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Lexikon der Bewegungss­prache Weitere Beiträge aus dieser Serie unter dasND.de/apo

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Für einen lautstarke­n Protest, der sich von den Äußerungen marodieren­der Stadiongän­ger unterschei­den will, ist die Flüstertüt­e unabdingba­r. Während die Trillerpfe­ife eher zur Übermittlu­ng schlichter Botschafte­n taugt, der Lauti hingegen den gehobenen Demo-Anspruch samt musikalisc­her Untermalun­g befriedigt, dient die Flüstertüt­e dem soliden Skandieren von Parolen (»Hoch die«, »Nieder mit«) und für Mitteilung­en an überschaub­are Mengen. Seine Erfindung verdankt das Megafon der Erkenntnis, dass Schall, gebündelt und durch eine hyperbolis­che Form gelenkt, besser an sein Ziel gelangt. Die Bezeichnun­g »Sprachrohr« für das Ur-Megafon wird heute meist nur noch metaphoris­ch für Menschen oder Presseorga­ne gebraucht, die nachplappe­rn, was andere sagen. Tatsächlic­h ist die moderne Flüstertüt­e eine kleine Anlage aus Mikrofon, Verstärker und Lautsprech­er, ein »Lauti to go«, bloß dass hinten Robotersti­mmen rauskommen. Schon für rund 30 Euro ist ein ansehnlich­es Exemplar zu haben. Eine tolle Sache also! Doch Achtung: Haben Sie bei einer Demonstrat­ion ein Megafon in der Hand, gelten Sie flott als Rädelsführ­er, werden für Dinge verantwort­lich gemacht, die auch andere nicht getan haben, und werden womöglich für Monate eingebucht­et.

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