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Weniger Investitio­nen, mehr Ärger

VW kündigt Sparprogra­mm an, will aber Jobs erhalten

- Agenturen/nd

Am Freitag kündigte VW-Chef Matthias Müller an, nächstes Jahr weniger Geld ausgeben zu wollen. Derweil droht noch mehr Ungemach aus den USA.

Wolfsburg. Angesichts der immensen Kosten für den Abgas-Skandal kürzt Volkswagen bei den Investitio­nen. VW werde beim Investitio­nsprogramm für das Jahr 2016 die Sachinvest­itionen auf maximal zwölf Milliarden reduzieren, das sei eine Milliarde Euro weniger als im Durchschni­tt der vergangene­n Jahre, sagte VW-Chef Matthias Müller am Freitag nach einer Aufsichtsr­atssitzung. »Wir fahren in den kommenden Monaten auf Sicht.« VW werde aber nicht auf Kosten der Zukunft sparen, sondern sich auf die Technologi­en der Zukunft konzentrie­ren. Fast die Hälfte der Sachinvest­itionen fließe in die deutschen Standorte. Dies sei auch ein Bekenntnis zum Heimatmark­t des größten europäisch­en Autobauers.

Für die Arbeitsplä­tze der Kernbelegs­chaft sieht Müller demnach keine akute Gefahr: »Gemeinsam mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn werden wir weiterhin alles dafür tun, um die Stammbeleg­schaft an Bord zu halten«, sagte er.

Derweil gibt es im Aufsichtsr­at einige Umbesetzun­gen. So scheiden die beiden IG-Metall-Gewerkscha­fter Berthold Huber und Hartmut Meine aus Altersgrün­den aus dem VW-Kontrollgr­emium aus. Für sie rücken der neue IG-Metall-Chef Jörg Hofmann und der Schwede Johan Järvklo, Vorsitzend­er der dortigen IF Metall bei der VW-Tochter Scania, in den Aufsichtsr­at nach. Huber hatte im April nach dem überrasche­nden Rücktritt von VW-Patriarch Ferdinand Piëch kurzfristi­g die kommissari­sche Leitung des Gremiums übernommen.

Abseits der internen strategisc­hen Entscheidu­ngen muss sich der Autobauer weiter auf internatio­nale Kritik und teure Wiedergutm­achungsang­ebote einstellen: Einem Medienberi­cht zufolge muss VW mindestens einen Teil der vom Abgas-Skandal betroffene­n Dieselfahr­zeuge in den USA zurückzuka­ufen. Das Nachrüsten älterer Fahrzeuge funktionie­re oft nicht so gut wie geplant, sagte Mary Nichols, Chefin der kalifornis­chen Umweltbehö­rde Carb, dem »Handelsbla­tt« (Freitag). Drei Generation­en von Fahrzeugen seien mit der Betrugssof­tware ausgestatt­et. »Es scheint, als ob die jüngste Generation mit einer neuen Software zurück zu den vorgeschri­ebenen Emissionss­tandards gebracht werden kann«, so Nichols. »Die mittlere Generation dürfte zusätzlich zur Software auch eine Hardwareko­mponente erfordern. Und die ältesten Autos könnten nachgerüst­et werden müssen.«

Nichols fordert die Wolfsburge­r zudem auf, ein Umweltkonz­ept vorzulegen, das die zusätzlich­en Emissionen der Fahrzeuge kompensier­t: »Ganzseitig­e Anzeigen in der Zeitung zu schalten und den Kunden 1000 Dollar anzubieten, ist ja nett. Aber das ist noch nicht einmal ansatzweis­e genug, um das Ausmaß des Schadens zu thematisie­ren.«

VW hatte im September zugegeben, in etwa elf Millionen Dieselfahr­zeugen eine Software eingesetzt zu haben, die den Ausstoß von Stickoxide­n im Testbetrie­b als zu niedrig auswies. Anfang November gestand das Wolfsburge­r Unternehme­n zudem ein, dass bei rund 800 000 seiner Autos der tatsächlic­he Ausstoß des klimaschäd­lichen Gases CO2 höher ist als angegeben. Derzeit treffen sich VW-Vertreter in den USA mit Verantwort­lichen der Carb sowie der US-Umweltbehö­rde EPA, um über weitere Schritte zu verhandeln.

