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Ein Aufstand gegen die Römer und Neros Ende

Lange war ein historisch­es Schlachtfe­ld in Rheinland-Pfalz Ziel von Privatsamm­lern – jetzt kamen die Profis

- Von Birgit Reichert, Riol dpa/nd

Auf einer Anhöhe bei Riol in Rheinland-Pfalz soll es nach dem Tod des Kaisers Nero eine bedeutende Schlacht mit den Römern gegeben haben. Archäologe­n haben das Areal jetzt genau untersucht.

Hochkonzen­triert suchen sie den Waldboden mit Metalldete­ktoren ab. Auf einmal piepst ein Gerät: Einer der Sucher hat eine römische Münze gefunden. »Die passt genau in die Zeit um 70 nach Christus«, sagt der Landesarch­äologe der Generaldir­ektion Kulturelle­s Erbe (GDKE) RheinlandP­falz, Axel von Berg, auf einer Anhöhe in Riol (Kreis Trier-Saarburg). Und meint damit: »Die Hinweise, dass hier damals eine Schlacht zwischen Treverern und Römern stattgefun­den hat, verdichten sich weiter.« Bei der groß angelegten Suche wurden in dieser Woche noch weitere antike Münzen gefunden.

Für die Archäologe­n ist das römische Rigodulum (Riol) kein unbe- kanntes Terrain. Seit langem ist bekannt, dass dort im Jahr 70 der keltisch-germanisch­e Volksstamm der Treverer von Truppen des römischen Kaisers Vespasian geschlagen wurde. Schließlic­h hatte schon der römische Historiker Tacitus (56 bis 117) jenen Kampf beschriebe­n – mitsamt genauen Hinweisen auf den markanten Ort. »Alles spricht dafür, dass es hier war«, sagt der Direktor des Rheinische­n Landesmuse­ums, Marcus Reuter, und zeigt über eine Wiese auf einen Wall, wo sich die Treverer verschanzt haben sollen.

Warum die Suche jetzt? Vor wenigen Monaten kam die rheinland-pfälzische Landesarch­äologie in den Besitz einer Privatsamm­lung mit aufschluss­reichen Altfunden – von eben jener Fläche in Riol. Darunter waren viele kleine Metallteil­e: bronzene Schnallen von Schienenpa­nzern, Anhänger, eiserne Lanzenspit­zen, Schleuderb­leie und kleine Beschlagte­ile. »Die römischen Soldaten waren damals, salopp gesagt, mit sehr viel Klimperkra­m unterwegs«, sagt von Berg. Und Teile davon haben sie bei den Schlachten verloren. Die Altfunde stammten von einem Sammler, der Anfang der 1980er Jahre auf der felsigen Anhöhe mit Metallsuch­geräten unterwegs war. »Da sind tatsächlic­h Militaria dabei, die genau in die Zeit hineingehö­ren«, sagt von Berg. Für den Chef der GDKE, Thomas Metz, ist klar: »Die Altfunde haben den Ort der Schlacht bestätigt.« Mit der Suchaktion wollte die Landesarch­äologie »das Ganze noch weiter verifizier­en«.

Dass dabei keine großen neuen Funde gemacht wurden, sei zu erwarten gewesen, sagt von Berg. Das Gelände sei seit 150 Jahren immer wieder von Privatleut­en abgesucht worden, sagt Reuter. »Es wäre schön gewesen, wenn wir in den 80ern dabei gewesen wären. Wer weiß, was seitdem ausgegrabe­n worden ist.«

Das Schlachtfe­ld ist für die Landesarch­äologie von großer Bedeutung: Denn es stellt eine ziemlich direkte Verbindung zum berühmt-berüchtigt­en Kaiser Nero dar, der von 54 bis zu seinem erzwungene­n Selbstmord 68 Rom regierte. Die Rioler Schlacht war Teil eines innerrömis­chen Bürgerkrie­gs, der nach Neros Tod ausbrach: Kelten und Germanen nutzten die Gunst der Stunde, um sich gegen Rom zu erheben. Der Aufstand endete erst nach Niederlage­n in Riol, Trier und Xanten im Juli 70.

Vom 14. Mai bis 16. Oktober 2016 soll es im nahe gelegenen Trier eine große Nero-Ausstellun­g in drei Museen geben, ihr Titel: »Kaiser, Künstler und Tyrann«. Gezeigt werden 700 Exponate aus mindestens 15 Ländern. Auch die Altfunde von Riol werden dann im Rheinische­n Landesmuse­um zu sehen sein.

Die Rioler Schlacht war Teil eines innerrömis­chen Bürgerkrie­gs, der nach Neros Tod ausbrach.

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Foto: dpa/Harald Tittel Spät dran: Archäologe­n und Helfer suchen das historisch­e Schlachtfe­ld von Riol mit Detektoren ab. Privatsamm­ler waren hier seit 150 Jahren aktiv.

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