Rückkehr an die Spitze
Weltdrogenreport listet Kolumbien als Nummer eins in der Kokaproduktion
Kolumbien hat wieder einmal die Führung übernommen. Nach Jahren des Rückgangs war das Land laut des vor wenigen Tagen vorgestellten Weltdrogenreports der Vereinten Nationen 2015 jenes mit den meisten Koka-Anbauflächen (96 000 Hektar) und der höchsten Kokainproduktion (646 Tonnen) der Welt. Die Gründe für den Anstieg der Pflanzungen von fast 40 Prozent sind nach Angaben des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) das Wetterphänomen El Niño, ein allgemeiner Preisanstieg auf dem Weltmarkt und das Aussetzen der umstrittenen Besprühungen der Pflanzungen mit Glyphosat aus der Luft.
Der Direktor des UNODC, Bo Mathiasen, sagte in Bogotá, solange die strukturellen Probleme auf dem kolumbianischen Land fortbestünden, sei der Kokaanbau für die Bauern eine Alternative. Diese strukturellen Probleme – fehlende wirtschaftliche Alternativen und staatliche Unterstützung, ungleiche Besitzverhältnisse von Land und schlechte Infrastruktur – sind lange bekannt und Gründe dafür, warum bisherige Bemühungen, die Bauern zur Abkehr vom Kokaanbau zu bewegen, gescheitert sind.
Alles anders machen will die Regierung nun im Rahmen des Friedensprozesses mit der FARCGuerilla, dessen erfolgreicher Abschluss kurz bevorsteht. In einem Teilabkommen haben beide Seiten vereinbart, dass die Bauern ihre Kokapflanzungen Schritt für Schritt selbst reduzieren und durch legale Pflanzungen wie Kakao, Pfeffer oder Ölpalmen ersetzen. Dafür sollen sie über einen festgelegten Zeitraum finanzielle Unterstützung durch die Behörden erhalten und die Guerilleros sie beim Ausreißen der Pflanzungen unterstützen.
Ein entsprechendes Pilotprojekt starteten der Regierungsbeauftragte für die Post-KonfliktPhase, Rafael Pardo und GuerillaKommandeur Félix Muñoz bereits vor wenigen Wochen im Nordwesten Kolumbiens. Experten befürchten allerdings, dass einzelne FARC-Einheiten, die sich aus der Beteiligung am Drogenhandel finanzieren, aus dem Friedensprozess aussteigen und das Substitutionsprogramm boykottieren könnten. Mitglieder einer FARCEinheit im Osten des Landes hatten kürzlich öffentlich erklärt, sie würden sich nicht an der bald anstehenden Demobilisierung beteiligen.