Zeitung: US-Kräfte bei Sirte im Kampf
Direkte Unterstützung der libyschen Truppen
Washington. US-Spezialkräfte haben einem Medienbericht zufolge erstmals direkte Unterstützung der libyschen Truppen in der Küstenstadt Sirte geleistet. Wie die »Washington Post« am Dienstag unter Berufung auf nicht genannte US-Regierungsvertreter berichtete, arbeiten die Kräfte in gemeinsamen Einsatzzentren am Stadtrand von Sirte. Demnach helfen sie bei der Koordinierung der US-Luftangriffe im Kampf gegen IS-Milizen in Sirte und stellen ihren Verbündeten Geheimdienstmaterial zur Verfügung.
Der Zeitung zufolge arbeiten die US-Spezialkräfte an der Seite von britischen Truppen. Unter Berufung auf westliche Sicherheitsvertreter sowie auf Offiziere, die mit der libyschen Regierung verbündet sind, hieß es weiter, dass britisches und US-»Personal« in Tarnkleidung und Schutzwesten mehrfach in Sirte gesehen worden sei. Das Pentagon wollte sich konkret zu dem Bericht nicht äußern, hatte in der Vergangenheit aber bereits erklärt, dass »kleine US-Teams« zum Sammeln von Geheimdienstinformationen in Libyen im Einsatz seien.
Sirte wird seit Mitte 2015 von Kämpfern der Miliz Islamischer Staat (IS) beherrscht. Im Mai dieses Jahres begann eine Offensive
»Kleine US-Teams« zum Sammeln von Informationen für den Geheimdienst
zur Rückeroberung der Stadt. Auf Bitten der libyschen Regierung begannen die USA schließlich Anfang August mit Luftangriffen auf dortige IS-Stellungen.
Ministerpräsident Fajes al-Sarradsch sagte nun der italienischen Zeitung »Corriere della Sera« vom Mittwoch, Libyen brauche »keine ausländischen Truppen auf seinem Boden«. Er habe lediglich um US-Luftunterstützung gebeten. Die Angriffe müssten präzise und in Absprache mit der Regierung erfolgen, sagte Sarradsch weiter. Seine Soldaten kämen gut allein zurecht, sofern sie US-Unterstützung aus der Luft erhielten.
Unterdessen forderten sechs westliche Länder, darunter Deutschland, dass die Kontrolle über die Öl-Anlagen in dem Krisenstaat »ohne Vorbedingungen oder Verzögerungen« wieder an die Behörden der anerkannten Einheitsregierung übergeben werden müsse.
In einer gemeinsamen Erklärung riefen Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien und die USA die Konfliktparteien auf, die Energie-Infrastruktur des Landes zu schützen. Die Länder bezogen sich vor allem auf Spannungen nahe der umkämpften wichtigen Öl-Anlage in der Küstenstadt Suwaitina.
Nach dem Sturz und dem Tod des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Zuge des NATO-Einsatzes im Jahr 2011 war das nordafrikanische Land ins Chaos gestürzt. Seitdem beherrschen verfeindete Milizen den Staat. Der IS nutzte die unübersichtliche Lage in Libyen, um sich dort auszubreiten.
Unterdessen haben libysche Milizen, die gegen die Terrorgruppe IS kämpfen, nach eigenen Angaben den Kontakt zu einem ihrer Kampfjets verloren. Der Kontakt sei bei einem Einsatz über der IS-Hochburg Sirte abgebrochen, teilte ein Sprecher der Bunjan-Marsus-Milizen mit. Die Kämpfer sind mit der libyschen Einheitsregierung verbündet, die auch von den Vereinten Nationen unterstützt wird. Der Islamische Staat reklamierte derweil über sein Sprachrohr Amak im Internet den Abschuss eines Kampfflugzeuges über der Stadt Sirte für sich.