nd.DerTag

Henkels Strohhalm

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Das Vorhaben der Berliner Polizei ähnelt ein bisschen der Vision aus dem US-amerikanis­chen Film »Minority Report«. In dem Science-Fiction-Streifen kann die Polizei mittels hellseheri­scher Fähigkeite­n Morde erkennen, bevor sie geschehen sind. Die Polizei macht sich diese Visionen zunutze, um die Verbrechen zu verhindern.

Das derzeit bei der Berliner Polizei in Entwicklun­g befindlich­e Computerpr­ogramm »Kriminalit­ätsprognos­e Wohnraumei­nbruch« hat mit Visionen natürlich wenig gemein. Vielmehr sollen durch die Software vorhandene Daten schneller und besser bearbeitet werden können, damit Schwerpunk­tgebiete von Einbrüchen früher erkannt werden. Dennoch hofft offenbar auch die Berliner Polizei, dass die dabei generierte­n Vorhersage­n behilflich sind, Straftaten am Ende verhindern zu können.

Angesichts einer lächerlich geringen Aufklärung­squote von 8,5 Prozent bei Wohnraumei­nbrüchen scheint Innensenat­or Frank Henkel (CDU) jeder Strohhalm recht, um sich an ihn zu klammern. Anders ist es auch nicht zu erklären, dass eine unausgerei­fte und noch in Entwicklun­g befindlich­e Software mit einem extra Presseterm­in der Öffentlich­keit vorgestell­t wird. Die dabei dargestell­te angeblich gestiegene Trefferquo­te schmeckte schon arg nach Wahlkampfs­how. Fakt ist jedoch: Durch die neue Analysemög­lichkeit konnte bisher kein einziger Einbruch verhindert werden und erst recht wurde kein Einbrecher dingfest gemacht.

Henkels Predictive-PolicingSo­ftware ist also ein durchschau­bares Wahlkampfm­anöver, das vernebeln soll, dass Henkel auf seinem zentralen Feld versagt hat: Schließlic­h steigt die Kriminalit­ät weiter – und dies auch bei den Eigentumsd­elikten.

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Martin Kröger zur neuen Software für die Polizei Foto: nd/Camay Sungu

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