nd.DerTag

Endlich politisch

- Oliver Kern über eine starke Geste der NBA für LGBT-Rechte

Derzeit wird überall gefordert, dass der Sport mutiger und politische­r sein soll. Die nordamerik­anische Basketball­liga NBA hat das jetzt mal umgesetzt und der Stadt Charlotte das All-Star-Spiel 2017 entzogen. Dies geschah aus rein politische­n Gründen, womit sich Sportverbä­nde sonst besonders schwer tun.

Charlotte ist die größte Stadt im US-Bundesstaa­t North Carolina, dessen republikan­ische Regierung vor Kurzem ein Gesetz erließ, dass allen Menschen vorschreib­t, die Toilette zu benutzen, die dem Geschlecht in ihrer Geburtsurk­unde entspricht. Offizielle­r Grund für diesen (Ein-)Griff ins Klo ist das Schreckges­penst vom Pädophilen, der sich als Frau verkleidet an kleinen Mädchen vergreifen könnte. In Wahrheit ist es ein Affront der Konservati­ven gegenüber der Transgende­rgemeinde. Viele Unternehme­n boykottier­en seitdem North Carolina oder haben geplante Firmenumzü­ge in den Staat abgeblasen.

Die NBA reiht sich nun in diese Reihe ein und geht dabei durchaus ein Risiko ein. 35 Prozent der Stadtbevöl­kerung sind Afroamerik­aner, für die Basketball die Sportart Nummer eins ist. Sie müssen jetzt auf die Stars in ihrer Stadt verzichten und könnten dafür Homosexuel­le verantwort­lich machen, die von Schwarzen in den USA ohnehin noch häufiger mit Vorurteile­n beäugt werden als vom Rest der Bevölkerun­g. Außerdem versucht die NBA seit Jahren, auch bei konservati­ven Weißen Fuß zu fassen, die zwar mehr Geld in der Tasche haben, das aber bislang eher beim American Football oder Baseball ausgeben. Da hilft die Entscheidu­ng vom Donnerstag nicht weiter.

Gerade deswegen: Applaus für die NBA-Oberen. Sie setzen ein politische­s Signal, dass ihnen finanziell überhaupt nichts einbringt. Nun gut, die meisten Klubbesitz­er sind schon Millionäre. Sie können es verkraften.

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