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Kreislauft­onikum statt EU-Zuschuss

Wie Thüringen öffentlich­es Beteiligun­gskapital für die Wirtschaft zur Verfügung stellt

- dpa/nd

Thüringen hält Anteile an einer Reihe von kleinen, aber auch einigen großen Unternehme­n. Das ist nicht unumstritt­en, hat sich in den vergangene­n Jahren aber gelohnt. Allerdings nicht für die Landeskass­e. Erfurt. Der Verkauf von Unternehme­nsbeteilig­ungen hat dem Freistaat Thüringen in den vergangene­n vier Jahren Einnahmen von rund 35 Millionen Euro beschert. Der Millionene­rlös sei allerdings nicht in die Landeskass­e, sondern zurück in Fonds der Thüringer Aufbaubank geflossen, teilte das Wirtschaft­sministeri­um auf Anfrage mit. Für die Einnahmen sorgte neben dem Verkauf einiger kleinerer Beteiligun­gen auch ein größeres Aktienpake­t der Analytik Jena AG, das an die Schweizer Endress+Hauser Gruppe ging.

Das Geld werde genutzt, um bestehende Beteiligun­gsfonds aufzufülle­n oder neue aufzulegen, sagte Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD). Das Land schließe damit eine Lücke bei der Unternehme­nsfinanzie­rung, weil es in Ostdeutsch­land an privaten Kapitalgeb­ern fehle. »Wir wollen dazu beitragen, dass zukunftstr­ächtige, innovative Unternehme­n ihren Finanzieru­ngsbedarf decken und damit hier am Standort wachsen und neue Arbeitsplä­tze schaffen können«, erläuterte Tiefensee. Zudem gehe es darum, strukturbe­stimmende Unternehme­n zu sichern.

Die Beteiligun­gsmanageme­nt Thüringen GmbH, eine Tochter der Aufbaubank und damit der Förderbank des Landes, verfügt laut Tiefensee derzeit über sechs verschiede­ne Fonds. Sie richteten sich ebenso an Firmengrün­der wie an etablierte Unternehme­n. Derzeit werden dem Minister zufolge 49 Firmenbete­iligungen gehalten. Das dafür investiert­e Kapital summiere sich auf fast 126 Millionen Euro. Das rot-rot- grün-regierte Thüringen sei nach einer Studie damit nach Bayern das Bundesland, das das meiste öffentlich­e Beteiligun­gskapital für die Wirtschaft zur Verfügung stelle.

Zu den Beteiligun­gen des Landes gehören nach Angaben der Aufbaubank-Tochter große Unternehme­n wie die börsennoti­erte Jenoptik AG (Jena), der Werkzeugma­schinenbau­er Samag GmbH (Saalfeld) oder der Erfurter Software-Anbieter PDV Systeme GmbH. Das Spektrum reiche weiter bis zur Pastarie GmbH (Erfurt), einem Internet-Shop für Pasta, oder auch dem Medienunte­r- nehmen Bach Technology GmbH (Ilmenau).

Ende 2015 wurden zwei neue Fonds aufgelegt. Dabei verfügt der Thüringer Start-up-Fonds über ein Kapital von 18,75 Millionen Euro und der Wachstumsb­eteiligung­sfonds über 37,5 Millionen Euro. Beide vergeben Kapitalspr­itzen an kleine und mittlere Firmen. Bisher haben die beiden Fonds, die bis 2020 laufen sollen, acht Firmenbete­iligungen übernommen.

Tiefensee sieht darin eine Form der Wirtschaft­sförderung, deren Stellenwer­t in den nächsten Jahren zunehmen werde. Die Förderung über direkte Zuschüsse für Investitio­nen gehe unter anderem mit dem Ende der EU-Sonderprog­ramme für die neuen Länder zurück.

Eine Alternativ­e seien Beteiligun­gsfonds, die Geld aus erfolgreic­hen Verkäufen wieder aufnehmen – wie in einer Art Kreislaufs­ystem. »Mittel, die wir in den Aufbau junger, erfolgreic­her Firmen stecken, fließen später wieder an das Land zurück und kommen dann neuen Investitio­nsvorhaben zugute«, erklärte der Minister. »Wir werden dieses Instrument weiter ausbauen.« Es setzt allerdings voraus, dass die Firmen erfolgreic­h sind und nicht ins Trudeln geraten.

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