Kröger über die Daueraufga­be, Rassisten Einhalt zu gebieten

Punkt 12 Uhr ging an diesem Sonntag von allen fünf im Abgeordnet­enhaus vertretene­n Parteien der Aufruf »Für ein demokratis­ches und offenes Berlin« über die Verteiler. Die Erklärung von SPD, CDU, Grüne, Linksparte­i und Piraten ist richtig und wichtig. Berlin ist zwar nicht Sachsen, aber auch in der Hauptstadt gibt es täglich rechte Attacken, rassistisc­he Beleidigun­gen und Propaganda­delikte. Fast 700 solcher Vorfälle haben Initiative­n bereits 2015 registrier­t.

Für kleinliche­s Parteienge­zänk taugt die Daueraufga­be »Kampf gegen Rechts« sicher nicht. Dass sich am vergangene­n Samstag herausstel­lte, dass das Feuer in der Turnhalle auf dem Gelände der Karl-Bonhoeffer-Klinik offenbar von Kindern aus der nahe gelegenen Flüchtling­sunterkunf­t durchs Kokel entstand, ist unterdesse­n kein Grund zur Entwarnung. Der Angriff auf eine Marzahner Asylunterk­unft mit brennenden Holzlatten und die Attacken auf Bundestags­gebäude mit MolotowCoc­ktails zuvor haben gezeigt, dass es auch in Berlin ein »rechtsterr­oristische­s« Potenzial gibt. Ganz zu schweigen von den zahllosen Attacken auf Parteibüro­s und die Brandserie auf das Anton Schmaus Haus und linke Wohnprojek­te 2011 und 2012 etwa, die bis heute nicht aufgeklärt sind. Diese Neonazis laufen weiter frei herum.

Natürlich wäre der Appell der fünf Parteien noch glaubwürdi­ger, wenn dem Anspruch auf Hilfe für Flüchtling­e auch entspreche­nde Taten des Senats folgen würden. Der Krisenstab hat die kritische Situation am Landesamt für Gesundheit und Soziales immer noch nicht in den Griff bekommen. Dabei wäre das nötig – auch um den Rechten das Wasser abzugraben.

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