In die Jahre gekommen
Wie bleibt die Rente trotz demografischen Wandels auf dem Arbeitsmarkt stabil?
Die derzeitige Geburtenrate in Deutschland reicht nicht aus, um für genug Arbeitskräftenachschub zu sorgen. Um die Rente zu sichern, sind deshalb zahlreiche Maßnahmen erforderlich. Das Mangel-Problem am Arbeitsmarkt verschärft sich von 2030 an. Das ist genau der Zeitpunkt, an dem die amtliche Vorausschau endet. Was danach sein wird, ahnen allenfalls die Auguren der privaten Assekuranz. Sicher ist, dass auch in der absehbaren Zukunft weniger Menschen gezeugt werden als zugleich alte erfahrene Mitarbeiter beruflich das Zeitliche segnen. Schlägt sich dieser Per-Saldo-Schwund in der Rente nieder, hat der Verteilungskampf der Generationen begonnen.
Der Blick in die magische Glaskugel, profan als Rentenversicherungsbericht bezeichnet, gilt alljährlich als die amtliche Verkündigung der Zukunft. Relevant wird sie, wenn selbst die optimistischen Beitragszahler mit den Leistungen der Rentenversicherung werden.
SPD-Chef Sigmar Gabriel ist sich mit CSU-Chef Horst Seehofer einig darüber, dass das Rentenniveau »stabilisiert« werden muss, weil man den Rentnern eine Bedürftigkeit im Alter nach langjähriger Berufstätigkeit nicht zumuten will. In der Tat sind heute mindestens 28 Beitragsjahre nötig, um als Durchschnittsverdiener aus der Grundsicherung herauszukommen. Sozialleistungen sind also nicht zwanghaft an die demografische Entwicklung gekettet.
Schon eher an die demokratische Entwicklung zwischen Pluralismus und Lobbyismus. Doch der Verlust an Gebärfreude macht sich zunehmend bemerkbar – eine Frau hat hierzulande durchschnittlich 1,45 Kinder. Notwendig für eine stabile Bevölkerung wären jedoch 2,1 Kinder. Ein Prognose-Risiko sind die immer wiederkehrenden Wirtschaftskrisen – zwar unvorhersehbar aber doch im projizierten 15-Jahre-Zeitraum wahrscheinlich.
Ist erst die Konjunktur im Abschwung, ertönt der krisenbedingte unzufrieden ABC-Alarm – Arbeitslosigkeit steigt, Beschäftigung sinkt, Chaos in der Politik wächst. Einig ist man sich nur in einem: Um die Alterung der Bevölkerung nicht zum Mangel an Fachkräften werden zu lassen, sind eine höhere Erwerbstätigkeit von (Haus-)Frauen und von Männern im Rentenalter notwendig sowie eine verstärkte Zuwanderung auch aus Drittstaaten, neue Jobs für arbeitslose Menschen und schließlich eine höhere Produktivität je Beschäftig- Reicht die Rente? Teil 3 tem, unter anderem durch die Digitalisierung.
Die amtlichen Prognosen gehen davon aus, dass die erwerbstätige Bevölkerung bei einer verkraftbaren Zuwanderung von netto 200 000 Migranten im Jahr ungefähr stabil bleibt. Die Gesamtbevölkerung in Deutschland wird dennoch auf etwa 75 Millionen Menschen im Jahr 2040 sinken, haben Demografen errechnet. Bei der Zahl der aktiv Erwerbstätigen ändert sich den Vorhersagen zufolge also kaum etwas. Also sind alle Unkenrufe zum Fachkräftemangel nur Panikmache?
Tatsächlich bedarf es noch einiger Anstrengungen, um der Alterung der deutschen Bevölkerung zu begegnen. Das Wirtschaftsforschungs- und Beratungsunternehmen Prognos schätzt den Effekt einer solchen Mobilisierung bis zum Jahr 2040 auf 4,4 Millionen zusätzliche Beschäftigte. Das bedeutet vor allem verschärfte Anstrengungen, um verschiedene Personengruppen beruflich zu qualifizieren. Das gilt für ungelernte Deutsche ebenso wie für Flüchtlinge ohne Berufsabschluss.