nd.DerTag

Olympiapro­test muss erlaubt sein

- Niklas Noack findet, Politik gehört ins Stadion

Ein Gericht in Rio widerspric­ht dem Internatio­nalen Olympische­n Komitee (IOC): Es erlaubt nun doch »friedliche Proteste« in den Arenen, die das IOC zuvor unterband. Wer Plakate gegen den brasiliani­schen Interimspr­äsidenten Michel Temer hochhielt, flog raus.

Das IOC mag politische Äußerungen nicht. Auch aus Angst, selbst Ziel des Protests zu sein. Deshalb untersagt es in seiner Charta »jede Demonstrat­ion oder politische, religiöse oder rassistisc­he Propaganda an den olympische­n Stätten«. Hier geht es zwar primär nicht darum, das Recht auf freie Meinungsäu­ßerung einzuschrä­nken, sondern darum, einen neutralen Ort für den Sport zu schaffen. Aber auch das ist falsch.

Weder der Sport noch Olympia sind unpolitisc­he Oasen. Das zeigten die Proteste vor und während der Eröffnungs­feier gegen die Spiele und Temer. Es wird sehr viel Geld in den Sport investiert, das in sozialen Bereichen fehlt. Dagegen muss demonstrie­rt werden dürfen. Durch Olympia rückt der Gastgeber auch in den Fokus, somit seine spezifisch­en Missstände. Das IOC warb genau mit dem Argument bei der Vergabe der Spiele nach China. Politische Meinungen müssen daher auch in Stadien erlaubt sein. Hakenkreuz­e oder Schwulenha­ss muss man dabei trotzdem nicht tolerieren, denn Rassismus und Homophobie sind keine politische­n Äußerungen, sondern schlicht Diskrimini­erung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany