Olympiaprotest muss erlaubt sein
Ein Gericht in Rio widerspricht dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC): Es erlaubt nun doch »friedliche Proteste« in den Arenen, die das IOC zuvor unterband. Wer Plakate gegen den brasilianischen Interimspräsidenten Michel Temer hochhielt, flog raus.
Das IOC mag politische Äußerungen nicht. Auch aus Angst, selbst Ziel des Protests zu sein. Deshalb untersagt es in seiner Charta »jede Demonstration oder politische, religiöse oder rassistische Propaganda an den olympischen Stätten«. Hier geht es zwar primär nicht darum, das Recht auf freie Meinungsäußerung einzuschränken, sondern darum, einen neutralen Ort für den Sport zu schaffen. Aber auch das ist falsch.
Weder der Sport noch Olympia sind unpolitische Oasen. Das zeigten die Proteste vor und während der Eröffnungsfeier gegen die Spiele und Temer. Es wird sehr viel Geld in den Sport investiert, das in sozialen Bereichen fehlt. Dagegen muss demonstriert werden dürfen. Durch Olympia rückt der Gastgeber auch in den Fokus, somit seine spezifischen Missstände. Das IOC warb genau mit dem Argument bei der Vergabe der Spiele nach China. Politische Meinungen müssen daher auch in Stadien erlaubt sein. Hakenkreuze oder Schwulenhass muss man dabei trotzdem nicht tolerieren, denn Rassismus und Homophobie sind keine politischen Äußerungen, sondern schlicht Diskriminierung.