Endlich politisch
Derzeit wird überall gefordert, dass der Sport mutiger und politischer sein soll. Die nordamerikanische Basketballliga NBA hat das jetzt mal umgesetzt und der Stadt Charlotte das All-Star-Spiel 2017 entzogen. Dies geschah aus rein politischen Gründen, womit sich Sportverbände sonst besonders schwer tun.
Charlotte ist die größte Stadt im US-Bundesstaat North Carolina, dessen republikanische Regierung vor Kurzem ein Gesetz erließ, dass allen Menschen vorschreibt, die Toilette zu benutzen, die dem Geschlecht in ihrer Geburtsurkunde entspricht. Offizieller Grund für diesen (Ein-)Griff ins Klo ist das Schreckgespenst vom Pädophilen, der sich als Frau verkleidet an kleinen Mädchen vergreifen könnte. In Wahrheit ist es ein Affront der Konservativen gegenüber der Transgendergemeinde. Viele Unternehmen boykottieren seitdem North Carolina oder haben geplante Firmenumzüge in den Staat abgeblasen.
Die NBA reiht sich nun in diese Reihe ein und geht dabei durchaus ein Risiko ein. 35 Prozent der Stadtbevölkerung sind Afroamerikaner, für die Basketball die Sportart Nummer eins ist. Sie müssen jetzt auf die Stars in ihrer Stadt verzichten und könnten dafür Homosexuelle verantwortlich machen, die von Schwarzen in den USA ohnehin noch häufiger mit Vorurteilen beäugt werden als vom Rest der Bevölkerung. Außerdem versucht die NBA seit Jahren, auch bei konservativen Weißen Fuß zu fassen, die zwar mehr Geld in der Tasche haben, das aber bislang eher beim American Football oder Baseball ausgeben. Da hilft die Entscheidung vom Donnerstag nicht weiter.
Gerade deswegen: Applaus für die NBA-Oberen. Sie setzen ein politisches Signal, dass ihnen finanziell überhaupt nichts einbringt. Nun gut, die meisten Klubbesitzer sind schon Millionäre. Sie können es verkraften.