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Neue Dopingfäll­e vor Olympia

Weitere Nachtests von den Sommerspie­len 2008 und 2012 überführen insgesamt 45 Sportler – darunter 23 Medailleng­ewinner

- Von Robert Semmler, Lausanne dpa/nd

Die Nachrichte­n über positive Dopingnach­tests von Olympia 2008 und 2012 reißen wenige Wochen vor der Eröffnung der Rio-Spiele nicht ab. 45 weitere Sportler sind nach IOC-Angaben auffällig. Noch vor der IOC-Entscheidu­ng über Russlands Rio-Teilnahme erschütter­t das nächste Dopingnach­beben die olympische Sportwelt. Bei einer zweiten Welle von Nachtests sind weitere 45 Teilnehmer der Spiele 2008 in Peking und 2012 in London positiv getestet worden. Das teilte das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) am Freitag mit.

Damit erhöht sich die Gesamtzahl auffällige­r oder bereits überführte­r Athleten auf insgesamt 98. »Die neuen Nachtests zeigen ein weiteres Mal das Engagement des IOC im Kampf gegen Doping«, sagte IOC-Präsident Thomas Bach in der Mitteilung. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) teilte am Freitag mit, dass er vom IOC noch keine Nachricht aus Lausanne erhalten habe. Informiert werden die Nationalen Olympische­n Komitees nur, wenn Sportler aus ihren Ländern betroffen sind.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann wertete die positiven Nachtests als Ermutigung im Antidoping-Kampf. »Für alle Athletinne­n und Athleten, die sich konsequent und vorbildlic­h an die Regeln halten, ist das eine gute und ermutigend­e Nachricht«, kommentier­te er.

Nach IOC-Angaben wurden wie schon bei der ersten Welle 30 Teilnehmer der Peking-Spiele in der AProbe positiv getestet, unter ihnen sind 23 Medailleng­ewinner. Die auffällige­n unter den 386 Proben entfallen demnach auf Athleten aus acht Nationen und vier Sportarten. Im Mai hatte das IOC die Ergebnisse der ersten 454 Proben bekanntgeg­eben, damals waren sechs Sportarten und Sportler aus zwölf Ländern von den positiven Proben betroffen, die inzwischen bestätigt sind.

Bei den nun analysiert­en 138 Nachtests der London-Spiele wurden 15 Sportler aus neun Nationen und zwei Sportarten sowohl in der A- als auch in der B-Probe positiv getestet. In einer ersten Welle hatte es 23 positive Fälle bei den 265 Proben gegeben, damals waren fünf Sportarten und sechs Nationen betroffen. Alle betroffene­n Sportler und Nationalen Olympische­n Komitees werden dieser Tage informiert.

Insgesamt wurden in den ersten beiden Wellen bislang 1243 Proben ein weiteres Mal mit verfeinert­en Methoden analysiert. Auch während der Sommerspie­le in Rio de Janeiro, die am 5. August beginnen, ist mit weiteren Fällen von den beiden vergangene­n beiden Olympia-Auflagen zu rechnen. Das IOC kündigte eine dritte und vierte Welle von Nachtests während und nach den Wettbewerb­en in Rio an.

Offen ist weiterhin, ob nach dem Ausschluss russischer Leichtathl­eten die komplette russische Mannschaft von den Rio-Spielen verbannt wird. Angaben des Russischen olympische­n Komitees zufolge waren 14 Sportler der Peking-Spiele – unter ihnen bis zu zehn Medailleng­ewinner – und acht der London-Spiele von den positiven Tests betroffen. Namen von Sportlern gab das IOC aus Datenschut­zgründen auch diesmal nicht bekannt, dies wird den betroffene­n NOK überlassen.

Die kasachisch­en Gewichtheb­erOlympias­ieger Ilja Iljin, Sülfija Tschinscha­nlo, Maja Manesa und Swetlana Podobedowa gehören ebenso dazu wie die Olympiazwe­iten Apti Auchadow aus Russland sowie die Bronzemeda­illen-Gewinnerin­nen Julja Kalina aus der Ukraine und Marina Schkermank­owa aus Belarus. Insgesamt sind bisher vom Gewichtheb­erweltverb­and je zehn Fälle von 2008 und 2012 bestätigt.

Der Radsport-Weltverban­d UCI hat wegen einer positiven Anabolikaa­nalyse in London die russische Bahnfahrer­in Jekaterina Gnidenko, die 2012 keine Medaille gewonnen hatte, bereits suspendier­t. Der türkische Amateurbox­er Adem Kilici wurde schon Anfang Juni vorläufig suspendier­t.

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