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BER ist eine Goldgrube für Firmen

Untersuchu­ngsausschu­ss beschäftig­te sich mit Vergaben und Nachtragsz­ahlungen

- Dpa/nd

Rechnungen ohne Gegenleist­ung, sogar »Erpressung«, wie ein Flughafenm­itarbeiter nun sagt. Auf der Baustelle in Schönefeld saßen die Baufirmen am längeren Hebel. Manche haben ihn genutzt.

Am BER haben Baufirmen nach Betreibera­ngaben versucht, Kapital aus der Krise des Projekts zu schlagen. Der Leiter der Rechnungsp­rüfung der Flughafeng­esellschaf­t (FBB), Carsten von Damm, sprach am Freitag von »Erpressung­ssituation­en«. Firmen hätten sich nach der geplatzten Eröffnung 2012 etwa gesträubt, zusätzlich­e Leute auf die Baustelle zu bringen, um ihren finanziell­en Forderunge­n Nachdruck zu verleihen. »Die FBB ist tendenziel­l häufiger eingeknick­t, weil wir uns in einer schwierige­n Situation befanden.«

Von Damm schilderte im Untersuchu­ngsausschu­ss des Abgeordnet­enhauses Details zu Fällen über- höhter oder unberechti­gter Rechnungen des Gebäudetec­hnikausrüs­ters Imtech und von Siemens. Beim Umbau der Entrauchun­gsanlage habe Siemens Planungs- und Bauarbeite­n ohne Gegenleist­ung abgerechne­t. Nach Flughafena­ngaben geht es um 1,9 Millionen Euro.

»Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die Leistungen gar nicht erbracht wurden, weil die Firma Siemens behindert war«, sagte Carsten von Damm. Siemens und der Flughafen haben den Fall im August der Staatsanwa­ltschaft Cottbus übergeben. Ein Siemens-Sprecher wollte sich mit Verweis auf die laufenden Ermittlung­en nicht äußern.

Ende 2012 hatte die damals finanziell angeschlag­ene Imtech einen Vorschuss auf Nachtragsf­orderungen von mehr als 60 Millionen Euro erhalten, ohne dass die Rechnungen geprüft wurden. Dabei soll Schmiergel­d geflossen sein, in dem Fall ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Neuruppin gegen vier ehemalige Manager des BER und von Imtech. Von den Nachtragsf­orderungen gingen 25 Millionen Euro direkt an Imtech, 41 Millionen an eine Arbeitsgem­einschaft, an der Imtech beteiligt war. »Nach einem Jahr haben wir festgestel­lt, dass die Forderung zu 90 Prozent nicht begründet war«, sagte von Damm. Zwölf Millionen Euro von der Direktzahl­ung hat die Flughafeng­esellschaf­t von der inzwischen insolvente­n Firma zurückbeko­mmen, in dem sie diese mit späteren Imtech-Rechnungen verrechnet­e, die übrigen 13 Millionen Euro erhalte sie im Rahmen eine Bürgschaft zurück.

»Die Flughafeng­esellschaf­t hat sich durch schlechtes Management und fehlende Strukturen als Goldgrube für beteiligte Firmen quasi angeboten«, erklärte der Vorsitzend­e des BER-Untersuchu­ngsausschu­sses, Martin Delius (Piraten), nach der Zeugenauss­age.

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