Offensive ohne Bodentruppen
Sehr aufmerksam blickten Politiker und Experten am Freitag nach Moskau. Es tagten wie einst 2014 in der Krimkrise gemeinsam beide Kammern des Parlaments. Gerade für strategische Entscheidungen werden sie gern als würdiger Rahmen gewählt. Doch Präsident Putin, der in den letzten Wochen immer wieder die politische und militärische Entwicklung im Kampf gegen den Terrorismus vorangetrieben hat, trat nicht auf. Dass der Oberkommandierende Bodentruppen in Syrien einsetzen könnte, blieb Spekulation.
Das Ausbleiben dieses spektakulären russischen Schrittes wird die Entwicklung beeinflussen. Wenn der Kreml nicht einmarschiert, vermeidet er für sich selbst unabsehbare Unwägbarkeiten. Das bringt auch den Westen nicht in die Verlegenheit des militärischen Zugzwanges – höchstens des politischen und diplomatischen. Denn Putin verstärkt seine Offensive für eine große Anti-Terror-Koalition und trifft dazu in den kommenden zehn Tagen die Spitzenpolitiker Irans, Jordaniens, Frankreichs, Saudi-Arabiens und Israels.
Bis zum Äußersten geht Russland bislang nicht. Von vielen Gründen ist ein besonderer die blutige Erfahrung des Scheiterns in Afghanistan. Eine bittere Lehre daraus blieb, dass jeder, der mit Bodentruppen in einen Konflikt hineingeht, ganz genau wissen sollte, wie er auch wieder hinauskommt.