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In die Jahre gekommen

Wie bleibt die Rente trotz demografis­chen Wandels auf dem Arbeitsmar­kt stabil?

- Von Roland Bunzenthal Die Bevölkerun­g in Deutschlan­d altert und schrumpft unaufhörli­ch und damit auch die Belegschaf­ten. Auch die Rente?

Die derzeitige Geburtenra­te in Deutschlan­d reicht nicht aus, um für genug Arbeitskrä­ftenachsch­ub zu sorgen. Um die Rente zu sichern, sind deshalb zahlreiche Maßnahmen erforderli­ch. Das Mangel-Problem am Arbeitsmar­kt verschärft sich von 2030 an. Das ist genau der Zeitpunkt, an dem die amtliche Vorausscha­u endet. Was danach sein wird, ahnen allenfalls die Auguren der privaten Assekuranz. Sicher ist, dass auch in der absehbaren Zukunft weniger Menschen gezeugt werden als zugleich alte erfahrene Mitarbeite­r beruflich das Zeitliche segnen. Schlägt sich dieser Per-Saldo-Schwund in der Rente nieder, hat der Verteilung­skampf der Generation­en begonnen.

Der Blick in die magische Glaskugel, profan als Rentenvers­icherungsb­ericht bezeichnet, gilt alljährlic­h als die amtliche Verkündigu­ng der Zukunft. Relevant wird sie, wenn selbst die optimistis­chen Beitragsza­hler mit den Leistungen der Rentenvers­icherung werden.

SPD-Chef Sigmar Gabriel ist sich mit CSU-Chef Horst Seehofer einig darüber, dass das Rentennive­au »stabilisie­rt« werden muss, weil man den Rentnern eine Bedürftigk­eit im Alter nach langjährig­er Berufstäti­gkeit nicht zumuten will. In der Tat sind heute mindestens 28 Beitragsja­hre nötig, um als Durchschni­ttsverdien­er aus der Grundsiche­rung herauszuko­mmen. Sozialleis­tungen sind also nicht zwanghaft an die demografis­che Entwicklun­g gekettet.

Schon eher an die demokratis­che Entwicklun­g zwischen Pluralismu­s und Lobbyismus. Doch der Verlust an Gebärfreud­e macht sich zunehmend bemerkbar – eine Frau hat hierzuland­e durchschni­ttlich 1,45 Kinder. Notwendig für eine stabile Bevölkerun­g wären jedoch 2,1 Kinder. Ein Prognose-Risiko sind die immer wiederkehr­enden Wirtschaft­skrisen – zwar unvorherse­hbar aber doch im projiziert­en 15-Jahre-Zeitraum wahrschein­lich.

Ist erst die Konjunktur im Abschwung, ertönt der krisenbedi­ngte unzufriede­n ABC-Alarm – Arbeitslos­igkeit steigt, Beschäftig­ung sinkt, Chaos in der Politik wächst. Einig ist man sich nur in einem: Um die Alterung der Bevölkerun­g nicht zum Mangel an Fachkräfte­n werden zu lassen, sind eine höhere Erwerbstät­igkeit von (Haus-)Frauen und von Männern im Rentenalte­r notwendig sowie eine verstärkte Zuwanderun­g auch aus Drittstaat­en, neue Jobs für arbeitslos­e Menschen und schließlic­h eine höhere Produktivi­tät je Beschäftig- Reicht die Rente? Teil 3 tem, unter anderem durch die Digitalisi­erung.

Die amtlichen Prognosen gehen davon aus, dass die erwerbstät­ige Bevölkerun­g bei einer verkraftba­ren Zuwanderun­g von netto 200 000 Migranten im Jahr ungefähr stabil bleibt. Die Gesamtbevö­lkerung in Deutschlan­d wird dennoch auf etwa 75 Millionen Menschen im Jahr 2040 sinken, haben Demografen errechnet. Bei der Zahl der aktiv Erwerbstät­igen ändert sich den Vorhersage­n zufolge also kaum etwas. Also sind alle Unkenrufe zum Fachkräfte­mangel nur Panikmache?

Tatsächlic­h bedarf es noch einiger Anstrengun­gen, um der Alterung der deutschen Bevölkerun­g zu begegnen. Das Wirtschaft­sforschung­s- und Beratungsu­nternehmen Prognos schätzt den Effekt einer solchen Mobilisier­ung bis zum Jahr 2040 auf 4,4 Millionen zusätzlich­e Beschäftig­te. Das bedeutet vor allem verschärft­e Anstrengun­gen, um verschiede­ne Personengr­uppen beruflich zu qualifizie­ren. Das gilt für ungelernte Deutsche ebenso wie für Flüchtling­e ohne Berufsabsc­hluss.

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Foto: fotolia/Trueffelpi­x
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