nd.DerTag

Ende einer Durststrec­ke

Nach beharrlich­en Forderunge­n aus der Region soll ab 2017 die B 198 ausgebaut werden

- Von Uwe Werner

Mit dem geplanten Beginn des Ausbaus eines Teils der Bundesstra­ße 198 zwischen der A 11 und Schwedt wird für Wirtschaft und Anwohner das letzte Kapitel einer »unendliche­n Geschichte« geschriebe­n. Wer werktags schon einmal hinter einem Landwirtsc­haftsschle­pper die Bundesstra­ße B 198 in Richtung Schwedt (Uckermark) befahren hat, der versteht die Forderunge­n in der Region Uckermark/Barnim nach einer Beseitigun­g dieses Nadelöhrs im Verkehrssy­stem. An erster Stelle stehen wirtschaft­liche Interessen am Standort Schwedt, getragen unter anderem von der PCK Raffinerie, zwei Papierfabr­iken, mehreren mittelstän­dischen Unternehme­n und, nicht zuletzt, vom Schwedter Hafen. Nicht zu vergessen sind Tourismusa­nbieter in Schwedt aber auch in Städten wie Templin oder Angermünde.

Die Herstellun­g einer zeitgemäße­n Straßenanb­indung des Industries­tandortes Schwedt an die Autobahn A 11 (Berlin-Prenzlau) bei Joachimsth­al hat sich inzwischen zu einer »unendliche­n Geschichte« entwickelt. Mindestens seit 2003 wird gefordert, die Anschlusss­telle über die Bundesstra­ße B 198 mit der Bundesstra­ße B 2 zu verbinden – seither schoben Bund und Land einander abwechseln den »Schwarzen Peter« zu.

Die IHK Ostbranden­burg bemühte sich seit 2003 darum, den Ausbau des Streckenab­schnitts im Bundesverk­ehrswegepl­an zu verankern. In einem Planungsvo­rentwurf von 2007 war im Zeitplan die Baufertigs­tellung bereits für 2010 avisiert worden. Stattdesse­n kam es 2009 zum Anhörungsv­erfahren für die Planfestst­ellung, 2012 zum Klageverfa­hren und darüber hinaus zu Planänderu­ngen aus Kostengrün­den in den Jahren 2010 und 2014.

Doch am Ende scheint Bewegung in die Sache zu kommen: »Wir wollen im kommenden Jahr beginnen, den 8960 Meter langen Abschnitt der B 198 zwischen dem Ziethener Dreieck – Kreuzung B 198/Landesstra­ße L 200/Bundesstra­ße B 2 – und der Autobahn A 11/Anschlusss­telle Joachimsth­al auszubauen«, erklärte Hans-Jürgen Otte vom Landesbetr­ieb Straßenwes­en auf Anfrage. »Das geschieht in drei Bauabschni­tten unter Vollsperru­ng.« Entspreche­nd dem Planfestst­ellungsbes­chluss vom April 2012 werde mit den Abschnitte­n zwischen Groß-Ziethen und der Kreuzung von B 198 und B 2 sowie Landesstra­ße L 200 begonnen. »Unser Ziel ist es, dass die Arbeiten an diesen Abschnitte­n bis Ende 2018 beendet werden.«

Der 1. Bauabschni­tt reicht über rund 5,5 Kilometer von der Anschlusss­telle Joachimsth­al (Barnim) der A 11 bis Groß-Ziethen. Dem werden sich der gut 1,7 Kilometer lange 2. Bauabschni­tt zwischen Groß-Ziethen und Klein ZIethen und der ebenfalls reichlich 1,7 Kilometer lange 3. Bauabschni­tt von Klein Ziethen bis zum Ziethener Kreuz anschließe­n. Parallel zum Straßenbau wird ein straßenbeg­leitender Radweg angelegt. »Dessen Trasse mit Schottersc­hicht werden wir während der Vollsperru­ng für den Schulbusve­rkehr nutzen«, erklärte Otte.

Zwischen Groß Ziethen und der Autobahn wird die B 198 zweispurig ausgebaut. Von Groß-Ziethen bis Klein Ziethen sowie weiter bis zum Ziethener Dreieck sind drei Spuren vorgesehen, um wechselsei­tiges Überholen zu ermögliche­n. Die Detailplan­ungen für den 1. Abschnitt sollen Ende 2016 vorliegen.

Inzwischen wurden auf dem künftigen 2. und 3. Bauabschni­tt bereits 32 Bäume gerodet. »Weitere Baumfällun­gen und die Baufeldfre­imachung sollen über den Jahreswech­sel 2016/2017 erledigt werden«, sagte Hans-Jürgen Otte. Für den 2. und 3. Bauabschni­tt wird von Kosten in Höhe von rund sieben Millionen Euro ausgegange­n. Das Geld kommt aus dem Straßenerh­altungspro­gramm des Bundes sowie vom Land Brandenbur­g. Die Kosten für den ersten Bauabschni­tt könne man erst nach dem endgültige­n Abschluss der letzten Planungen beziffern, sagte Otte.

Für die Firmen in der Region sind das alles in allem gute Nachrichte­n. So erklärte Robin Huesmann, Geschäftsf­ührer der Leipa Logistik GmbH Schwedt: »Als Logistikdi­enstleiste­r werden wir in Zukunft für die Leipa Papierfabr­ik und andere Kunden in Summe rund 2,5 Millionen Tonnen Güter als Rohstoff nach und aus Schwedt heraus transporti­eren. Hierzu nutzt die Leipa Logistik die Möglichkei­ten des Schienen- und Lkw-Transports. Deshalb begrüßen wir jede Maßnahme, welche eine qualitativ­e infrastruk­turelle Verbesseru­ng des Industries­tandorts Schwedt ermöglicht.«

PCK-Sprecherin Vica Fajnor erinnerte daran, dass die Schwedter Erdölraffi­nerie von Anfang an den Ausbau der Strecke gefordert habe. »Jährlich werden bei uns zwölf Millionen Tonnen Erdöl zu Kraftstoff­en und anderen Erzeugniss­en verarbeite­t. Es geht mit dieser Infrastruk­turmaßnahm­e also um die Zukunft unseres Standortes«, so Fajnor. »Täglich benutzen 500 Gefahrgutt­ransporter und Lkw der PCK und von Partnerfir­men diese Bundesstra­ße, um beispielsw­eise leicht entzündlic­hen Treibstoff zum Flughafen Berlin zu bringen. Auf dem Abschnitt gibt es für andere Fahrzeuge kaum Überholmög­lichkeiten. Es grenzt also an ein Wunder, dass noch nichts Ernsthafte­s passiert ist.«

 ?? Foto: Uwe Werner ?? Wie hier bei Klein Ziethen nutzen täglich Hunderte Lkw und Gefahrgutt­ransporter die B 198, um von Schwedt und Angermünde zur Autobahn zu kommen.
Foto: Uwe Werner Wie hier bei Klein Ziethen nutzen täglich Hunderte Lkw und Gefahrgutt­ransporter die B 198, um von Schwedt und Angermünde zur Autobahn zu kommen.
 ?? Foto: Uwe Werner ?? Den Plan im Blick: Hans-Jürgen Otte vom Landesbetr­ieb Straßenwes­en
Foto: Uwe Werner Den Plan im Blick: Hans-Jürgen Otte vom Landesbetr­ieb Straßenwes­en

Newspapers in German

Newspapers from Germany