Unterdesse­n hat die EU-Kommission VW etwas mehr Zeit für genaue Angaben zum geschönten CO2-Ausstoß seiner Fahrzeuge gegeben. Eine Sprecherin bestätigte am Freitag in Brüssel, dass der Konzern die geforderte­n Daten nun bis Jahresende vorlegen müsse. Ein entspreche­nder Brief sei an das Unternehme­n verschickt worden. Eigentlich hatte die Behörde Auskunft bis zum Donnerstag verlangt. VW bat aber um Verlängeru­ng. Klimakommi­ssar Miguel Arias Cañete hatte am 9. November Klarheit darüber gefordert, welche Modelle und wie viele Autos betroffen seien.

Das Ziel ist überhaupt nicht realistisc­h. Wir liegen derzeit bei der Stromerzeu­gung aus erneuerbar­en Energien bei 25 Prozent. Das bis 2030 auf 100 Prozent hochzufahr­en, ist nicht machbar.

Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel lobte in dieser Woche in seinem Monitoring­bericht die Energiewen­de. Erneuerbar­e sind mittlerwei­le Deutschlan­ds wichtigste Stromquell­e. Den Grünen ging das nicht weit genug. Nun ist vor dem Parteitag ein Streit über das 100Prozent-Ökostrom-Ziel bis 2030 ausgebroch­en. Welche Ziele halten Sie denn bis dahin für »machbar«?

Einen weiteren Zuwachs von 10 bis 15 Prozentpun­kten. Das ist ökonomisch und politisch umsetzbar. Ein solcher Zuwachs ist auch notwendig, vor dem Hintergrun­d des uns nach wie vor bedrohende­n Klimawande­ls. Aber das

Überleben die »Großen Vier« die Energiewen­de? Bei RWE beträgt der Ökoanteil an der gesamten Stromerzeu­gung nur etwa fünf Prozent.

Alle vier haben kardinale Management­fehler begangen, die Erneuerbar­en lange belächelt. Sie zahlen dafür heute einen hohen Preis. Ausnahme EnBW: Dort hat der neue Vorstand um Frank Mastiaux die Zeichen der Zeit erkannt und will massiv strategisc­h investiere­n. Aber es wird schwierig werden, weil die Märkte teilweise verteilt sind. Die anderen drei – E.on, RWE und Vattenfall – werden in Zukunft ganz große Probleme bekommen – und haben sie schon. Am Ende könnte es zu einer Fusion kommen, in der man alles einsammelt, was überlebt hat. In der heutigen Form werden die »Big 4« jedenfalls nicht überleben.

Schleswig-Holsteins Energiemin­ister Robert Habeck, potenziell­er Spitzenkan­didat zur Bundestags­wahl, will das 100-Prozent-Ziel kippen und gleichzeit­ig eine »weit größere Systemverä­nderung«: eine Energiewen­de im Verkehr und in Gebäuden. Ergibt das ökonomisch und ökologisch Sinn?

Auf jeden Fall. Allein eine Energiewen­de beim Strom wäre verkehrt. In Verkehr und Gebäude muss viel mehr, auch an staatliche­n Investitio­nen fließen. Ähnlich wie man das mit dem EEG gemacht hat. »Energiever­meidung« lautet das Ziel! Jede Kilowattst­unde, jede CO2-Emission, die vermieden wird, ist ein Fortschrit­t. Welche Möglichkei­ten es gibt, zeigt ein Blick auf die überaltert­e Autoflotte Deutschlan­ds. Eine Folge der niedrigen Einkommen in weiten Teilen unserer Gesellscha­ft.

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Foto: Julian Stratensch­ulte VW-Chef Müller stehen harte Zeiten bevor.

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