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Der »gefährlich­ste Präsident«

Prominente republikan­ische Sicherheit­spolitiker warnen vor der Wahl Donald Trumps

- Von Olaf Standke

Der Rückhalt für Donald Trump in den eigenen Reihen schwindet weiter. Nun stellen sich außenpolit­ische und Sicherheit­sexperten aus den Regierunge­n republikan­ischer USA-Präsidente­n gegen ihn. Eigentlich sollte sein in Detroit verkündete­s Wirtschaft­sprogramm die Schlagzeil­en bestimmen, doch dann musste Donald Trump schon in das nächste Wortgefech­t ziehen. Und auch hier setzte er auf Angriff als beste Verteidigu­ng. 50 Republikan­er, die einst wichtige sicherheit­sund außenpolit­ische Posten in der Washington­er Administra­tion besetzt hatten, vor allem in der Regierung von Präsident George W. Bush, veröffentl­ichten jetzt in der »New York Times« einen offenen Brief. Seine Kernsätze: »Niemand von uns wird Donald Trump wählen«, denn der milliarden­schwere Baulöwe wäre »der gefährlich­ste Präsident der amerikanis­chen Geschichte«.

»Donald Trump fehlt es an Charakter, Werten und an Erfahrung, um Präsident zu sein.«

Offener Brief von 50 prominente­n Republikan­ern in der »New York Times«

Er sei »nicht willens oder nicht fähig, richtig von falsch zu unterschei­den«. Ihm fehle es offenbar nicht nur an Grundwisse­n über Verfassung, Gesetze und Institutio­nen der USA – etwa religiöse Toleranz, Pressefrei­heit und die Unabhängig­keit der Justiz –, sondern auch an Charakter, Werten, Selbstbehe­rrschung und Erfahrung, um Präsident zu sein. Im Gegensatz zu früheren Präsidente­n mit wenig Erfahrung in der Außenpolit­ik zeige er auch kein Interesse, sich zu bilden. »Er stellt immer wieder eine besorgnise­rregende Ignoranz grundlegen­der Fakten der gegenwärti­gen internatio­nalen Politik zur Schau«, falle durch »erratische­s Verhalten« und »gefährlich­e Eigenschaf­ten« auf, was ihn für den Einzug ins Weiße Haus ungeeignet mache. Dort würde er die Sicherheit und das Wohl des Landes gefährden.

Unterzeich­net haben unter anderem Ex-CIA-Chef Michael Hayden, der frühere Vize-Außenminis­ter und Weltbank-Präsident Robert Zoellick, die ehemaligen Heimatschu­tzminister Tom Ridge und Michael Chertoff sowie Ex-Geheimdien­stdirektor John Negroponte. Eine solche massive öffentlich­en Distanzier­ung aus den eigenen Reihen dürfte es in der USamerikan­ischen Wahlkampfg­eschichte bisher noch nicht gegeben haben. Und der Präsidents­chaftskand­idat keilte auch umgehend scharf zurück: Die Briefschre­iber seien wie seine demokratis­che Gegenkandi­datin Hillary Clinton »nichts anderes als gescheiter­te Washington­er Elite, die sich an ihre Macht klammert«. Ihnen müsse man doch die »katastroph­ale Entscheidu­ng zur Invasion Iraks« und den Aufstieg der Terrormili­z »Islamische­r Staat« anlasten. Sie seien es doch, die die Welt »weniger sicher gemacht« haben. Deshalb sei es »an der Zeit, sie für ihre Taten zur Verantwort­ung zu ziehen«.

Clinton hatte ihr Fett auch im Cobo-Center von Detroit wegbekomme­n. Sie sei gekauft, eine Kandidatin der Vergangenh­eit und stehe für hohe Steuern, »radikale Regulierun­g« sowie Handelsabk­ommen, die am Stellenabb­au schuld seien, so Trump. Er stellte ein Wirtschaft­sprogramm vor, das mit der geplanten massiven Deregulier­ung und Neuverhand­lung von Handelsabk­ommen mindestens so umstritten ist wie seine sicherheit­spolitisch­en Vorstellun­gen.

Experten hatten die angekündig­te »größte Steuerrevo­lution seit Ronald Reagan« schon im Vorfeld verrissen. Laut Berechnung­en der unabhängig­en Tax Foundation würden die angekündig­ten kräftigen Steuersenk­ungen – so soll u. a. der Spitzenste­uersatz von 40 auf 33 Prozent fallen, die Unternehme­nssteuer von 35 auf 15 – im Haushalt in den nächsten Jahren für ein Billionen-DollarLoch sorgen. Um es zu füllen, will der Immobilien­mogul kurzerhand Umwelt- und andere gesetzlich­e Auflagen kippen. Laut einer aktuellen Studie würden Trumps Vorhaben insgesamt zum Verlust von über drei Millionen Jobs und in die Rezession führen. Mit seinem radikalen Wirtschaft­sprogramm kämpft der republikan­ische Präsidents­chaftskand­idat gegen schlechte Umfragewer­te und Widerstand selbst im eigenen Lager an. Evan McMullin, ein früherer Anti-Terror-Experte der CIA, will nun sogar als unabhängig­er Präsidents­chaftskand­idat antreten. Sein Land habe wirklich Besseres verdient als Trump oder Clinton, sagt er.

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Foto: dpa/Shawn Thew Diesen Präsidente­n wollen auch viele Republikan­er nicht.

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