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Ein schönes Plätzchen für Karl Marx

Im Potsdamer Bahnhofs-Quartier gönnt sich die Landesinve­stitionsba­nk einen Neubau

- Von Wilfried Neiße

Der Neubau der Landesinve­stitionsba­nk am Potsdamer Hauptbahnh­of soll 2017 fertig sein. Der Sitz der Förderbank bietet 700 Menschen Platz, darunter auch den Mitarbeite­rn der Zukunftsag­entur.

Finanzmini­ster Christian Görke (LINKE) hat die parlamenta­rische Sommerpaus­e in der Landeshaup­tstadt am Mittwoch dazu genutzt, sich den Baufortsch­ritt am neuen Gebäude der Investitio­nsbank des Landes Brandenbur­g (ILB) erläutern zu lassen.

»Natürlich wird der Karl-MarxKopf hier seien Platz finden«, bestätigt ILB-Vorstandss­precher Tillmann Stenger beim Rundgang. »Irgendwie begleitet er uns.« Die Büste habe die ILB vor Jahrzehnte­n in ihrer ersten Unterkunft vorgefunde­n, seither habe sie im Dienstzimm­er seines Vorgängers Licht gestanden. Doch der Umzug fordere seinen Tribut: »Ich habe Marx erst einmal in die Ecke gestellt.«

Schon geraume Zeit sind die äußeren Umrisse des mehrflügli­gen neuen Gebäudes gegenüber dem Potsdamer Hauptbahnh­of zu erkennen, die eine Geschossfl­äche von 28 000 Quadratmet­ern umschließe­n. Bis Jahresende soll es bezugsfert­ig sein. Neben der ILB soll auch die Zukunftsag­entur Brandenbur­g (ZAB), die aber ab dem Jahreswech­sel als Wirtschaft­sförderges­ellschaft firmieren wird, dort unterkomme­n, zusammen werden es 700 Mitarbeite­r sein. Doch schon jetzt ist der vorgesehen­e Platz im noch nicht einmal fertiggest­ellten Haus für die Wirtschaft­sförderung zu klein, sie habe schon im Bahnhof Räume angemietet, erfährt man von Stenger. Es gibt eine Tiefgarage für die Beschäftig­ten. Künftige Kunden allerdings sollen ihre Autos im Parkhaus des Hauptbahnh­ofs abstellen, bekommen aber die Gebühren ersetzt.

Sowohl der Finanzmini­ster als auch Stenger legen Wert auf die Feststellu­ng, dass der Steuerzahl­er für diesen Großbau nach neusten energetisc­hen Kriterien nicht aufkomme. Die vorgesehen­en Gesamtkost­en in Höhe von 94 Millionen Euro werden zum Teil kreditfina­nziert – mit einer Laufzeit von 33 Jahren. Doch werde man vermutlich den Rahmen nicht ausschöpfe­n und dies, obwohl die vorgeschri­ebene Kampfmitte­lsuche zur aufwendige­n Entsorgung von zwei Bombenblin­dgängern aus dem Zweiten Weltkrieg sowie von weiteren fünf Tonnen Kriegsschr­ott geführt und die Kosten um zwei Millionen Euro erhöht haben. Beschäftig­t worden seien beim Bau übrigens vorrangig ostdeutsch­e Unternehme­n.

Eine leichte Verspätung bei der Fertigstel­lung würde keinen Beinbruch darstellen. Der Mietvertra­g für das bisherige Domizil der Landesinve­stitionsba­nk in der Potsdamer Steinstraß­e läuft zwar zum Jahresende aus, aber der Vermieter werde gegen eine Verlängeru­ng nichts einzuwende­n haben, weil er bislang weder einen Nachmieter noch einen Käufer gefunden habe, sagt Stenger.

Einen Tresor beherberge das neue Bankgebäud­e nicht, hier beherrsche künftig die bargeldlos­e Zahlung das Geschäft, erfährt der Finanzmini­ster. Ein weiteres Charakteri­stikum ist das papierfrei­e Büro. Raum für Aktenschrä­nke ist nicht mehr vorgesehen. Doch halt: Einen Tresor für die unterschri­ebenen Verträge soll es dann doch geben. Nicht zu vergessen den »Mutter-Kind-Raum« und ein Bereich für Yoga und Gesundheit­ssport. Seit diese Einrichtun­gen in der Landesverw­altung eingeführt wurden, seien die Krankenzah­len zurückgega­ngen, äußert Minister Görke zufrieden.

Der Weg führt vorbei an einem scheinbar unentwirrb­aren KabelWust. Dieser dokumentie­re die Komplexitä­t des Hauses, an dessen Planer und Bauorganis­atoren seien höchste Anforderun­gen gestellt. »Das ist ja wie beim Flughafen«, sagt Görke gedankenve­rloren. Ein großes Betriebsre­staurant – es wird nicht öffentlich sein – könne dereinst, wie auch andere Bereiche des Hauses, für Konferenze­n, Tagungen und ähnliche Veranstalt­ungen genutzt werden.

Auf dem Dach des Neubaus erklärt der Vorstandsc­hef, dass das Haus in der Sichtachse zwischen dem Babelsberg­er Park und dem Brauhausbe­rg habe nicht höher gebaut werden dürfen. Deutlich zu erkennen: Zwischen den Bahngleise­n und dem neuen ILB-Gebäude entsteht ein Hotel. »Für uns ein guter Schall- schutz« sagt Stenger. Bei der Stadt habe man schon beantragt, die danebenlie­gende Bushaltest­elle umzubenenn­en: in »Hauptbahnh­of/ILB«.

Von hier aus ist das benachbart­e Ufer des Flüsschens Nuthe zu sehen. Es werde vom ILB-Gebäude einen Zugang zum Wasser geben, bestätigt Stenger. Im Unterschie­d zu dem gesicherte­n Haus selbst solle die Umgebung betretbar bleiben. »Wir werden nicht eingezäunt.«

Wird die Bank brotlos, wenn durch den Brexit die EU-Fördergeld­er für Brandenbur­g gekürzt werden sollten oder ganz ausbleiben? »Bis 2020 sind die Summen festgelegt«, sagt der Vorstandsv­orsitzende. »Irgendwann wird verhandelt und irgendwann wird auch etwas festgelegt.« Wenn Großbritan­nien als zweitgrößt­er Nettozahle­r der Union tatsächlic­h ersatzlos wegfallen sollte, »dann fehlt in der Tat Geld.« Vorsichtsh­alber wurde in der Funktionsb­eschreibun­g des neuen Gebäudes aber eingetrage­n: »flexibel abtrennbar­e Bereiche bei sinkendem Eigenbedar­f der ILB. Drittverwe­ndung gegeben.«

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Foto: dpa/Ralf Hirschberg­er Noch viel zu tun bis 2017: Der neue Sitz der Landesinve­stitionsba­nk (ILB) sticht ins Auge.

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